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Verdu¨nnte Lo¨sungen 249
woraus als einzige Bedingung der Isohydrie folgt:
n2
n0 = n′2
n′0 oder c2 = c′2(= c3 = c′3),
d.h. die beiden Lo¨sungen sind isohydrisch, wenn in ihnen die Konzentration
des gemeinsamen Ions H3 −
C2O2 die na¨mliche ist. Dieser Satz wurde zuerst
von Arrhenius ausgesprochen und an zahlreichen Messungen verifiziert.
In allen Fa¨llen, wo die genannte Bedingung der Isohydrie nicht realisiert
ist, mu¨ssen bei der Vermischung der Lo¨sungen chemische Umwandlungen:
Dissoziation und Assoziation, vor sich gehen. Von der Richtung und der
Gro¨ße dieser Umwandlungen gewinnt man eine Vorstellung, wenn man
sich die beiden gelo¨sten Stoffe (Essigsa¨ure und Natriumacetat) getrennt,
und die gesamte Menge des Lo¨sungsmittels (Wasser) so auf dieselben
verteilt denkt, daß die Lo¨sungen isohydrisch werden. Befinden sich z.B.
beide Lo¨sungen urspru¨nglich in normaler Verdu¨nnung (1 g-Moleku¨l in
1 Liter Lo¨sung), so werden sie nicht isohydrisch sein, weil Natriumacetat
in normaler Verdu¨nnung bedeutend sta¨rker dissoziiert ist, also eine gro¨ßere
Konzentration der H3 −
C2O2-Ionen besitzt als Essigsa¨ure. Um nun das
gesamte Lo¨sungswasser so auf die beiden Elektrolyte zu verteilen, daß
die Konzentration des gemeinsamen Ions H3 −
C2O2 in beiden Lo¨sungen
dieselbe wird, muß man dem schwa¨cher dissoziierten Elektrolyt (Essigsa¨ure)
Lo¨sungswasser entziehen und dies dem sta¨rker dissoziierten Natriumacetat
hinzufu¨gen. Denn infolge der abnehmenden Verdu¨nnung geht zwar die
Dissoziation der Essigsa¨ure zuru¨ck, die Konzentration der freien Ionen in
der Sa¨ure wa¨chst aber dennoch, wie man leicht aus §262 findet, weil die
Ionen auf eine kleinere Wassermenge zusammengedra¨ngt werden. Umgekehrt
nimmt die Dissoziation des Natriumacetats mit dem Wasserzusatz zu, die
Konzentration der freien Ionen des Salzes nimmt aber ab, weil die Ionen
sich durch eine gro¨ßere Wassermenge verbreiten. So kann man es erreichen,
daß die Konzentration des gemeinsamen Ions H3 −
C2O2 in beiden Lo¨sungen
gleich wird, und dann sind die Lo¨sungen isohydrisch, d.h. sie befinden sich
in demjenigen Dissoziationszustand, der bei einer Vermischung der Lo¨sungen
nicht mehr gea¨ndert wird. Dies ist also zugleich auch der Zustand, den die
beiden gemischten Normallo¨sungen schließlich im Gleichgewicht annehmen;
es folgt daraus der Satz, daß bei der Vermischung zweier gleich verdu¨nnter
Lo¨sungen bina¨rer Elektrolyte die Dissoziation des schwa¨cher dissoziierten
Elektrolyten (Essigsa¨ure) noch weiter zuru¨ckgeht, wa¨hrend die des sta¨rker
dissoziierten (Natriumacetat) noch weiter zunimmt.
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253