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Neujahrstag#

Neujahrstag

Seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert war der 1. Jänner Jahresbeginn in Rom, 1691 legte ihn auch Papst Innozenz XII. als Neujahrstag fest. Zuvor hielten sich die Christen an andere Jahresanfänge. Noch immer beginnt das Kirchenjahr am 1. Adventsonntag und anstelle des bürgerlichen Neujahrs steht das Hochfest der Gottesmutter Maria im liturgischen Kalendarium. Die Ablehnung hat Tradition: Die Römer feierten um diese Zeit das Fest des doppelgesichtigen Gottes Janus. Die frühe Kirche rief zur Buße auf, zelebrierte Messen "zum Fernhalten vom Götzendienst" (ad prohibendum ad idolis) und legte später ein Marienfest auf den Oktavtag von Weihnachten

Zum Jahresbeginn hofft(e) man auf ein gutes Omen. "Wie der Anfang so das Ganze," lautet das mehr oder minder ausgesprochene Motto, das schon die Römer kannten: Gut essen, Geld oder Geschenke bekommen, sich schön anziehen, fröhlich sein und es sich gut gehen lassen. Zeichen dafür sind die Glückssymbole, die man einander zu Silvester schenkt. Orakelhafte Bedeutung sprach man dem "Angang" zu. Je nachdem wer einem als erster begegnete, wurde dies als künftiges Glück (Kind) oder Unglück (Nonne, Greis) gedeutet. Glücksbringer und Scherzartikel erhält man bei den Neujahrsmärkten an verschiedenen Standorten. Sie finden vom 27. bis 31. Dezember von 6 bis 24 Uhr statt.

Bis heute ist das "Neujahrsbaby" den Tageszeitungen Schlagzeilen wert. 22.000 Österreicherinnen und Österreicher haben am 1. Jänner Geburtstag. Früher glaubte man, wenn der 1. Jänner auf einen Sonntag fiel, die an diesem Tag Geborenen Macht über Geister und Schätze hätten. 2024 kamen punkt null Uhr in Tulln die Zwillinge Anna und Alice zur Welt.

Neujahrswünsche wurden persönlich entboten oder als Postkarten verschickt. Im Salzburgischen wünschte man einander "An Fried, an Reim und an Gsund." (Friede, Glück und Gesundheit). Allgemein erwarteten Gratulanten eine kleine Gegengabe für ihre guten Wünsche. Wiener, bei denen sich zu viele Gratulanten einstellten, suchten dies durch Enthebungskartenzu verhindern. Im Biedermeier galten die Wiener Kunstbilletts,Glückwunschkarten und Neujahrsbriefe als besonders elegant.

Ein weltweiter Brauch aus Wien ist das Neujahrskonzert aus dem Goldenen Saal des Musikvereins. Es fand erstmals 1939 statt, wird seit 1959 vom ORF-Fernsehen übertragen, seit 1969 in Farbe. 50 Millionen Zuschauer in 100 Ländern verfolgen die Live-Sendung, davon durchschnittlich 1,18 Millionen in Österreich. 15 Kameras waren (2024) im Einsatz. 2024 dirigiere Christian Thielemann, der Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden. (bereits zum zweiten Mal) das Neujahskonzert. Auf dem Programm standen außer Kompositionen der Strauß-Dynastie Werke von Anton Bruckner, Karl Komzak und Carl Michael Ziehrer. Bisher wurden nahezu 1000 Stücke dargeboten und an weiteren besteht kein Mangel. Zu den traditionellen Zugaben zählen der Donauwalzer und der Radetzkymarsch von Johann Strauß. Besonders beliebt sind die Zuspielungen der Balletteinlagen aus historischen Gebäuden. Der Schmuck für das Neujahrskonzert - rund 30.000 Blumen - war von 1980 bis 2013 ein Geschenk der italienischen Stadt Sanremo. 2014 stellten die Wiener Philharmonikern die Blumen selbst zur Verfügung. Seit 2015 erfolgt die Dekoration in Zusammenarbeit von Floristen und den Wiener Stadtgärten.


Quellen:
Adolf Adam: Das Kirchenjahr mitfeiern. Freiburg/Br. 1979. S.188, 195
Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. München 1994. S. 195
Helga Maria Wolf: Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 57 f.
"Kurier", 2.1.2023
"Oe 24", 2.1.2023

Bild:
Glückwunschbrief zum neuen Jahr. Wien 19. Jahrhundert. Gemeinfrei


Siehe auch:
--> Heimatlexikon


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