Großes Walsertal
Großes Walsertal | ||
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Blick südwestwärts vom Fuße der Blasenka über den Seewaldsee, dem einzigen See des Tals, seltsam am Grat liegend, und das untere Großwalsertal |
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Lage | Vorarlberg, Österreich | |
Gewässer | Lutz | |
Gebirge | Nördliche Kalkalpen | |
Geographische Lage | 47° 14′ N, 9° 56′ O | |
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Typ | Kerbtal | |
Länge | 25 km |

Das Große Walsertal befindet sich im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Es ist ein Seitental des Walgaues und erstreckt sich von diesem in nördlicher Richtung zum gebirgigen Zentrum des Landes. Der Talabschluss grenzt an den Bregenzerwald.
Der Name des Tales kommt von den Walsern, die im 13. Jahrhundert aus dem Wallis hierher zogen.
Geographie
Lage und Landschaft
Das Große Walsertal befindet sich in den nördlichen Kalkalpen zwischen den Untergruppen des Bregenzerwaldgebirges (im Norden) und des Lechquellengebirges (im Süden und Osten).
Das etwa 25 km lange alpine Kerbtal – vom Volksmund auch als „durchtobeltes Tobel mit vielen Tobeln“ charakterisiert – wird vom Lutz-Bach durchflossen. Besonders der Norden, der noch zur Flyschzone gehört, zeigt die typischen kleinförmig-rundkuppigen Taltröge und Nebentälchen.
Gemeinden
Die Gemeinden liegen fast alle auf dem Sonnhang, der Nordseite des Tals. Vom Talbeginn her sind dies:
- Thüringerberg
- St. Gerold
- Blons
- Fontanella
- Sonntag
- Der Sonntager Ortsteil Buchboden gegen Talende liegt ebenfalls nördlich des Bachs, die Gemeinde umfasst den ganzen Talschluss.
Südlich der Lutz liegt:

Nachbarregionen
- (Die umliegenden Gebirgsgruppen sind kursiv gesetzt)
Laternsertal Walserkamm |
Hinterer Bregenzerwald Zitterklapfen-Gruppe |
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![]() |
Tannbergregion Lechquellen-Gebirge · Arlberg |
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Walgau | Lechquellen-Gebirge Bludenzer Becken |
Lechquellen-Gebirge Klostertal |
Verkehr
In westlicher Hanglage führt auch die gut ausgebaute Faschina Straße (früher Bundesstraße 193, jetzt L 193) durch das Tal. Beim Faschinajoch in 1485 Meter Seehöhe verlässt sie das Tal und führt über Damüls nach Au in den Bregenzerwald hinunter.
Über den Schadonapass am Talschluss (Biberacher Hütte) führt nur ein Wanderweg in den Hinterwald bei Rehmen (Gemeinde Au).
Geschichte

Das Große Walsertal wurde im 14. Jahrhundert von den Walsern besiedelt. Diese wanderten aus dem Gebiet des heutigen Schweizer Kanton Wallis aus und besiedelten auch Regionen im heutigen Kanton Graubünden sowie im Fürstentum Liechtenstein und im heutigen Bundesland Vorarlberg (Laternsertal, Kleinwalsertal).
Die Habsburger regierten ab dem 15. Jahrhundert Vorarlberg und damit auch die Orte im Großwalsertal, wechselnd von Tirol und Vorderösterreich (Freiburg im Breisgau) aus, von Innsbruck aus auch noch nach 1867, als Vorarlberg Kronland wurde. Die Gemeinden des Großwalsertal waren vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert auf verschiedene Herrschaften verteilt, Raggal und Sonntag gehörten zur Herrschaft Blumenegg (Sitz bei Thüringen), St. Gerold, Blons und der Thüringerberg, seinerzeit noch keine Gemeinde, bildeten die zeitweise verliehene Herrschaft St. Gerold, und Fontanella gehörte zur Herrschaft Damüls.
Von 1805 bis 1814 gehörte das Großwalsertal zum Königreich Bayern, ab 1814 dann wieder zu Österreich. Mit der Neuordnung der Vorarlberger Gerichtssprengel im Jahre 1806 wurde das ganze Großwalsertal dem neu installierten Landgericht Sonnenberg mit Sitz in Bludenz unterstellt,[1] aus dem sich der heutige politische Bezirk entwickelt hat. Dabei wurde die aufgelöste Herrschaft Damüls vollständig halbiert, sodass zum Großwalsertaler Gemeindegebiet Fontanella auch die ganze Südseite des oberen Damülsertales hinter dem Faschinajoch – landschaftlich Bregenzerwald – gehört.
Das Großwalsertal war 1945 bis 1955 Teil der Französischen Besatzungszone in Österreich.
Heute wohnen im Großen Walsertal ca. 3500 Menschen.
Biosphärenpark Großes Walsertal
Die Gemeinden des Großen Walsertals haben sich zum Biosphärenpark Großes Walsertal[2] zusammengeschlossen, Vorarlbergs erstem Naturpark, der ein von der UNESCO ausgezeichnetes Biosphärenreservat darstellt. Auch innerhalb des Biosphärenprogramms der UNESCO, Man and Biosphere (MAB), stellt ein Biosphärenpark auf kommunaler Basis eine weltweite Besonderheit dar, entspricht aber genau dem Konzept einer örtlichen Akzeptanzbasis und der engen Verflechtung von Siedlungs- und Naturraum als Gesamtheit: Rechtsträger des Biosphärenpark ist der Verein Regionalplanungsgemeinschaft Großes Walsertal (REGIO), in dem Land, Bezirk und Gemeinden vertreten sind.[3]
Die Akzeptanz in der Bevölkerung, wie sie die UNESCO im Kontext der Lokalen Agenda 21 für Biosphärenparks fordert, ist ausgezeichnet.[4] Das Projekt konnte auch zahlreiche Auszeichnungen erzielen, so den Hauptpreis beim Europäischen Dorferneuerungspreis 2002, den EDEN-Award (European Destinations of Excellence) 2009 und den European Energy Award in Silber 2010.[5]
Das Konzept Biosphärenpark ist nicht als unbegehbare Region anzusehen, denn die Region ist sehr abhängig vom Tourismus. Wandern, Biken und Skifahren sind somit Hauptattraktionen, wie in der ganzen Alpenregion. Ausser den unten genannten Wanderroutenbeispielen gibt es:
- Großen Walserweg mit 29 Tagesetappen (von Zermatt bis nach Mittelberg im Kleinen Walsertal), wo Etappe 27 und 28 durch das Große Walsertal führen
- Walserweg Vorarlberg mit 25 Etappen, der durchs Große Walsertal führt'
- Via Alpina, mit ihren Etappen durch das Lechquellengebirge, vorbei an der Biberacher Hütte durch das Große Walsertal
- Weitwanderweg 01 (Wegabschnit 601) des europäischen Weitwanderwegs E4 von Faschina über die Hochschere zur Biberacher Hütte
Wanderroutenbeispiele
Name | Länge | Höhenmeter | Schwierigkeitsgrad | Dauer |
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Marul – Faludriga Alpe – Schwarze Furka – Laguz / Raggal-Marul | 14,2 km | 1320 m | Schwer | 6 Stunden 30 Minuten |
Bad Rothenbrunnen / Sonntag-Buchboden | 5,2 km | 290 m | Leicht | 1 Stunde 30 Minuten |
Unterpartnom – Oberpartnom – Steris / Sonntag | 9,5 km | 438 m | Mittel | 3 Stunden 30 Minuten |
Kernzone Faludriga-Nova / Marul | 10,2 km | 647 m | Schwer | 4 Stunden 15 Minuten |
Buchboden – Matona Alpe – Bad Rothenbrunnen / Sonntag-Buchboden | 15,1 km | 1124 m | Schwer | 5 Stunden 15 Minuten |
Wiesweg über Labom / Raggal | 5,8 km | 164 m | Leicht | 2 Stunden |
Wiesweg / Raggal – Ludescherberg | 3,3 km | 125 m | Leicht | 1 Stunde |
Rund ums Zafernhorn / Fontanella-Faschina | 9,5 km | 750 m | Mittel | 4 Stunden |
Zum Seewaldsee / Fontanella | 4,3 km | 138 m | Leicht | 1 Stunde |
Alpwanderung am Walserkamm / Blons – St. Gerold | 12,3 km | 610 m | Mittel | 4 Stunden |
Falvkopf / Blons | 6,1 km | 948 m | Schwer | 3 Stunden |
Faschina – Hochschere Fürkele – Buchboden / Fontanella-Faschina & Sonntag-Buchboden | 15,7 km | 950 m | Schwer | 6 Stunden |
Gerenspitze, 1871 m / St. Gerold | 16,9 km | 1066 m | Mittel | 6 Stunden 45 Minuten |
Hochgerach / Thüringerberg | 15,9 km | 1133 m | Schwer | 6 Stunden 15 Minuten |
Löffelspitze, 1962 m / Blons – St. Gerold | 17,5 km | 1190 m | Mittel | 7 Stunden45 |
Glattmar / Sonntag | 9,1 km | 668 m | Schwer | 4 Stunden |
Kellaspitze, 2017 m / Raggal-Marul | 9,6 km | 1041 m | Mittel | 5 Stunden |
Breithorn, 2.081 m / Sonntag-Stein | 14 km | 1067 m | Mittel | 6 Stunden |
Mountainbike-Routenbeispiele
Name | Länge | Höhenmeter | Schwierigkeitsgrad | Dauer |
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Alpe Laguz – Partnom Alpen – Sonntag / Raggal-Marul | 29,7 km | 1184 m | Schwer | 6 Stunden |
Rund ums Breithorn / Raggal-Marul | 32,3 km | 1360 m | Schwer | 5 Stunden |
Von Fontanella zur Türtsch Alpe / Fontanella | 32,3 km | 1360 m | Schwer | 5 Stunden |
Von Fontanella zur Türtsch Alpe / Fontanella | 13,6 km | 628 m | Mittel | 2 Stunden |
Von Buchboden zur Klesenza Alpe / Sonntag-Buchboden | 17,6 km | 755 m | 3 Stunden | |
Rund ums Zafernhorn / Fontanella-Faschina | 15,3 km | 787 m | Schwer | 3 Stunden |
Von Buchboden zur Ischkarnei Alpe / Sonntag-Buchboden | 18,6 km | 694 m | Schwer | 3 Stunden |
Zur Oberüberluth Alpe / Sonntag-Buchboden | 12,6 km | 670 m | Mittel | 2 Stunden 30 Minuten |
Zur Alpe Sera / Blons | 19,1 km | 782 m | Mittel | 3 Stunden |
Zur Gaßner Alpe / St. Gerold | 13,2 km | 691 m | Mittel | 2 Stunden 30 Minuten |
Zur Plansott Alpe / St. Gerold | 12,8 km | 665 m | Mittel | 2 Stunden 15 Minuten |
2-Alpen-Tour / St. Gerold | 15,9 km | 761 m | Mittel | 3 Stunden |
Kultur
Seit 2004 findet im Zweijahresrhythmus das Kulturfestival Walserherbst statt. Drei Wochen lang ermöglicht das Festival mitten im Großen Walsertal Begegnungen mit zeitgenössischem Kunst- und Kulturschaffen. Das Programm umfasst Literatur, Film, Musik, Theater, Ausstellungen und Workshops.
Das Große Walsertal ist seit 2008 Teil der Bergsteigerdörfer-Initiative des ÖAV, die den nachhaltigen Tourismus fördern soll.[6]
Wirtschaft
Energie
Die Gemeinde Großes Walsertal gehört zu den 24 Gemeinden in Österreich (Stand März 2019), die mit der höchsten Auszeichnung des e5-Gemeinden Energieprojekts ausgezeichnet wurden. Das e5-Gemeinde-Projekt soll die Umsetzung einer modernen Energie- und Klimapolitik auf Gemeindeebene fördern.[7]
Literatur
- Martin Coy und Norbert Weixlbaumer (Hrsg.): Der Biosphärenpark als regionales Leitinstrument: Das Große Walsertal im Spiegel der Nutzer. Innsbruck University Press, Innsbruck 2009, ISBN 9783902719201.
- Peter Haßlacher/Regina Stampfl/Roland Kals: Das Große Walsertal – Willkommen im UNESCO- Biosphärenpark, Österreichischer Alpenverein, Innsbruck 2013, (online)
Weblinks
- Homepage des Biosphärenparks
- Walserbibliothek Großes Walsertal
- Bergsteigerdorf Großes Walsertal
- Großes Walsertal, unesco.org → Biosphere Reserve Information
Einzelnachweise
- ↑ Ferry Orschulik (Webgestaltung): Herrschaften im Walgau. Bild 29. In: Schulmediencenter Vorarlberg: Bildreihen → Walgau. S. Weiterführende Information, abgerufen am 7. Juli 2011 (Startseite Schulmediencenter ).
- ↑ World Database on Protected Areas – Biosphärenpark Großes Walsertal (englisch)
- ↑ Organisation, grosseswalsertal.at
- ↑ Peter Alexander Rumpolt (Institut für Geographie und Regionalforschung, Universität Wien): Das Selbstbild im Biosphärenpark Großes Walsertal. In: alpine space - man & environment, Vol. 10: Der Biosphärenpark als regionales Leitinstrument, innsbruck university press, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-902719-20-1 (pdf, uibk.ac.at).
- ↑ Auszeichnungen, grosseswalsertal.at
- ↑ Ideen – Taten – Fakten, Nr. 1: Startkonferenz Bergsteigerdörfer im Bergsteigerdorf Ginzling, vom 10-11. Juli 2008, Österreichischer Alpenverein im Rahmen des Projekts „Alpenkonvention konkret: Via Alpina und Bergsteigerdörfer“, Fachabteilung Raumplanung-Naturschutz, Innsbruck 2008, S. 4. PDF-Download (Memento des Originals vom 8. November 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 7. November 2018.
- ↑ e5-Gemeinden in Österreich Stand März 2019
Weiterführendes#
- Das Große WalsertalWillkommen im UNESCO- BiospährenparkPeter Haßlacher et al.Österreichischer AlpenvereinInnsbruck2013
- Allgemeine Informationen in: BergsteigerdörferKleine und feine Bergsteigerdörfer zum Genießen und VerweilenJosef Essel et al.Österreichischer AlpenvereinInnsbruck2013
-- Schinnerl Ingeborg, Montag, 17. August 2015, 15:54