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System von beliebig vielen unabha¨ngigen Bestandteilen 173
Punkt wird gebildet von einer wa¨ßrigen Kochsalzlo¨sung in Beru¨hrung mit
festem Salz, Eis und Wasserdampf.
Ferner liefern α= 3 unabha¨ngige Bestandteile, wie Na2O4, MgSO4 und
H2O, einen fu¨nffachen Punkt, na¨mlich das Doppelsalz Na2Mg(SO4)2 ·4H2O
(Astrakanit), die beiden einfachen Salze kristallisiert, wa¨ßrige Lo¨sung und
Wasserdampf, Temperatur 21,5◦C., Druck etwa 10mm Quecksilber.
§ 206. Nehmen wir weiter den Fall:
β=α+1,
d.h. die α unabha¨ngigen Bestandteile bilden α+1 Phasen. Dann ist die
innere Beschaffenheit aller Phasen durch eine einzige Variable vollkommen
bestimmt, etwa durch die Temperatur oder durch den Druck. Dieser Fall wird
gewo¨hnlich als der des
”
vollsta¨ndig heterogenen“ Gleichgewichts bezeichnet.
Fu¨r α= 1 ergibt sich hier β= 2: ein einziger unabha¨ngiger Bestandteil
in zwei Phasen, z.B. als Flu¨ssigkeit und Dampf. Sowohl der Druck als
auch die Dichtigkeit der Flu¨ssigkeit und des Dampfes ha¨ngen allein von der
Temperatur ab, wie schon im vorigen Kapitel gezeigt wurde. Hierher geho¨rt
auch die mit chemischer Zersetzung verbundene Verdampfung, insofern das
System nur einen einzigen unabha¨ngigen Bestandteil entha¨lt, wie z.B. die
Verdampfung von festem NH4Cl (Salmiak). Solange nicht Salzsa¨ure- oder
Ammoniakdampf im U¨berschuß zugegen sind, entspricht jeder Temperatur T
eine ganz bestimmte Dissoziationsspannung p.
Fu¨r α= 2 wird β= 3, wie z.B., wenn eine Salzlo¨sung zugleich mit
ihrem Dampf und mit dem festen Salz in Beru¨hrung ist, oder wenn zwei
nicht in allen Verha¨ltnissen mischbare Flu¨ssigkeiten (A¨ther und Wasser) sich
zusammen unter ihrem gemeinsamen Dampf befinden. Dampfdruck, Dichte
und Konzentration in jeder Phase sind dann Funktionen der Temperatur
allein.
§ 207. Außer der Temperatur wird auch der Druck ha¨ufig als
diejenige Variable angenommen, durch welche beim vollsta¨ndig heterogenen
Gleichgewicht die innere Beschaffenheit aller Phasen bestimmt ist, namentlich
beisolchenSystemen,welchekeinegasfo¨rmigePhasebesitzen,densogenannten
”
kondensierten“ Systemen. Denn bei diesen Systemen ist der Einfluß des
Druckes auf den Zustand aller Phasen unter gewo¨hnlichen Umsta¨nden so
gering, daß man dann ohne merklichen Fehler den Druck als gegeben und
etwa gleich dem einer Atmospha¨re annehmen kann. Daher liefert hierfu¨r
die Phasenregel den Satz: Ein kondensiertes System von α unabha¨ngigen
Bestandteilen kann ho¨chstens α+1 Phasen bilden und ist dann in seiner
inneren Beschaffenheit, einschließlich der Temperatur, vollkommen bestimmt.
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253