In Berlin#
Nach seiner teilweisen Genesung wurde er als Gruppenleiter für das Personalwesen in das Allgemeine Heeresamt (AHA) des Oberkommandos des Heeres (OKH) in der Berliner Bendlerstraße versetzt, wobei er für den Personalnachschub zuständig war. Hier erfuhr seine Ablehnung des Nationalsozialismus weitere Bestätigung.
Als gut ausgebildeter Generalstabsoffizier mit intensiver Fronterfahrung war er sich angesichts der ungeheuren Verlustzahlen an den Fronten, die ihm in seiner Funktion nun täglich vorlagen, rasch im Klaren darüber, dass der Krieg verloren war. Daran änderte auch die Proklamierung des so genannten „Totalen Krieges" nichts.
Auch die menschliche Problematik der Kriegsführung Hitlers war nicht zu übersehen: Sollte die gesamte wehrfähige männliche Bevölkerung in einem völlig aussichtslosen Endkampf an den Fronten geopfert werden, während alliierte Bomberflotten ganz Deutschland in Schutt und Asche verwandelten und dazu noch enorme Verluste bei der Zivilbevölkerung verursachten?
Von den militärischen Fähigkeiten Hitlers hielt Bernardis ganz offensichtlich wenig. Anlässlich des Durchbruchs russischer Truppen in der Südukraine telefonierte er knapp vor dem 20. Juli 1944 in Wien mit Oberst i.G. Heinrich Kodre und machte sich dabei über Hitlers Absicht, mit viel zu schwachen Kräften die Lage wieder herzustellen, lustig: „Und mit diesen vier Divisionen will der Trottel die Angelegenheit in der Südukraine bereinigen."[12]
Kodré, ebenfalls ein Sympathisant des Widerstandes, war Stabschef des Wehrkreiskommandos XVII (Wien).
Nur Eingeweihten signalisierte er seine Gesinnung: Kodre trägt auf dem Foto die Koppelschnalle nach links gerückt. Das entsprach der altösterreichischen Trageweise, als der Gurt oft verschoben getragen wurde, um nicht zu drücken.Bei Bernardis' Überzeugungen über die Lage des Deutschen Reiches war es nicht verwunderlich, dass er sich dem Kreis der Männer um Oberst i.G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg anschloss, als dieser im November 1943 Chef des Stabes im Allgemeinen Heeresamt wurde.
[12] Zit. in: Jedlicka, Seite 42
© Texte und Bilder zusammengestellt von Dr. Glaubauf und Dr. Trauner
Das letzte Bild dieser Seite zeigt den Ritterkreuzräger (siehe Ritterkreuz im Licht-Oval) Oberst i. G. Heinrich Kodré (nicht Stauffenberg, der kein Ritterkreuzträger war)bei der Inspektion von "Walküre"- Verbänden in Wien. Da Kodré, seit seiner gemeinsamen Generalstabsausbildung mit Bernardis übrigens einer seiner engsten Freunde, am 20. Juli 1944 "Walküre" in Wien auslöste, nahm er naheliegenderweise die Überprüfung der dafür vorgesehenen Kampfverbände sehr ernst und führte viele Inspektionen selbst durch, obwohl er als Chef des Stabes im Wehrkreiskommando diese Aufgabe leicht hätte delegieren können.
--Glaubauf karl, Donnerstag, 28. Januar 2010, 16:07