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Verurteilung und Rache#

Nach wochenlangen Verhören stand Bernardis als einer der Hauptangeklagten im ersten Prozess am 7. und 8. August 1944 vor dem Volksgerichtshof. (Abb. 9.1) Eine seelsorgliche Begleitung wurde den Juli-Attentätern versagt.

In soldatischer Haltung betonte Bernardis vor dem Volksgerichtshof dabei seine Stellung als vorgesetzter Gruppenleiter im Allgemeinen Heeresamt, um seinen Mitarbeitern die Argumentationslinie des „Befehlsnotstands" zu eröffnen. Bernardis betonte vor dem Volksgerichtshof auch - dies ist für die historische Beurteilung der Männer des 20. Juli äußerst relevant -, dass er und seine Mitarbeiter „alles getan haben, um das, was der Front gehört, der Front zukommen zu lassen" , [17] womit er klarstellte, dass es sich bei der Aktion des 20. Juli um einen Putschversuch zur Beseitigung des NS-Regimes handelte und nicht um Sabotage der Front. Dieser Argumentation konnte auch der Präsident des Volksgerichtshofes, Roland Freisler, nur ein hilfloses „Sie sind an Derartigem nicht beteiligt" entgegensetzen.[18]

Einen Tag nach seinem 36. Geburtstag, am 8. August 1944, wurde Robert Bernardis in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Auf so genannten „Fleischerhaken" wurden die Attentäter gehängt (Abb. 9.3). Heute findet sich in jenem Gebäude, in dem die Hinrichtungen stattfanden, eine Gedenkstätte des Widerstandes (Abb 9.4).

Seinen „grimmigen Humor" behielt Bernardis bis zuletzt. Gegenüber seinem Bewacher meinte er in Bezug auf die gestreiften Sträflingshosen: „Sehen Sie, jetzt hab ich doch noch so etwas wie Generalsstreifen an den Hosen bekommen." Als ihm der Bewacher auf dem Weg zur Hinrichtung eine Zigarette schenkt, sagt Bernardis zu ihm: „Dafür werde ich Ihnen dereinst im Himmel als Engel erscheinen."[19] Auf der Liste der am Attentat Beteiligten erscheint Bernardis an sechster Stelle. (Abb. 9.5; zusammengestellt aus mehreren Dokumentseiten)

Im Abschiedsbrief an seine Frau Hermine vom 8. August 1944 drückt er seine ethischen Ansprüche, gewachsen aus christlicher Tradition, sehr klar aus: „Ich muß mich von Dir verabschieden — wir sehen uns auf dieser Erde nicht mehr. ... Du kannst mir glauben, daß ich dachte, nur Gutes zu tun, ich habe nie im Traume daran gedacht, aus irgendwelchen ehrgeizigen oder leichtsinnigen Motiven zu handeln. Daß alles so weit gekommen ist, kann ich nur als einen Akt des Schicksals bezeichnen, das es eben anders nicht gewollt hat.[20]

Ziel des Dritten Reiches war es nicht nur, Hitlers Überleben als Fügung darzustellen, sondern auch, die Attentäter aus der Geschichte verschwinden zu lassen, sie aus dem kollektiven Abb. 9.4 Gedächtnis auszulöschen. Deshalb gibt es auch keine Grabstätte von Robert Bernardis.

Die Familien der Verschwörer traf ebenfalls Hitlers Rache. Hermine Bernardis, die Gemahlin Robert Bernardis' kam noch im August 1944 mit ihrer Mutter in das Konzentrationslager Ravensbrück, aus dem sie nach etwas mehr als einem Monat aber wieder entlassen wurden. Sie lebte dann bis zu ihrem Tode in Linz, wo sie am 3. November 2009 im Alter von knapp 100 Jahren starb.

Die beiden Kinder kamen in ein Kinderheim in Bad Sachsa im Harz (Abb. 9.6) und blieben dort bis Ende 1944. Hier sollten sie „umerzogen" werden.


[17] Vernehmung des Angeklagten Robert Bernardis vor dem Volksgerichtshof. In: Jedlicka, S. 147
[18] Ebd.
[19] Toch, S. 148; vgl. auch die gleichlautenden Bemerkungen bei Naso, S. 152
[20] Jacobsen, 2. Bd., Seite 796
© Texte und Bilder von Dr. Glaubauf und Dr. Trauner


Herzlichste gratulation zu der _im gesamten von alpha bis omega formell wie inhaltlich hervorragend gelungenen neuen broschüre über Oberstleutnant i. G. Robert Bernardis. besten dank für die mühe der insbesondere auch vom seiten-design und der exzellenten kombination von bild und text her voll überzeugenden umsetzung der quellen. auch stilistisch ist es gelungen, die komplexe materie -etwa unter anderem durch die optimal integrierten Zitate- mit hoher "Lesewerbung" dem leser sehr gut verständlich zu vermitteln.

--Glaubauf karl, Donnerstag, 28. Januar 2010, 15:27