Beruf und Heirat#
Wenige Monate nach dem Eintritt in das Bundesheer im Herbst 1928 wurde Bernardis an die Offiziersakademie nach Enns — sie übernahm für einige Jahre die Funktion der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt - versetzt.Besondere Freude bereitete ihm der Sport, dem er Zeit seines Lebens verbunden war. Mit einer Größe von 179 cm und einem Gewicht von 77 kg war er insgesamt eine sportliche Erscheinung. Für sportliche Aktivitäten bot die Offiziersakademie ausreichend Gelegenheit.
Ein Foto zeigt ihn beim Reiten, ein anderes beim Sprung über fünf (!) Pferde, außerdem betrieb er noch Fechtsport. Er war auch als geprüfter ziviler Schilehrer tätig; die Aufnahme zeigt ihn bei einer Schitour im Jahr 1929.
1932 musterte er als Leutnant zum Pionierbataillon 4 in Linz aus. Das österreichische Bundesheer trug damals - wie auf dem Foto deutlich erkennbar - Uniformen, die dem deutschen Vorbild bis ins Detail nachempfunden waren. Das deutsche Uniformierungssystem war schon in der Zeit der Volkswehr (1918-1920) nur leicht modifiziert durch den sozialdemokratischen Staatssekretär Dr. Julius Deutsch eingeführt worden.
In seiner Militärakademikerzeit lernte Bernardis auch seine spätere Gemahlin, die Geographiestudentin und Tochter eines Linzer Bauunternehmers Hermine Feichtinger (welche 3. November 2009, zwei Wochen vor ihrem hundertsten Geburtstag verstarb) kennen.
Auf einem Foto sieht man das glückliche Paar beim Spazierengehen in Linz im Jahr 1928 und mit Tochter Lore 1938.
Im Juni 1933 heirateten Hermine und Robert in Linz. Eine kurze Zeit privaten Glücks folgte, in der die beiden Sportbegeisterten u.a. zahlreiche Schitouren unternahmen, wie ein Foto aus dem Jahr 1934 zeigt. Dem Paar wurden zwei Kinder, Lore (* 1937) und Heinz (* 1940), geschenkt.
Während Bernardis mit Engagement und Freude die Militärakademie absolviert hatte, brachte der folgende Truppendienst „die erste wirkliche Enttäuschung". Er empfand darin „zu wenig geistige Anregung"[5], weshalb er bald die Generalstabslaufbahn anstrebte.
Eine Abbildung zeigt Bernardis während der Schießausbildung wahrscheinlich am Truppenübungsplatz Bruck-Neudorf zwischen 1932 und 1934.
Im politisch turbulenten Jahr 1934 wurde Bernardis zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung durch das Militär eingesetzt und dabei auch mit den Schwächen der österreichischen Demokratie konfrontiert.
1936 bewarb er sich um die Aufnahme in die „Höheren Offizierskurse", die Generalstabsausbildung, die ab 1936 in Wien stattfand.
Ein Gruppenbild führt in das Milieu dieses prägenden Ausbildungsabschnittes.
Von den etwa 350 Kandidaten gehörte er zu jenen 60, die dem hohen Anforderungsprofil der Aufnahmetests entsprachen. Die „Heerespsychotechnische Stelle" beurteilte Bernardis bei seiner Testung folgendermaßen:„Intelligenz: Gutes logisches Denken, ausgeprägte praktisch-technische Intelligenz ... Sehr
guter Überblick (Ganzheitstyp)
Gesamtbeurteilung: Recht gute intellektuelle Ausstattung. Das Denken ist durch Sachlichkeit und Phantasiearmut gekennzeichnet. Die technische Begabungsrichtung ist ausgeprägt erkennbar. Ziemlich deutliche Willensnatur von betontem, leicht forciertem Selbstbewußtsein ... "[6]
Vor dem geplanten Kursende erfolgte jedoch der „Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich. Danach wurde der gesamte Lehrgang der zukünftigen Generalstabsoffiziere an die Kriegsakademie in Berlin überstellt und hier zu Ende ausgebildet.
[5] Robert Bernardis: Handschriftlicher Lebenslauf (ohne Überschrift). In: ÖStA-AdR, DB: Robert Bernardis, Seite 3
[6] Herrespsychotechnische Stelle, Testung "Robert Bernardis". In: ÖStA-AdR, Personalakt Bernardis
© Texte und Bilder zusammengestellt von Dr. Glaubauf und Dr. Trauner