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vom 15.05.2022, aktuelle Version,

Burgruine Emmerberg

Burgruine Emmerberg
Zustand um 1680

Zustand um 1680

Alternativname(n) Emerberg
Staat Österreich
Ort Winzendorf-Muthmannsdorf
Entstehungszeit 1160–1170
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine
Geographische Lage 47° 49′ N, 16° 6′ O
Burgruine Emmerberg (Niederösterreich)
Burg Emmerberg vom Süden aus gesehen
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Rechts: Ruine Emmerberg aus Nord (2007), Links: Grundrisszeichnung von 1885
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Rechts: Bogen des Haupttores (Tor I), Links: Reste der Burgkapelle
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Rechts: Visualisierung des Achsknick der Burgkapelle, Links: Schildmauer der Hochburg
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Rechts: Durchgang zur Hochburg (Tor III), Links: Fensternische mit Sitzbänken in der Ostwand des Palas

Die Burgruine Emmerberg (Emerberg) ist eine mittelalterliche Höhenburg im schon weit fortgeschrittenen Verfallsstadium auf einem Bergrücken über der Prossetschlucht im Südosten von Niederösterreich in der Marktgemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf. Die Burg war ein Glied der Befestigungslinie an der Nordgrenze der karantanischen Mark und war von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis ins Jahr 1760 bewohnt. Danach erfolgte der Abbruch der Dächer und der allmähliche Verfall der Festungsanlage durch Steinraub und Verwahrlosung.

Lage und Topographie

Die Burg befindet sich auf dem südwestlichen Sporn des 583 Meter hohen und dicht bewaldeten Schlossberges, am Nordrand des sogenannten Steinfeldes – ca. 10 km westlich von Wiener Neustadt. Der Sporn des Schlossberges weist an drei Seiten steil abfallende Felsen auf, so dass lediglich die Südostseite, an der eine Überhöhung durch den benachbarten Berghang gegeben ist, stark befestigt werden musste. Die strategische Lage der Burg war ideal. Von ihrem Standort aus kann man die gesamte "Neue Welt", eine fruchtbare Senke zwischen Hoher Wand und Fischauer Vorbergen und auch einen Teil des Steinfeldes überblicken.

Funktion

Aufgabe der Besatzung war den Eingang in die Ebene der Neuen Welt durch die Prossetschlucht zu bewachen und notfalls zu sperren, der Bevölkerung in den umliegenden Dörfern bei Gefahr Schutz zu bieten und als Signalstation (eines um 1200 entstandenen optischen Frühwarnsystems) in der Kette der Wehrbauten am Grenzabschnitt der Karantanischen Mark, heute das südöstliche Niederösterreich, zu dienen. Vom Emmerberg aus konnte jedoch nicht die Wiener Neustädter Pforte eingesehen werden, sie war das potentielle Einfallstor von Invasoren – besonders der Ungarn – aus dem Osten. Die Sichtverbindung von Burgstall Muthmannsdorf Richtung Osten reicht hingegen über das Steinfeld bis in die Wiener Neustädter Pforte. In der Gegenrichtung sind die Burg Starhemberg und die Kirchen von Muthmannsdorf und Maiersdorf zu sehen. Zu den Burgen am Emmerberg und Tachenstein gibt es vom Burgstall dagegen keine Sichtverbindung. Zur Übertragung von Licht- oder Rauchsignalen waren daher Zwischenstationen erforderlich. Eine von ihnen war die Pfarrkirche von Maiersdorf, von dort aus konnte man beide Burgen sehen. Bei Angriffen wurden deren Besatzungen durch Warnfeuer der Beobachtungsposten auf dem Burgstall (Kleinburg) und Maiersdorf (Pfarrkirche) alarmiert.

Entwicklung

Der Hauptschub der bairischen Kolonisation erfolgte ab 1042 nach dem endgültigen Sieg über das Reitervolk der Magyaren bei Pitten. Die Besiedlung war schon nach etwa 200 Jahren weitgehend abgeschlossen. Die Grundherren rodeten die damals noch ausgedehnten Wälder, um mehr Ackerland zu schaffen. Die Kolonisten erhielten dann die neu entstandenen Liegenschaften als Lehen und wurden dadurch hörige Bauern. Diese Rodungsherrschaften wurden meist nicht schriftlich dokumentiert. Rückschließend von den zahlreichen verschiedenen Besitzverhältnissen der Höfe waren daran aber ziemlich sicher die Herren von Stixenstein, Emmerberg, Vöstenhof (Neydegghof) und Schrattenstein beteiligt.

Um das Jahr 1170 wird die Burg erstmals urkundlich erwähnt. Emmerberg war, wie auch die benachbarte Festung Starhemberg, ein wichtiges Glied in der Befestigungskette an der Nordgrenze der karantanischen Mark. Sie dürfte um die Mitte des 12. Jahrhunderts, zwischen 1160 und 1170, entstanden sein. Burgherr war damals Durinch de Emberberch. Zur Zeit der Babenberger zählten die Emmerberger zu den vornehmsten Familien im Herzogtum Steiermark. Sie waren auch mehrere Generationen lang mit dem wichtigen Amt des Truchsessen betraut. Ihr Wappen zeigt einen Wassereimer auf blauem Feld, was zu etlichen Sagen und Legenden Anlass gab. Die genaue Bedeutung dieser Symbolik konnte aber wissenschaftlich nie ganz geklärt werden. Zwei Familienzweige waren in der Steiermark sesshaft, wo sie auch mehrere Burgen in ihren Besitz brachten.[1]

Im Jahr 1249 wird die Festung Emmerberg als castrum bezeichnet. In der Steirischen Reimchronik wird berichtet, dass einer der Emmerberger, Berthold IV, 1278 in der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen den Böhmenkönig Ottokar II. Přemysl vom Pferd gestochen hatte, weil dieser zuvor seinen Onkel Seifried von Mahrenberg auf grausame Art hingerichtet haben soll. Die Historiker zweifeln diese Darstellung jedoch an und vermuten, dass Ottokar in Wirklichkeit im Kampfgetümmel fiel. 1289 stürmte Berthold, als Heerführer Herzog Albrechts von Österreich, die Burg Güssing und erhielt sie für einige Zeit als Lehen. Friedrich IV. Truchsess von Emmerberg bekleidete von 1441 bis zu seinem Tod 1452 das Amt des Erzbischof von Salzburg. Das Geschlecht der Emmerberger starb 1455 im Mannesstamme aus.

Aber schon 1384 wurde Ludwig von Eckartsau durch Herzog Albrecht III. mit der Burg belehnt. Ihm folgte sein Sohn Kardolt der die Festung an die Brüder Hans und Adam Linzer verkaufte, die wiederum von Herzog Albrecht IV. damit belehnt wurden. Der nächste bekannte Lehnsmann war Hans Haring, der Emmerberg um 1425 an seinem Vetter Kaspar abtrat. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert wurde sie noch mehrmals umgebaut, musste sich während dieser Zeit jedoch nie in einer Belagerung bewähren. Als man im 17. Jahrhundert die Burgen des Erzherzogtum Österreich wegen der drohenden Türkeneinfälle auf ihre Verteidigungsfähigkeit überprüfte, wurde Emmerberg allerdings – im Gegensatz zu Starhemberg – nicht als Fluchtort für die umliegende Bevölkerung bestimmt.[2] In dieser Zeit wechselte sie in rascher Abfolge ihre Besitzer. Unter anderem scheinen die Familien

  • Wolfenreut (um 1430–1494),
  • Teufel,
  • Brassican,
  • Spaur (um 1500),
  • Heussenstein (ab 1706) und
  • Minassi und von Suttner (1805)

als Burgherren auf. Der letzte der Wolfenreuter auf Emmerberg, Georg, starb am 24. April 1549. Zuvor hatte er seine Tochter Elisabeth mit Erasmus von Schärfenberg verheiratet, der nun Herr auf Emmerberg wurde. Elisabeth (sie stirbt 1579) vererbte die Burg an ihre zwei Töchter Julia und Sidonie, worauf das Manneslehen als verfallen erklärt wurde. Schärfenberg erwirkte daraufhin von der Landesregierung die sogenannte Viertelsgnade, d. h. den Zuspruch für den vierten Teil des Lehens. Er bekam damit aber anscheinend das gesamte Lehen unter seine Kontrolle, da er es bald danach, laut Lehensbrief vom 11. Februar 1581, an den Freiherren von Teufel veräußerte. Um 1590 folgte ihm Johann Alexander Brassican nach. Emmerberg wurde von dessen Sohn, Hans Friedrich Brassican verwaltet, der den Besitz in einen Fideikommiß überführte. Nach diversen Erbstreitigkeiten unter den Brassican fiel die Burg an Graf Johann Anton von Spaur, der auch die benachbarte Burg Starhemberg verwaltete. Emmerberg befand sich bis 1706 im Besitz der Familie Spaur, danach ging sie (zusammen mit der Festung Starhemberg) in den Besitz des Grafen Heussenstein über.[3]

Die Zerstörung der Burg wurde 1760 durch Graf Heinrich von Heussenstein eingeleitet, der aus steuerlichen Gründen (Dachsteuer) den Eichendachstuhl abdecken und das Material verkaufen ließ. Ab da wurde die Burg deshalb auch von ihren letzten Bewohnern verlassen. Ab 1805 fiel der Besitz zuerst an eine Frau Minassi, etwas später an Vincenz von Suttner, 1807 an die Freiherren von Stutterheim und in weiterer Folge (1811) an den königlich-sächsischen Offizier Karl Friedrich Ludwig von Watzdorf, Gesandter am russischen Zarenhof. Ab 1814 übernahm Feldmarschallleutnant Ferdinand Wilhelm Graf Wartensleben und ab 1821 sein Bruder Alexander Wilhelm die Herrschaft Emmerberg. Letzterer nutzte die Festung als Steinbruch für den Bau eines Gutshofes für sein Gestüt am Fuß des Burgberges. Auch die umliegend angesiedelten Bauern holten sich meist das Baumaterial für neue Häuser aus der Burgruine. Graf Wartensleben musste schließlich für seine Güter die Insolvenz beantragen. Aus der Konkursmasse erwarb 1833 Erzherzog Rainer, Vizekönig von Lombardo-Venetien, schließlich die Herrschaft Emmerberg. Das stark von Vegetation überwucherte Areal der Ruine und die umliegenden Wälder befinden sich bis heute im Besitz seiner Erben und Nachkommen, der Familie Salvator Habsburg-Lothringen.[4]

Burganlage

Es handelt sich um eine ausgedehnte im Grundriss unregelmäßige Festungsanlage, mit äußeren Bering und spätromanischer Kernburg („klassische“ Adelsburg mit den Elementen Turm, Palas und Kapelle). Zur Zeit der Spätgotik wurde die Hochburg und Schildmauer neu gestaltet. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Festung noch einmal durch zusätzliche Außenwerke, Mauern und Bastionen, verstärkt. Emmerberg war ansonsten ein Zweckbau ohne jeglichen architektonischen Schmuck, doch bezeugen die manchmal eigenwillig geformten Kragsteine und schön gearbeitete Fenster- und Türlaibungen von einer hohen Bauqualität.[5]

Vorwerke und ein Halsgraben sicherten die stark gefährdete Ostseite der Burg. Ein einfach ausgeführtes Rundtor (Tor I) führt in den Zwinger I, der an seiner Südwestseite zu immer schmäler wird und beim zweiten Torturm (Tor II) seine engste Stelle erreicht. Erhalten sind von der Vorburg zwei Tore und die Zwinger, rechts davon befindet sich ein Felsenkeller, links ein Mauervorbau. Durch Tor II betritt man den Zwinger III, östlich davon steht der Zwinger III mit der Ostmauer und dem großen Rondell aus dem 16. Jahrhundert. An der Nordseite des Zwinger I stehen die Reste der freistehenden, einschiffigen und rechteckigen Michaelskapelle, die im Stil der Romanik um 1160 errichtet wurde. Ihr Achsknick nach Süden weist darauf hin, dass sich die Achsen von Langhaus und der eingezogene Chor an getrennten Tagen nach der aufgehenden Sonne orientieren. Das Bild rechts zeigt den Sonnenaufgang durch die Langhausachse am 4. September 2000 (6h 57m MESZ).[6] Den Zugang zu ihrem Ostchor bildet ein schlichter romanischer Torbogen aus dem 12. Jahrhundert der noch sehr gut erhalten ist. Bis vor wenigen Jahrzehnten waren angeblich auch noch die Spuren von Fresken an den Wänden erkennbar. Im Chor selbst steht noch der Altarstein und auch einige der roten Bodenfliesen sind noch zu sehen. Beleuchtet wurde er durch ein schmales Rundbogenfenster in der Ostmauer. Die Umfassungsmauer des äußeren Burghofes dürfte zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert errichtet worden sein.

Südlich der Kapelle erhebt sich der älteste Teil der Festungsanlage, die Hochburg aus dem 12. und 13. Jahrhundert mit ihrer massiven, drei Stock hohen und an ihrer mehreckigen SO-Front fast sechs Meter starken Schildmauer. Durch eine zehn Meter lange und sehr niedrige Durchfahrt (Tor III) betritt man den inneren Burghof, wo sich rechterhand die Öffnung eines rund ausgemauerten Brunnens oder Vorratsschachtes auftut (heute mit Steinschutt verfüllt). Gut erkennbar sind im Durchgang noch die Gleisspuren, die im Laufe der Zeit durch die Karrenräder in den gewachsenen Fels eingegraben haben. Der einst dreigeschossige Palas wurde durch einen Treppenturm mit Schneckenstiege (Hofseite seit Ende der 1990er Jahre eingestürzt) in zwei Flügel getrennt. Der nördliche ist bauhistorisch der ältere, die Zwischendecken bestanden fast durchwegs aus Steingewölben. In der oberen Schildmauer ist aber auch noch der Stumpf eines außergewöhnlich massiven Deckenbalkens zu sehen. Der Südtrakt besaß lediglich hölzerne Zwischendecken. Da wegen der höheren Lage der Kuppe des Schloßberges im Osten auch ein Beschuss mit schweren Katapulten möglich war, musste die Süd-Ost-Außenwand des Palas besonders stark ausgeführt werden. Sie ist mehr als 3 Meter breit. Ihre großen gewölbten Fensternischen mit ihren steinernen Sitzbänken wirken daher wie kleine Extrakammern. Am Südostende des Palas befand sich das Burgverlies und der Abgang zu einer massiv ausgebauten Rundbastion (Rondell) an der Westecke der äußeren Ringmauer.[7]

Hinweis

Knapp südlich der aus Gaaden kommenden, mit der nach Muthmannsdorf führenden Straße, zweigt eine von Kastanienbäumen gesäumte Straße nach Osten ab. Eine Parkmöglichkeit ist hier ebenfalls gegeben. Die Privatstraße und in weiterer Folge eine Forststraße sind Teil des Rundwanderweges 6 und 7 und führen am Scheitelpunkt direkt an der Ruine vorbei. Auch von der Prossetschlucht aus, bei Haus Emmerberg Nr. 12, ist über den sog. Eselsteig ein rascher Aufstieg zur Ruine möglich, man folgt dabei immer der roten Markierung (Gehzeit ca. 15 Minuten). Die Grundeigentümer haben aus Sorge vor Unfällen (permanente Steinschlag- und Einsturzgefahr), daraus evtl. abgeleiteten Schadenersatzansprüchen, aber auch zum Schutz der Ruine, die Zugänge notdürftig abgesperrt und den Zutritt untersagt.

Literatur

  • Joseph Bergmann: Die Truchesse von Emersberg. In: Mittheilungen der kaiserl. königl. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, Band 2, 1857, S. 39–41 (Online PDF, 183Kb).
  • Ferdinand Dorner: Wehrbauten in Niederösterreich. Die "Topographica Romantica" in der NÖ Landesbibliothek. Sonderausstellung im NÖ Landesmuseum, 10. September – 6. Oktober 1985.
  • Hans Fraungruber: Österreichisches Sagenkränzlein, Wien, Stuttgart, Leipzig 1911.
  • Heinz Gerstinger: Ausflugsziele Burgen, 1998.
  • Felix Halmer: Burgen und Schlösser zwischen Baden, Gutenstein und Wiener Neustadt, 1968.
  • Felix Halmer: Niederösterreichs Burgen, 1956.
  • Gerhard Stenzel: Österreichs Burgen, 1989.
  • Rüdiger Rohde: Schlösser – Burgen – Ruinen – Das niederösterreichische Industrieviertel – Bezirk Wiener Neustadt, Rüdiger Rohde (Hrsg.), Weitra 2018.
  • Carl Calliano: Niederösterreichischer Sagenschatz, Wien 1924, Band II, S. 72.
  • Georg Clam Martinic: Österreichisches Burgenlexikon: Burgen und Ruinen, Ansitze, Schlösser und Palais, Landesverlag, Linz 1992, ISBN 3-85214-559-7.
  • Josef Schmutzer: Winzendorf und Emmerberg. Heimatkunde. Winzendorf. 1957, abgerufen am 24. April 2022 (102 Seiten / unveröffentlicht).
  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0
  • Gerhard Stenzel: Von Burg zu Burg in Österreich, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1973, ISBN 3-218-00229-X.
  • Erwin Reidinger: Frühwarnsystem der Burgen Starhemberg, Emmerberg und Tachenstein (Memento vom 30. Dezember 2020 im Internet Archive) In: Unsere Heimat – Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich, Hrsg.: Institut für Landeskunde, Land Niederösterreich. 1–4/2014, 149–159.

Anmerkungen

  1. Dort, wo man heute die Ruine Emmerberg erblickt, stand einst nur eine Kapelle. Sie war der Obhut eines alten Mannes anvertraut, der nebenan eine Hütte besaß und mit seinem Sohne Ludolf ein Gärtchen um das kleine Gotteshaus angelegt hatte. Täglich stieg der Knabe mit einem Eimer in die Schlucht hinab, um für seine Blumen Wasser aus dem klaren Bächlein zu holen. Da begegnete er eines Tages einem Jäger, der ihn um einen Labetrunk bat. Ludolf gab ihm zu trinken und erzählte ihm während der Rast von der Kapelle und von seinem Vater. Wohlgefällig hörte der Jäger dem Knaben zu und forderte ihn schließlich auf, ihn zur Kapelle hinaufzuführen. Dort angelangt, machte er dem alten Vater den Vorschlag: „Wenn es Euch recht ist, nehme ich Euren Sohn mit an der Herzogshof in Wien und will dort für ihn sorgen.“ Erstaunt fragte der Alte: „Wer seid Ihr?“ Doch kaum hatte er die Frage gestellt, da erscholl Hörnerklang von allen Seiten; Ritter und Knechte strömten herbei und neigten sich ehrfürchtig vor dem fremden Jäger. Der wandte sich gütig zu dem alten Vater und sprach: „Ich bin Herzog Leopold. Was gedenkt Ihr nun zu tun?“ „Herr, nehmt den Knaben hin,“ sagte dankerfüllt der Alte, „ich will seinem Glück nicht im Wege stehen.“ Hocherfreut zog Ludolf mit seinem Gebieter nach Wien. Aus dem Knaben wurde nachmals ein tapferer Rittersmann, der auf dem Felsen an Stelle der heimatlichen Hütte eine stattliche Burg erbaute. Zur Erinnerung daran, dass er als armer Knabe täglich den „Emmer“ zur Hütte hinangetragen, nannte er die Burg, Emmerberg. (Hans Fraungruber)
  2. Ferdinand Dorner 1985, S. 23–24.
  3. Ferdinand Dorner 1985: S. 23–24.
  4. Ferdinand Dorner 1985: S. 23–24.
  5. Über die Entstehung der Burg existiert - im Zusammenhang mit Eimern - ebenfalls eine Legende: Der Mörtel der Burg, welche immer unter Wassermangel litt, sei angeblich auch mit Wein abgemischt worden, den die Fronbauern in Eimern den Berg einzeln hochtragen mussten, um sie fertigstellen zu können (Carl Calliano).
  6. Laut Bildbeschreibung Wikipedia Commons.
  7. Ferdinand Dorner 1985, S. 23–24.
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