Karner (Mödling)
Als Karner bezeichnet man in Mödling die Pantaleonskapelle aus dem 12. Jahrhundert.
Baubeschreibung und Geschichte
Im 12. Jahrhundert stand an der Stelle der heutigen Othmarkirche eine romanische Kirche. Südlich auf dem heutigen Kirchenplatz befand sich ein Friedhof. Dort ließ der Babenberger Herzog Heinrich der Ältere von Mödling nach 1182 eine romanische dem heiligen Pantaleon geweihte Rundkapelle mit Apsis errichten.
Der Innenraum der Kapelle hat einen Durchmesser von ca. 8 Metern, das Untergeschoss geht 8 Meter in die Tiefe, die ursprüngliche Mauerhöhe war 8 Meter. Das Dach hatte die Form eines Spitzkegels. Nach 1252 wurde die Kapelle unter Gertrud, der Nichte des Babenbergerherzogs Friedrich II., um einen Klafter (1,90 Meter) erhöht. An den Außenmauern sind deutlich die zwei Bauphasen erkennbar. Der ursprüngliche Bau war aus behauenen Quadern errichtet, der obere Teil ist aus Bruchsteinen aufgebaut.
Auch das spätromanische, rundbogige Stufenportal stammt aus der Zeit nach 1252. Von außen nach innen verläuft ein Spiralfries, ein Pfeifenfries mit Menschenköpfen und Fratzen, ein Lilienfries und ein Zangenfries. Ähnliche Motive findet man in Klein-Mariazell am Nordtor, am Westportal des Stephansdoms in Wien und am Südtor des Doms in Wiener Neustadt. Die markanten Knotensäulen sind vermutlich erst um 1900 entstanden.
In einer Urkunde aus dem Jahr 1346 wird die Pantaleonskapelle als Karner bezeichnet, das ist die noch heute gebräuchliche Bezeichnung.
Nach der zweiten Türkenbelagerung gab es Pläne, den Karner abzureißen und durch einen Glockenturm zu ersetzen. Das Geld reichte dafür jedoch nicht. Daher wurde der Karner lediglich aufgestockt, und er erhielt ein Doppelzwiebeldach, diese Arbeiten waren 1698 abgeschlossen. Seit über 300 Jahren dient der Karner mittlerweile als Glockenturm.
Untergeschoss
Das Untergeschoss der Pantaleonskapelle diente als Beinhaus. Zur Zeit der Türkenbelagerung 1683 flüchteten viele Menschen in dieses Gewölbe und fanden dort den Tod. Der unterirdische Raum wurde zugemauert und vergessen. 1884 ließ Bürgermeister Joseph Schöffel den wiederentdeckten Raum öffnen. Man fand Knochen, Kleiderreste, Gebetbücher, Rosenkränze, Reste von Geschirr sowie einen wohlerhaltenen Steingutkrug mit eingetrockneten Überresten von Rotwein.
Interieur
Ursprünglich war die Kapelle im Inneren reich mit Fresken geschmückt. Diese wurden durch Putz überdeckt und durch Übermalungen so beschädigt, dass heute nur mehr Reste vorhanden sind.
Das Kuppelfresko in der Apsis zeigt die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind im rechten Arm. Arme und Körper des Kindes bilden ein Kreuz, womit das spätere Schicksal des Kindes angedeutet ist. Das Kind segnet die Weisen aus dem Morgenland. Die Haltung der Finger der Segenshand entspricht der Segensgebärde der Ostkirche. Zur linken Marias sind zwei kleinere nicht-biblische Figuren dargestellt. Möglicherweise handelt es sich um Heinrich den Älteren von Mödling und seine Frau Richza von Böhmen.
Geläut
Im Karner-Glockenturm befanden sich ursprünglich vier Glocken, wovon drei Glocken aus der Barockzeit heute noch erhalten sind: die Liebfrauen-Glocke (2200 kg), die Othmar-Glocke (1100 kg) sowie die Christophorus- und Pantaleon-Glocke (800 kg). Im Zweiten Weltkrieg mussten die Glocken abgeliefert werden, die kleinste kam nicht zurück. Anlässlich der 1100-Jahr Feier von Mödling wurde die Restituta-Glocke (475 kg) zu Ehren der seligen Schwester Maria Restituta gegossen und am 16. November 2003 gesegnet.
Weblinks
- Der Karner. In: othmar.at. Pfarre St. Othmar (ausführliche Abhandlung über den Karner).
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