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Zeßner-Spitzenberg, Hans Karl von#


* 4. 2. 1885, Dobritschan (bei Saaz/Žatec, Saaz Tschechische Republik)

† 1. 8. 1938, Dachau, Deutsches Reich


Jurist, Professor für Verfassungs- und Verwaltungsrecht
Sozialpolitiker Bundeskulturrat

Hans Karl von Zessner-Spitzenberg
Hans Karl von Zeßner-Spitzenberg
© Archiv des Karl von Vogelsang-Instituts

Hans Karl von Zeßner-Spitzenberg wurde am 4. Februar 1885 als Sohn des Gutsbesitzers Heinrich Freiherr Zeßner von Spitzenburg und seiner Frau Elisabeth (geb. Gräfin Nostiz-Rieneck) geboren (die Familie war bereits 1598 in Böhmen in den Adelsstand erhoben worden) und wuchs auf dem elterlichen Schloss Dobritschan (Dobřičany) auf.

Nach Privatunterricht im religiösen Elternhaus und dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums begann er 1903 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag, das er 1909 mit der Promotion zum Dr. iur. abschloss.

Er wurde – als einer von sehr wenigen Adeligen - Mitglied Katholischer Studentenverbindungen im Österreichischen Cartellverband und war schon früh Gegner großdeutscher und deutschnationaler Tendenzen. Noch als Student hatte er im heimatlichen Dorf in Böhmen einen christlich deutschen Leseverein zu Volksbildungszwecken gegründet. 1909 trat er bei der Prager k.k. Statthalterei in den Verwaltungsdienst ein und arbeitete bald in der jungen christlichsozialen Partei mit.

Da er sich noch ökonomisch weiterbilden wollte, absolvierte er in Berlin ein Studium der Nationalökonomie, das er 1911 mit der Promotion zum Dr. oec. publ. abschließen konnte.

Danach war er wieder in der Statthalterei in Prag tätig, wurde im Frühjahr 1913 nach Wien in die Statistische Zentralkommission versetzt. Auf einer Pilgerfahrt nach Lourdes lernte er Freiin Elisabeth von Handel kennen und heiratete sie im November 1913 - der Ehe entstammten sechs Kinder.
Von 1914 bis Mai 1918 war er bei der Bezirkshauptmannschaft in Braunau/Inn beschäftigt (aus Krankheitsgründen musste er keine Kriegsdienst leisten).

Die Auflösung der alten Ordnung nach dem ersten Weltkrieg war auch für Zeßner - wie für viele seiner Zeitgenossen - eine Katastrophe. Er schloss sich den ersten monarchistischen Gruppierungen um Prinz Johannes Liechtenstein an, aus denen das "Wiener Casino" hervorging, das sich 1921 mit dem "Bund der Österreicher" zum "Reichsbund der Österreicher" vereinigte.

1918 wurde Hans Karl Zeßner-Spitzenberg in das k.k. Ackerbauministerium nach Wien berufen und wurde 1919 - obwohl er dem Parteirat der christlich-sozialen Partei angehörte - unter der Regierung Renner (SPÖ) in die Staatskanzlei (dem späteren Bundeskanzleramt) geholt. Er war dort im Verfassungsdienst u.a. Mitarbeiter von Hans Kelsen und wirkte an Verfassungsentwürfen für die Erste Republik mit. Er beschäftigte sich auch mit Landarbeiterfragen und leistete grundlegende Vorarbeiten für eine landwirtschaftliche Sozialversicherung und ein neues Landarbeiterrecht.

Bereits in den 1920er Jahren war Zeßner-Spitzenberg gemeinsam mit Ernst Karl Winter, August Maria Knoll u.a. in einer Gruppe von Intellektuellen (die alle Mitglieder in verschiedenen katholischen Verbindungen waren), die für ein eigenständiges Österreich-Bewusstsein eintraten.

Gemeinsam mit ihnen gründete er 1927 die "Österreichische Aktion", die erstmals österreichisches Nationalbewusstsein auf Basis einer "sozialen Monarchie" formulierte und vertrat. Er war als Verehrer Kaiser Karls auch Leiter der Liga für die Seligsprechung des Kaiser Karl I.

1920 habilitierte er sich für Allgemeines und Österreichisches Verwaltungsrecht an der Hochschule für Bodenkultur (Boku) und war dort zunächst als Privatdozent tätig, bis er 1931 zum ordentlichen Professor für Verfassungs- und Verwaltungsrecht berufen wurde. Prof. Hans Karl Zeßner-Spitzenberg war bemüht, ein modernes Agrar-Arbeitsrecht und die Sozialversicherung in der Landwirtschaft Österreichs umzusetzen. Auch zu den Anfängen des Nationalsozialismus versuchte er seine sozialen Ideen, die auf der christlichen Soziallehre basierten, zu propagieren. 1935 übernahm er an der Boku sowie an den Wiener Hochschulen für Welthandel und für Technik Vorlesungen über "Weltanschauliche und vaterländische Erziehung".

Die Hochschule für Bodenkultur war nach dem Ersten Weltkriegs zu einer deutschnationalen Hochburg (unter Studenten und Professoren) geworden. Als Außenseiter unter den Professoren versuchte er, den Aktivismus der immer mehr ins nationalsozialistische Lager abgleitenden Studenten zu bekämpfen und wurde bald zur Zielscheibe des nationalsozialistischen Terrors.

Zeßner unterstützte 1933/34 den autoritären Regierungskurs in Richtung "Ständestaat" und wurde 1937 Leiter des neu eingerichteten Traditionsreferates der Vaterländischen Front (VF). Nicht zuletzt wegen seiner betont katholischen und österreichischen Gesinnung war er ein kompromissloser Gegner des Regimes der Nationalsozialisten.

Kurz nach dem "Anschluss" Österreichs wurde er am 18. März 1938 von der Gestapo verhaftet. Während der Haft schrieb er einen Lebensbericht mit dem Bekenntnis: "Dem Nationalsozialismus in Österreich stand ich von jeher ablehnend gegenüber..." – aufgrund seines Bekenntnisses und seiner religiösen Überzeugung wurde er am 15. Juli 1938 mit dem vierten und letzten großen Österreichertransport in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er am 1. August 1938 seinen Verletzungen erlag. Er war einer der ersten Österreicher, die in einem KZ ums Leben kamen; er wurde auf dem Grinzinger Friedhof begraben.

Die Österreichische Gesellschaft für Agrar- und Umweltrecht vergibt - in würdiger Erinnerung an Hans Karl Zeßner-Spitzenberg - zur Förderung von Arbeiten, die geeignet sind, die wissenschaftliche Durchdringung des österreichischen Agrar- und Umweltrechtes zu vertiefen und das öffentliche Interesse an diesem Thema zu wecken und zu pflegen, den Hans-Karl-Zessner-Spitzenberg-Preis.

Biographie Zessner-Spitzenberg
Biographie Zessner-Spitzenberg

Die soeben erschienene Biographie „Hans Karl Zeßner-Spitzenberg“ behandelt ausgewählte Aspekte seines Lebens und Schaffens. Sein Festhalten an seinen Idealen, der Kampf gegen den Nationalsozialismus und sein Eintreten für seinen Glauben und Österreich bis zum Tode war ein Faszinosum, das die Autoren Welan und Wiltsche in Erinnerung rufen und weitergeben wollen.

Manfried Welan / Peter Wiltsche
„Hans-Karl Zeßner-Spitzenberg - Eine Biographie“.

25 Euro. Johannes Martinek - plattform-Verlag, Perchtoldsdorf 2020
office(at)plattform-martinek.at, Tel.: 0650 8655395

Text von Manfried Welan#

Der am 4. Februar 1885 im Schloss Dobritschan (bei Saaz/Žatec, Nordböhmen) auf dem elterlichen Gut geborene Hans Karl von Zeßner-Spitzenberg lernte schon früh im Saazer Staatsgymnasium den Radikalismus einer deutschnationalen und antiklerikalen Umwelt kennen. Seine Klassenkollegen schwärmten von Wilhelm II. und bejubelten die Führer der Deutschnationalen, Georg Ritter von Schönerer und Karl Hermann Wolf.

Die deutschsprachigen Gebiete Böhmens waren damals die Hochburgen der radikalen deutschen Parteien Österreichs. Der junge Aristokrat dagegen fühlte sich als Österreicher im übernationalen Verständnis des Wortes. Er wurde früh ein tiefgläubiger Katholik und interessierte sich für soziale Fragen seiner noch feudal geprägten ländlichen Umgebung. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Prag und Berlin und wurde Mitglied mehrerer katholischer Studentenverbindungen. 1909 trat er bei der Prager k.k. Statthalterei in den Verwaltungsdienst ein. Bald arbeitete er in der jungen christlichsozialen Partei mit.

Über das Statistische Zentralamt und das Ackerbauministerium führte ihn seine Laufbahn in den Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes, wohin ihn Karl Renner berufen hatte, wo er von 1919 bis 1931 wirkte und dessen stellvertretender Leiter er wurde.

1920 habilitierte er sich an der Hochschule für Bodenkultur für Verfassungs- und Verwaltungsrecht.

1930 publizierte Zeßner-Spitzenberg das Buch "Das österreichische Agrarrecht". Es wurde ein Klassiker und ist bis heute Vorbild für Agrarjuristen. 1931 erfolgte seine Berufung auf die Lehrkanzel für Staats- und Verwaltungsrecht an der Hochschule für Bodenkultur.

Die soziale Frage im ländlichen Raum hatte ihn schon vor dem Ersten Weltkrieg praktisch und theoretisch beschäftigt. Er schloss als Gutsherr von Dobritschan mit den dortigen Landarbeitern den ersten Kollektivvertrag in diesem Bereich ab. Sein Vortrag "Ein kollektiver Arbeits- und Tarifvertrag", den er im Club der Land- und Forstwirte 1913 hielt, und die entsprechende Publikation machten ihn als Fachmann bekannt.

Seine "Einführung in die Landarbeiterfrage" erschien 1920 in zweiter Auflage. Sie ist seinem Berliner Lehrer Max Sering gewidmet und legt diese Frage vom Standpunkt des Arbeiters, von dem des praktischen Landwirtes und von dem des Wirtschafts- und Sozialpolitikers dar. Diese Arbeit ist noch heute lesenswert, um die Landwirtschaft als eine besondere Lebensform zu verstehen.

1936 erschien sein "Aufbau des Berufsstandes Land- und Forstwirtschaft". Er beschreibt das Bundesgrundsatzgesetz über diesen Berufsstand, der als erster und einziger eingerichtet wurde.

Als Rechtslehrer war er "Professor" in der schönsten Bedeutung des Wortes: Er war Bekenner seiner Überzeugungen und des von ihm für richtig Erkannten. Er war Naturrechtler in einer Welt von Rechtspositivisten. Als Rechtspraktiker und auch als publizierender Rechtswissenschaftler arbeitete er im Sinne des Rechtspositivismus.

Als Rechtslehrer wies er der Rechtswissenschaft zwei Aufgaben zu:
a) zu lehren, was nach positiven Normen Rechtens ist und zu zeigen, wie die Rechtsanwendung an diese Normen gebunden ist
b) der steten Rechtsverbesserung zu dienen, das heißt, das ideale Recht nach bestem Wissen und Gewissen zu suchen

Er war für eine Rechtspolitologie im Sinne einer kritischen Erfassung der Rechtsrealität und nahm in seiner Überzeugung von einer höheren Grundordnung Hans Küngs Lehre über das Weltethos vorweg.

Zeßner blieb seinen Jugendidealen nach dem Umbruch 1918 treu. Wie er sich schon vor 1918 nicht als Deutscher in einem Vielvölkerstaat, sondern als Österreicher im übernationalen Verständnis des Wortes gefühlt hatte, so hatte er ein geradezu europäisches Österreichbewusstsein in der Republik. Österreich sollte nach ihm sein übernationales Wesen in einer Donaugemeinschaft pflegen und betätigen. Er war Legitimist und ein tiefer Verehrer Kaiser Karls, dem er das Buch „Kaiser Karl“, das 1953 von Erich Thanner herausgegeben wurde, gewidmet hat. Er sah in Karl das Ideal des katholisch-österreichischen Menschen und ein Vorbild. In der Legitimistischen Bewegung, insbesondere im Reichsbund aller Österreicher engagiert, pflegte er ständigen Kontakt mit der kaiserlichen Familie. Er engagierte sich früh für die Seligsprechung Karls, die 2004 erfolgte.

Mit Ernst Karl Winter, mit dem ihn ein Österreichbewusstsein auf dem Grund einer "sozialen Monarchie" verband, August Maria Knoll, Alfred Missong und Wilhelm Schmidt gründete er im Herbst 1926 die "Österreichische Aktion". Es ging um den Kampf für ein selbständiges Österreich und gegen die deutschnationalen Tendenzen fast aller Gruppierungen.


In "Die Zukunft des Hauses Österreich" (1927) schreibt Zeßner:


"Das Österreich, dessen Name vom Hause Österreich und nicht vom Stammlande Österreich abgeleitet ist, ist kein bloßes deutsches Reichslehen und auch kein imperialistisches Österreich im Sinne zentralistischer Angliederung unterworfener Provinzen unter Wien und das Erzösterreichische Stammland etwa nach preußisch–brandenburgischer Methode. Nein, es ist die durch das gottbegnadete Haus Österreich im grundlegenden Dreiklang böhmischer, ungarisch-kroatischer und erzösterreichischer Kulturkräfte im Herzen Europas begründete übernationale Völkerfamilie."

Auf der Hochschule für Bodenkultur hatte es Zeßner nicht leicht. Sie war eine deutsch-nationale Hochburg. Das bezieht sich vor allem auf Studenten, die ab 1933 immer mehr nationalsozialistisch agierten, als auch, von Ausnahmen abgesehen, auf Professoren. Zeßner musste als Disziplinaranwalt gegen Studierende vorgehen. Raufereien und Absingen von Naziliedern gehörten zum Alltag der Hochschule.

Zeßner unterstützte die Regierung Dollfuß im Kampf gegen den Nationalsozialismus und für ein selbstständiges Österreich. Er wurde Mitglied des Bundeskulturrates nach der ständisch-autoritären Verfassung 1934. Die Öffnung, die Schuschnigg in der Folge in die Richtung der "Nationalen" einschlug, war nicht sein Ziel. Sein Österreichbewusstsein war ganz anders. Für ihn ist nicht die deutsche Sprache und die Sprachnation maßgebend, sondern die aus der Geschichte und Lebensform entwickelte österreichische Kulturnation. "Denn nicht die Sprache, sondern die Art des Kulturwillens, die Sendung und die Lebensform sind das Entscheidende für ein Volkstum." Es sei bemerkt, dass damals ähnliche Vor- und Feststellungen im kommunistischen Untergrund vertreten wurden.

Politische Bildung war für Zeßner eine besondere Herausforderung. Seit 1935 hielt er an mehreren Hochschulen Vorlesungen über weltanschauliche und vaterländische Erziehung. Er plante sogar die Einrichtung einer Österreichischen Akademie.

1937 werden in der Vaterländischen Front ein volkspolitisches und ein Traditionsreferat errichtet. Zu dessen Leiter wird Zeßner ernannt. Es geht um die "Pflege der ungebrochenen Einheit der durch Jahrhunderte reichenden altösterreichischen Tradition". Das andere Referat macht geradezu das Gegenteil: Es dient der Öffnung gegenüber den Deutschnationalen und damit der nationalsozialistischen Unterwanderung. Zeßner versucht dagegen die von dem aus Deutschland emigrierten Universitätsprofessor Dietrich von Hildebrand 1933 gegründete Zeitschrift "Der christliche Ständestaat" zu fördern. Durch Gründung einer österreichischen Kulturvereinigung anfangs 1938 versucht er die finanziellen Schwierigkeiten der Zeitschrift zu überwinden.

Nach dem am 12. Februar 1938 stattgefundenen Treffen Schuschniggs mit Hitler wurde Zeßner pessimistisch. Er arbeitete aber an der Vorbereitung der von Schuschnigg für den 13. März angesetzten Volksabstimmung für ein selbstständiges und unabhängiges Österreich mit. Obwohl ihm Otto Habsburg die Flucht anrät, bleibt Zeßner nach einiger Überlegung in Österreich.

Schon in der Nacht vom 11. zum 12. März 1938 wusste er, dass er verhaftet werden würde und verfasste eine Art politisches Testament unter dem Titel „Bericht an die Gestapo – Mein Leben und Streben.“

„Dem Nationalsozialismus stand ich von jeher ablehnend gegenüber: 1. aus weltanschaulichen und philosophischen Gründen, 2. da ich von jeher jeden Nationalismus, welcher Art immer, für eine Quelle unablässigen Kampfes und Streites hielt und 3. da dessen politische Grundthese „Ein Volk – Ein Reich“ mir auf die Dauer mit der Souveränität, Staatlichkeit und Selbständigkeit meines angeborenen, österreichischen Vaterlandes und Heimatstaates unvereinbar schien, dem ich als Staatsbürger und eidlich verpflichtetes Staatsbeamter Treue und Hingabe schuldig war.“

Am 18. März wurde Zeßner während der Hl. Messe in der Pfarrkirche Maria Schmerzen im Kaasgraben (19. Bezirk) verhaftet. Nach sechs Wochen Gefangenschaft im Polizeigefängnis Elisabethpromenade wurde er ins Landesgericht überstellt. Als die Häftlinge anlässlich eines Besuchs von Himmler Meldung erstatten mussten, sprach Zeßner: "Hochschulprofessor Bundeskulturrat Freiherr Zeßner von Spitzenberg“ und gibt als Grund seiner Inhaftierung an: „Weil ich an leitender Stelle in der monarchistischen Bewegung Österreichs tätig bin."

Am 15.Juli 1938 erfolgte mit dem letzten großen "Österreichertransport" die Einweisung ins KZ Dachau. Während des Transports wurde Zeßner von einem Wachtposten derart misshandelt, dass er am 1. August 1938 an seinen inneren Verletzungen starb. Er gilt daher als einer der ersten Österreicher, die in Dachau ermordet wurden. Auf die Frage des Lagerkommandanten von Dachau, ob er wisse, warum er in das KZ gekommen sei, antwortete Zeßner: „Weil ich im Glauben an Gott und an ein christliches Österreich unter der Führung des Hauses Habsburg die einzige Rettung für die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit meines Vaterlandes sehe.“

Sein Leichnam und der des Schwiegersohnes von Bundespräsident Miklas waren die Einzigen, der im KZ Dachau Verstorbenen, deren Särge nach Österreich überführt werden durften. Zeßner-Spitzenberg ist auf dem Grinzinger Friedhof begraben. Er hinterließ eine Witwe und sechs Kinder. Ihr wurde eine Witwenpension zuerkannt. Aber erst mit 12. September 1938, also sechs Wochen nach Zessners Tod in Dachau wurde seine formelle Entlassung ausgesprochen.


An der rechten Seitenwand der Kirche Maria Schmerzen im Kaasgraben findet sich folgende Inschrift:

"Zum Gedenken
an Dr. Dr. Hans Karl Freiherrn Zessner von Spitzenberg
geboren am 4. Februar 1885
verhaftet am 18. März 1938 in dieser Kirche.
Nach Misshandlungen
gestorben am 1. August 1938
im Konzentrationslager Dachau
im Glauben an Gott und für die Freiheit Österreichs.
„Wir müssen und bemühen
den Willen Gottes in allem zu erkennen
und möglichst vollkommen zu erfüllen.“

(letzter Satz aus seinem letzten Brief).

Werke (Auswahl)#

  • Einführung in die Landarbeiterfrage (Habilitationsschrift), 1920
  • Die kaiserliche Familie in Lequeito. Reiseerinnerungen eines Österreichers, 1924
  • Die österreichische Aktion. Programmatische Studien (mit Knoll, Misson, Winter) , 1927
  • Die Zukunft des Hauses Österreich, 1927
  • Das österreichische Agrarrecht. Studium und Praxis, 1930
  • Otto von Österreich. Seine Kindheit, seine Jugend, sein Bildungsgang, 1931
  • Der Rechtslehrer und das Wesen des Rechtes, 1931
  • Ausbau des Berufstandes Land- und Forstwirtschaft, 1936
  • Legitimität und Legalität

Literatur#

  • H. Wohnout, Das Traditionsreferat der Vaterländischen Front (in: Österreich in Geschichte und Literatur 36), 1992
  • Ildefons M. Fux: Für Christus und Österreich, 2001
  • P. Zessner-Spitzenberg, Hans Karl Freiherr von Zessner-Spitzenberg - Ein Leben aus dem Glauben, 2003
  • M. Welan, H. Wohnout, Hans Karl Zeßner-Spitzenberg – Einer der ersten toten Österreicher in Dachau (in: Forschungen zum Nationalsozialismus und dessen Nachwirkungen in Österreich. Festschrift für Brigitte Bailer, hg. v. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands), 2012

Weiterführendes#

Essays#

--> Welan, M.: Zeßner-Spitzenbergs Österreichbild
--> Welan, M.: Zu Zeßner-Spitzenberg
--> Welan, M.: Von der Monarchie zur Republik
--> Welan, M.: Was ist Legitimismus?
--> Welan, M.: Der Schweigende oder Zeßner und der demokratische Rechtsstaat
--> Welan, M.: Hans Karl Zessner-Spitzenberg: Jurist und Professor
--> Welan, M./Wohnout, H.: Hans Karl Zessner-Spitzenberg
--> Welan, M./Wohnout, H.: „Es ist Zeit, vor Gott und der Geschichte...“
--> Welan, M: Zeßner Spitzenberg - Aspekte einer Biographie

Quellen#

Redaktion: I. Schinnerl


ein echter, typischer altösterreicher, dem man allerdings in seiner eher theologisch fundierten verehrung kaiser karls als profanhistoriker nicht immer folgen können wird.

--Glaubauf Karl, Dienstag, 17. August 2010, 10:38