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Goldschmiedekunst#

Corvinusbecher
Goldschmiedekunst: Corvinusbecher, 15. Jh. (Wiener Neustadt, NÖ.).
© Copyright Österreich Werbung, Grünert.

Im Bereich des heutigen Österreichs lässt sich eine eigene künstlerisch hochstehende Tätigkeit auf dem Gebiet der Goldschmiedekunst im frühen und hohen Mittelalter nur für das Erzbistum Salzburg nachweisen. Nach einem 1. Höhepunkt bereits im 8. und 9. Jahrhundert (Tassilokelch im Stift Kremsmünster) zeigt sich ein neuerlicher Aufschwung ab Mitte des 12. Jahrhunderts bis Mitte des 13. Jahrhunderts (Kelch von St. Peter, Kunsthistorisches Museum, Wien; Reliquienkreuz in Stift Zwettl; Gurker Tragaltar, Klagenfurt). Für den Herrschaftsbereich der Babenberger ist keine einheimische Produktionsstätte von größerer Bedeutung fassbar. Die aus dieser Zeit in Österreich erhalten gebliebenen Kunstwerke weisen eine weitverzweigte Herkunft auf (so genannter Verduner Altar, Klosterneuburg, maasländisch; 7-armiger Leuchter, ebenda, Verona; Wiltener Kelch, Kunsthistorisches Museum, niedersächsisch; Scheibenkreuz in Kremsmünster, niedersächsisch oder englisch; Vortragekreuz in Bartholomäberg, Vorarlberg, Limoges).


Die alpenländischen Erzeugnisse zeigen bis in das 13. Jahrhundert hinein die Tradition des so genannten "langobardischen Stils" (vergoldete Kupferplatten aus Vöcklabruck; Kopfreliquiar in Melk), der erst durch den Einfluss gotischer Gestaltungsprinzipien verdrängt wurde. Neben Salzburg (Rupertuskelch, um 1300, Salzburger Dommuseum) tritt im 14. Jahrhundert Wien als wichtiges Zentrum der Goldschmiedekunst hervor. Hier stehen die Arbeiten in enger Verbindung zu oberrheinischen Werken (Ergänzungstafeln zum Verduner Altar von 1331), aber auch Anregungen aus Oberitalien und Böhmen sind erkennbar (Melker Kreuz, 1362). 1366 erhielten die Wiener Goldschmiede ihre 1. Zunftordnung (1775 zum letztenmal erneuert). Unter Friedrich III. und Maximilian I. zeigen sich Ansätze zu einer Hofkunst, die ihrerseits aber starken Einflüssen aus Nürnberg und Burgund unterworfen war. Erhalten sind Kirchengeräte wie Monstranzen (St. Leonhard in Tamsweg, Hall in Tirol, Wiener Domschatz), Kelche (St. Peter in Salzburg, Tamsweg, Brixlegg, St. Sigismund im Pustertal, Klosterneuburg), Reliquiare und Vortragekreuze. Von der profanen Goldschmiedekunst ist der so genannte Corvinusbecher in Wiener Neustadt zu nennen. Eine große Blüte erlebte die Goldschmiedekunst im 16. Jahrhundert in den landesfürstlichen Residenzen Graz und Innsbruck sowie weiterhin in Salzburg und Wien. Der erhaltene Bestand an Werken ist aber relativ gering.


Anhänger von J. Hoffmann
Goldschmiedekunst: Anhänger von J. Hoffmann, um 1910.
© Copyright Christian Brandstätter Verlag, Wien.
Über den Einfluss süddeutscher und italienischer Künstler wurden die Renaissanceformen etabliert. Die Hofwerkstätte Rudolfs II. in Prag, der Künstler aus ganz Europa angehörten, schuf 1602 die nachmalige österreichische Kaiserkrone. Erst wieder gegen Ende des 17. Jahrhunderts bildeten Graz und noch stärker Wien bedeutende Zentren der Goldschmiedekunst. Verstärkt von Adel und Kirche mit Aufträgen bedacht, schufen die österreichischen Goldschmiede in Anlehnung an französische und süddeutsche Vorbilder sakrale und profane Werke, zum Teil nach Entwürfen von führenden Baumeistern wie J. B. Fischer von Erlach und M. Steinl. Unter den Wiener Meistern nahm J. B. Känischbauer (1660-1739) einen besonderen Rang ein. Seine Sonnenmonstranz für Maria Loreto in Prag wurde vorbildlich für viele weitere ähnliche österreichische Werke. Als bedeutendster Goldschmied der Zeit Maria Theresias kann J. Moser gelten (Kolomani-Monstranz in Melk, 1752; Monstranz am Sonntagberg, 1762). Die von A. Domanek um 1750 geschaffene goldene Frühstücks- und Toilettegarnitur für Maria Theresia zählt zu den bedeutendsten profanen Arbeiten dieser Epoche.


In Graz arbeiteten neben L. Vogtner (Monstranz für St. Georgen bei Wildon) und F. Pfaffinger (Monstranz für den Grazer Dom, 1750) auch A. Römmer, der 1773 den Silberaufsatz für den Hauptaltar der Mariahilferkapelle der Minoriten schuf. Die durch die Napoleonischen Kriege veranlassten schwerwiegenden Verordnungen (1806 Repunzierungs-Verordnung und Befreiungsstempel; 1810 Taxstempel) haben nicht nur den Bestand an Werken erheblich reduziert, sondern auch dem Stand der Goldschmiede insgesamt schwer zugesetzt. Bei der nach 1830 wieder ansteigenden Produktivität konnten sich besonders die Wiener Erzeugnisse einen ausgezeichneten Ruf erwerben (unter anderem K. und F. Wallnöfer, J. Wieser, W. J. Swoboda, J. H. Köchert), wobei auch maschinelle Produktionsverfahren in der Silberverarbeitung etabliert wurden (S. Maderhofer, A. J. Würth). Wichtige Impulse für einen "neuen Wiener Stil" gingen von der 1867 gegründeten Kunstgewerbeschule am Österreichischen Museum für Kunst und Industrie aus. Eine führende Stellung bis zum 1. Weltkrieg nahmen die Produkte der Firma Klinkosch ein. Der Goldschmiedekunst wandte sich auch die dem Secessionismus verpflichtete Wiener Werkstätte zu. Neben der geometrischen Formstrenge Josef Hoffmanns und Kolo Mosers schuf Dagobert Peche stärker dekorative Arbeiten. Das Niveau der formalen und handwerklichen Qualität auf dem Gebiet der Goldschmiedekunst wurde zwischen 1918 und 1938 bis in die Zeit nach 1945 hauptsächlich von den Erzeugnissen der Wiener Werkstätte bestimmt.


--> Historische Bilder zu Goldschmiedekunst (IMAGNO)

Literatur#

  • Goldschmiedekunst. Sakrale und profane Kunstwerke aus der Steiermark, Ausstellungskatalog, Graz 1961
  • Renaissance in Österreich, Ausstellungskatalog, Schallaburg 1974
  • W. Neuwirth, Lexikon Wiener Gold- und Silberschmiede und ihre Punzen 1867-1922, 2 Bände, 1976/77
  • B. Wild, Der Goldschmied J. Moser und die Wiener Goldschmiedekunst des 18. Jahrhunderts, Dissertation, Wien 1982
  • Gold + Silber. Kostbarkeiten aus Salzburg, Ausstellungskatalog, Salzburg 1984
  • S. Krenn, Studien zur Wiener Goldschmiedekunst des 14. Jahrhunderts, Dissertation, Wien 1984
  • H. Fillitz und M. Pippal, Schatzkunst, 1987
  • H. Pickl-Herk, Der Grazer Goldschmied F. Pfaffinger (1693-1763): ein Beitrag zur steirischen Goldschmiedekunst in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, Dissertation, Graz 1988
  • W. Neuwirth, Wiener Silber 1780-1866, 2 Bände, 1988/89


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