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System von beliebig vielen unabha¨ngigen Bestandteilen 171
§ 203. Es ist nun leicht zu sehen, wie sich im allgemeinen der
Gleichgewichtszustand des Systems aus den von vornherein gegebenen
a¨ußeren Bedingungen (147) und den Gleichgewichtsbedingungen (149)
bestimmt. Die Zahl der ersten betra¨gt α, die der zweiten α(β−1), also
zusammen αβ Gleichungen. Andrerseits ha¨ngt der Zustand der β Phasen
von αβ+2 Variabeln ab, na¨mlich außer von den αβ Massen M′1, .. . M β
α
noch von der Temperatur T und dem Druck p. Es bleiben daher, wenn alle
Bedingungen erfu¨llt sind, noch zwei Variable unbestimmt. Im allgemeinen
wird man also sowohl die Temperatur als auch den Druck ganz beliebig
wa¨hlen ko¨nnen; es gibt aber, wie sogleich gezeigt werden wird, spezielle
Fa¨lle, in denen Temperatur und Druck nicht mehr willku¨rlich sind, so daß
dann zwei andere Variable, etwa Gesamtvolumen und Gesamtenergie des
Systems, unbestimmt bleiben. Verfu¨gt man willku¨rlich u¨ber ihre Werte, so
ist dann der Gleichgewichtszustand des Systems in allen Stu¨cken bestimmt.
§ 204. Scheiden wir nun die αβ+2 Variabeln, von denen der Zustand
des Systems abha¨ngt, in solche, welche nur die innere Beschaffenheit
der Phasen betreffen (innere Variable) und in solche, welche nur die
Gesamtmassen der Phasen bestimmen (a¨ußere Variable). Die Anzahl
der ersteren ist (α−1)β+2, na¨mlich in jeder der β Phasen die α−1
Verha¨ltnisse der α in ihr enthaltenen unabha¨ngigen Bestandteile zueinander,
und außerdem Temperatur und Druck; die Anzahl der letzteren ist β,
na¨mlich die Gesamtmassen aller Phasen. Zusammen:
(α−1)β+2+β=αβ+2.
Nun enthalten die α(β−1) Gleichungen (149) nach dem dort Gesagten
nur innere Variable, also bleiben nach Befriedigung dieser Gleichungen von
der Gesamtzahl der inneren Variabeln
noch[
(α−1)β+2]−[α(β−1)]=α−β+2
als unbestimmt zuru¨ck. Diese Zahl kann nicht negativ sein; denn sonst
wu¨rden die inneren Variabeln des Systems nicht ausreichen, um die
Gleichungen (149) alle zu befriedigen; es muß also sein:
β5α+2,
d.h. die Zahl der Phasen kann die Zahl der unabha¨ngigen Bestandteile
ho¨chstens um zwei u¨bertreffen, oder: ein System von α unabha¨ngigen
Bestandteilen kann ho¨chstens α+2 Phasen bilden. Im Grenzfall β=α+2
reicht die Anzahl der inneren Variabeln gerade aus, um die inneren
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253