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Allgemeine Folgerungen 103
Wege vor sich ginge. Denn die letztere wird eben nach (72) durch die
Differenz der freien Energie am Anfang und am Ende des Prozesses gegeben.
Daher liefert ein, im u¨brigen beliebiger, reversibler U¨bergang des
Systems von einem Zustand zu einem anderen immer das Maximum der
Arbeit, welches u¨berhaupt aus einem isothermen U¨bergang des Systems
von dem einen Zustand zum anderen gewonnen werden kann, wa¨hrend
bei jedem irreversibeln U¨bergang ein gewisser Arbeitsbetrag, na¨mlich die
Differenz des Maximums der zu gewinnenden Arbeit (Abnahme der freien
Energie) und der wirklich gewonnenen Arbeit, verloren geht.
Wenn hier davon gesprochen wird, daß der U¨bergang eines Systems
aus einem Zustand in einen anderen einmal auf irreversibelm, einmal auf
reversibelm Wege vorgenommen wird, so liegt darin kein Widerspruch mit
dem anderen, selbstversta¨ndlichen Satze, daß zwischen zwei Zusta¨nden eines
Systems nur entweder ein reversibler oder ein irreversibler U¨bergang mo¨glich
ist, ohne daß in anderen Ko¨rpern A¨nderungen zuru¨ckbleiben. In dem hier
betrachteten Falle ko¨nnen in der Tat A¨nderungen in einem anderen Ko¨rper
zuru¨ckbleiben, na¨mlich in dem das System umgebenden Medium, welches
nach §140 im allgemeinen positive oder negative Wa¨rme an das System
abgibt, und in unserem Falle abgeben muß, um das System auf konstanter
Temperatur zu erhalten.
§ 143. Erfolgt ein isothermer Prozeß, wie die meisten chemischen
Prozesse, mit verschwindend kleiner
Arbeitsleistung:∑
A= 0,
so ist nach (73):
F2−F1<0,
d.h. die freie Energie nimmt ab. Die Gro¨ße dieser Abnahme kann man
als ein quantitatives Maß benutzen fu¨r die Arbeit der Kra¨fte (chemische
Verwandtschaft, Affinita¨t, Avidita¨t), welche den Prozeß veranlassen; dieselbe
geht dabei als a¨ußere Arbeit verloren.
Es werde z.B. eine wa¨ßrige Lo¨sung eines nichtflu¨chtigen Salzes
durch Zusatz von Wasser auf isothermem Wege verdu¨nnt, indem die
Verdu¨nnungswa¨rme von einem passenden Wa¨rmereservoir aufgenommen
oder geliefert wird, je nachdem die Energie U2 der verdu¨nnten Lo¨sung
(Endzustand) kleiner oder gro¨ßer ist als die Summe U1 der Energie
der unverdu¨nnten Lo¨sung und der Energie der zugesetzten Wassermenge
(Anfangszustand). Die freie Energie F2 der verdu¨nnten Lo¨sung dagegen
ist nach der letzten Ungleichung notwendig kleiner als die Summe F1
der freien Energie der unverdu¨nnten Lo¨sung und der freien Energie des
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253