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Verdu¨nnte Lo¨sungen 223
Gleichgewicht befindlichen Lo¨sung alle Moleku¨larten, die
einer Umwandlung unter Wa¨rmeentwicklung fa¨hig sind.
Es sollen nun einige der wichtigsten speziellen Fa¨lle na¨her besprochen
werden. Die Anordnung ist in erster Linie nach der Zahl der unabha¨ngigen
Bestandteile des Systems (§198), in zweiter nach der Zahl der Phasen
eingerichtet.
§ 260. Ein unabha¨ngiger Bestandteil in einer Phase. Nach der
Phasenregel ha¨ngt der innere Zustand der Phase von zwei Variabeln ab, also
z.B. von der Temperatur T und dem Druck p. Dabei kann die Phase beliebig
viele Moleku¨larten enthalten. So wird eine Quantita¨t flu¨ssiges Wasser außer
den einfachen H2O-Moleku¨len auch Doppel- und mehrfache Moleku¨le, ferner
Moleku¨le H2 und O2 auch H2O2, ferner geladene Ionen +
H, −
HO und −−
O usw.
in endlichem Betrage enthalten. Die elektrischen Ladungen der Ionen spielen
in der Thermodynamik keine besondere Rolle, solange nicht die elektrischen
Kra¨fte mit den thermodynamischen in Kollision geraten, was nur und immer
dann eintritt, wenn die thermodynamische Gleichgewichtsbedingung eine
Verteilung der Ionen in den verschiedenen Phasen des Systems verlangt, bei
welcher vermo¨ge der unvera¨nderlichen Ladungen der Ionen freie Elektrizita¨t
im Innern einer Phase auftreten mu¨ßte. Einem solchen Zustande widersetzen
sich die elektrischen Kra¨fte mit großer Sta¨rke, und es tritt eine Abweichung
von dem rein thermodynamischen Gleichgewicht ein, welche andrerseits
durch entstehende Potentialdifferenzen zwischen den betreffenden Phasen
kompensiert wird. Eine allgemeine U¨bersicht u¨ber diese elektromolekularen
Erscheinungen la¨ßt sich gewinnen, wenn man den Wert der Energie
des Systems durch Hinzufu¨gung elektrischer Glieder verallgemeinert. Doch
beschra¨nken wir uns hier auf die Betrachtung unelektrischer Zusta¨nde,
und brauchen daher gar keine Ru¨cksicht zu nehmen auf die elektrischen
Ladungen der Ionen, die wir einfach wie andere Moleku¨le behandeln.
In dem vorliegenden Falle sind also die Konzentrationen sa¨mtlicher
Moleku¨larten durchT und pbestimmt. Eine Berechnung der Konzentrationen
ist bisher nur fu¨r die Ionen +
H und −
HO gelungen (die Zahl der −−
O -Ionen
ist dagegen zu vernachla¨ssigen) und zwar u. a. durch die Messung der
elektrischen Leitfa¨higkeit der Lo¨sung, die allein von den Ionen herru¨hrt. Nach
Kohlrausch und Heydweiller ist der Dissoziationsgrad des Wassers,
d. h. das Verha¨ltnis der Masse des in Ionen +
H und −
HO gespaltenen Wassers
zu der Gesamtmasse des Wassers bei 18◦C.
14,3 ·10−10.
Diese Zahl stellt zugleich das Verha¨ltnis der Zahl der dissoziierten Moleku¨le
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253