Sagen aus dem Raum Purgstall Purgstall, Niederoesterreich #
Templer in Purgstall?
Im Markte Purgstall bei Scheibbs soll das Haus Nr.15 im inneren Markte den Tempelherrn gehört haben.
Die Türken in der Purgstaller Gegend
Wo heute sich auf dem Steinfeldberg bei Purgstall eine Kriegergedächtnisstätte erhebt, befand sich bis 1968 eine schöne Barockkapelle, die nach der Inschrift eines Votivbildes 1694 zum Dank aus Errettung aus Türkenkriegsnot und Krankheit vom Besitzer Johann Georg Sturmlechner errichtet worden war. Die Sage berichtet dazu, daß im Zuge der zweiten Wiener Türkenbelagerung am 17.Juli 1683 türkische Horden, die auf Beute aus waren, die Bauernhöfe plünderten, in Brand steckten und viele Menschen, derer sie habhaft werden konnten, massakrierten. Auch wurden zahlreiche Bewohner der Gegend in Gefangenschaft geführt. Den Insassen des Hofes Groß-Pittersberg war es allerdings gelungen, sich noch rechtzeitig im Walde zu verstecken. Als sie von dort aus die brennenden Gehöfte sahen, taten sie das Gelübde, im Falle ihrer Rettung an der Stelle ihres Fluchtortes eine Kapelle zu erbauen, was sie nach dem Ende des türkischen Überfalls, den sie an Leib und Leben unbeschadet überstanden hatten, auch einlösten. .
Auch in Zehnbach bei Purgstall erinnert sich die Sage noch an die Türkenzeit. Dort befindet sich am Rande einer großen Wiese beim Bauernhof Aschelberg 6 eine sumpfige Stelle, die Aschelberg-Locka. Dort sollen Türken begraben sein, die bei einem Überfall hier ihr Ende gefunden hatten. An dieser Stelle soll es des öfteren gegeistert haben und die Leute wollten bei Finsternis nur ungern an dieser Stelle vorbeigehen. Angeblich verwahrten noch längere Zeit zwei Höfe in der Nähe Überbleibsel aus der Türkenzeit, nämlich einen Säbel, zwei Dolche und einen schön verzierten Zinnkrug.
Ebenfalls einem Gelübde aus schwerer Türkenzeit verdankt die Kohlstatt-Kapelle in Merkenstetten bei Purgstall ihre Entstehung. Nach einer Inschrift wurde sie 1690 von dem Besitzerehepaar Rupert und Sarah Amhütter "wegen Verwahrung vor Pestilenz, Krieg und Feuersbrunst" erbaut. 1683 verhinderten die Bauern dieser Gegend durch eine List, daß die "Renner und Brenner" in ihr Dorf kamen. Sie zündeten nämlich, als sie vom Nahen der Gefahr erfuhren, Stroh- und Heuhaufen an und täuschten damit den Feinden vor, daß ihre Gegend ohnehin schon gebrandschatzt und hier nichts mehr zu holen sei. Ohne sich weiter zu vergewissern, kehrten die Eindringlinge um und die Merkenstettener waren gerettet. Zum Dank wurde dann die Kapelle erbaut, deren Name davon abzuleiten ist, daß sich an ihrer Stelle einst der Arbeitsplatz eines Köhlers befunden hatte. Man will später öfters in der Nacht um die Kapelle geheimnisvolle Flammen gesehen haben, von denen aber am folgenden Tag keine Spur mehr zu finden war. Auch vom Dorfwirt erzählte man, daß er den Brand seines Hauses vorgetäuscht habe, indem er auf dem gestampften Lehmboden im Inneren des Hauses Stroh abbrannte.
Die Hofgeschichte des Bauernhauses Öd in Weigstatt bei Purgstall weiß sogar vom Schicksal einer von den Türken verschleppten Vorfahrin zu berichten. Diese soll gar die außereheliche Tochter eines hohen Adeligen gewesen sein, die heimlich dem Bauern zur Auferziehung übergeben worden war. Sie heiratete dann zur Frau herangereift den Hoferben des Ödhofes. Beim Türkeneinfall wurde sie gefangen und bis in die Türkei verschleppt, ein Schicksal daß sie mit vielen Menschen in den von Türken verheerten Gebieten Österreichs teilte. Es gelang ihr jedoch, von dort zu fliehen und nach langer gefährlicher Wanderschaft wieder ihre Heimat zu erreichen. Sie soll gerade in dem Augenblick heimgekommen sein, als sich ihr Mann anschickte, ein zweites Mal zu heiraten, weil er die Entführte längst tot glaubte.
Bei Purgstall befindet sich bei der Hochrieß ein steiler, mehr als 130m hoher Geländeabbruch zur Erlauf, der im Volksmund den bezeichnenden Namen Türkensturz führt. 1683 waren auch hier plötzlich türkische Streifscharen aufgetaucht, die auch die sogenannten Weinberghäuser auf der Hochrieß überfielen. Zu Tode erschrocken floh ein Mädchen aus dem Bauernhof ins Freie, als die Feinde ins Haus eindrangen und versuchte, sich irgendwo im Gelände zu verstecken. Ein berittener Türke hatte das Opfer aber erspäht im galoppierte ihm nach. Das Bauernmädchen schlüpfte in ein Gebüsch in der Nähe des Steilhanges. Zum Glück für sie war gerade auch Nebel eingefallen und der Reiter verschätzte sich im Gelände, als seine schon greifbar nahe Beute auf einmal verschwunden war. Er ritt in die Nebelschwaden hinein, übersah den Abgrund und stürzte mit seinem Roß in die Tiefe, wo er den Tod fand. Der Name "Türkensturz" illustriert trefflich diese Begebenheit, die sich durchaus in dieser Form ereignet haben könnte. Noch heute gibt es in der Nähe der Hochrieß ein Gasthaus "Zum Türkensturz".
Die versteckte Kirche in Pfoisau bei Purgstall
In der Rotte Pfoisau der Gemeinde Oberndorf a.d.Melk erhebt sich dort, wo Melkfluß und Straße das scharfe Knie bilden, ein gut erhaltener Schlosskogel. Von ihm wird erzählt:
Dort, wo heute der Schlosskogel steht, erhob sich einst die Kirche der Pfoisau. Als aber das Luthertum sich im Lande ausbreitete und die Protestanten vielfach die alten Kirchen sich aneigneten, haben auch die Pfoisauer, die von der neuen Lehre nichts wissen wollten, um ihre Kirche gebangt und gefürchtet, die Lutheraner könnten sie ihnen wegnehmen. Sie haben daher den Turm der Kirche abgetragen, diese selbst aber mit einem Erdmantel umkleidet und vollständig mit Erde zugedeckt. Es steckt daher noch heute in dem Erdkegel die alte Kirche der Pfoisau.
Der Mord an französischen Soldaten am Reschenberg-Hof und seine Folgen
In der Gemeinde Purgstall a.d.Erlauf, in der Rotte Obersöllingerwald, liegt am Abhang des Pöllaberges der Hof Reschenberg. Zu diesem Hofe ist, so wird erzählt, eines Abends des Jahres 1812 ein Trüpplein Franzosen gekommen - es werden 11, 13 oder 18 Mann angegeben - und haben um ein Nachtquartier gebeten. Sie waren auf dem Rückzug aus Rußland begriffen, waren schon wochenlang unterwegs und todmüde. Die Bauersleute von Reschenberg haben ihnen in der Stube Stroh aufgeschüttet und so ein Nachtlager bereitet. Während nun die einen berichten, die Franzosen hätten sich gleich niedergelegt und wären sofort in tiefen Schlaf gesunken, erzählen andere, die Ankömmlinge seien eigentlich französische Offiziere gewesen und hätten vorerst noch Karten gespielt. Da hätten nun die Bauersleute gesehen, daß sie viel Geld bei sich gehabt haben. Alle aber berichten: Kaum waren die Franzosen eingeschlafen, da sind auch schon die Leute von Reschenberg zu den umliegenden Höfen geeilt, um Hilfe herbeizuholen. Sie hatten nämlich beschlossen, die Franzosen zu ermorden und zu berauben. Da und dort haben sich Männer bereiterklärt, mitzutun, und auch diese haben wieder in weiteren Höfen Helfer angeworben. So sind bald von allen Seiten Männer und Burschen mit allem Möglichen bewaffnet ins Reschenberg gezogen, darunter auf eine Frau, die "Bauxin" vom Hofe Bauxen. Doch haben nicht von allen Höfen Leute mitgemacht. So gleich nicht vom Nachbarshofe Nassenreith. Ein Sohn dieses Hofes, ein junger Bursch, wollte zwar ebenfalls mitziehen, allein sein Vater hat es ihm nicht erlaubt, und darum war von diesem Hofe niemand dabei. Aber auch andere haben nicht mitgetan. So sind auch Boten von Reschenberg in den Moarhof - einen längst verschwundenen Hof im Rogatsboden, an dessen Stelle sich heute die Schule erhebt - gekommen. Dort haben sie mehrere Bauern beim Kartenspiel angetroffen. Die haben sofort versprochen, nachzukommen, sobald sie sich nur bewaffnet hätten. Die Bäuerin vom Moarhof aber hat zu ihnen gesagt: "Wart's doch noa a wengerl, ich mach euch z'erst gschwind an Tee, es ist ja so kalt draußen!" In den Tee hat sie aber recht viel Schnaps geschüttet und immer wieder Schnaps nachgegossen und die Männer fortwährend gedrängt, fleißig zu trinken, bis alle berauscht gewesen und aufs Fortgehen vergessen haben. So hat diese Frau es verhindert, daß ihr Mann und seine Freunde an dem Morde beteiligt gewesen sind.
Die Bauern aber, die ins Reschenberg gezogen sind, haben zuerst Eggen auf die schlafenden Franzosen geworfen, um sie mit diesen niederzuhalten, und sind dann mit Hacken und Sappeln, mit Sensen, Mistgabeln und Messern über sie hergefallen. Die rasch ermunterten Franzosen haben sie flehentlich gebeten, sie zu schonen, sie wollten gerne ihr Geld und alles, was sie bei sich hätten hergeben. Es hat ihnen aber nichts genützt. Einem Franzosen ist es anfänglich geglückt, zu entfliehen und sich hinter der Foihaubn (Feuerhaube) in der Küche zu verbergen. Doch auch er wurde aufgespürt. Da hat er seinen Rosenkranz aus der Tasche gezogen und den Bauern hingehalten. Er wollte damit sagen, daß auch er ein Katholik sei wie die Bauern selber - aber auch er wurde ermordet.
Am ärgsten von allen hat die Bauxin gewütet. Ihr ist es auch gelungen, die eiserne Kassa der Franzosen an sich zu bringen. Die Erschlagenen hat man hierauf in den Graben geworfen, der sich von Reschenberg gegen den Hof Raomhittn, hinunterzieht, und sie dort mit Erde zugedeckt. Seither heißt der Graben "Franzosengraben" bis zum heutigen Tag.
Aber alle, die an dem Morde beteiligt gewesen waren, sind bald darauf "umgekommen". Der Bauer von Reschenberg hat sich erhängt, die Bäuerin hat sich die Gurgel durchgeschnitten. Sie hat ein langes Küchenmesser mit beiden Händen haltend mit dem Griff auf ein Fensterbrett aufgesetzt und sich in das Messer gestürzt. Und so haben auch alle anderen einen baldigen unnatürlichen Tod gefunden. Die Bauxin aber, die ganz besonders gewütet hatte und sich als wahrer Weibsteufel aufgeführt hatte, ist "furt". Sie ist von Reschenberg mit der Kassa weggelaufen und nie mehr gesehen worden. "Die hat der Teufel geholt", war bald die allgemeine Überzeugung. Später aber wurde erzählt, daß die Bauxin in dem Walde in der Lonitz über dem Bauernhaus Kronegg auf einem hohem Baume in einem Krähennest sitze und dort bis zum Jüngsten Tag verbleiben müsse.
Nach dem Franzosenmord hat es im Hause Reschenberg ständig gegeistert. Das Blut der Ermordeten hatte den ganzen Fußboden getränkt, war an den Wänden hochgespritzt und sogar die Stubendecke, der Reamlingboden war voller Blutspritzer. Und dieses Blut war nicht abzuwaschen. Man hatte den Fußboden herausgerissen und einen neuen gelegt, hatte Mörtel von den Wänden abgeschlagen und diese frisch beworfen, und selbst der Reamlingboden wurde abgetragen und ein neuer eingezogen. Allein - alles war umsonst! Die Blutflecken sind immer wieder zutage getreten.
Auch um den Franzosengraben hat es ständig gegeistert. Immer wieder ragten die Hände der Ermordeten aus der Erde empor, so oft man sie auch zudecken und soviel Erde man auch auf sie schütten mochte. Über den Graben zog immer wieder die Wilde Jagd dahin. So ist zum Beispiel einmal der "alte Engl" (Engelbert) von Nassenreith eines Nachts von den Rodenberghäusern hinauf ins Nassenreith gegangen. Als er zum Franzosengraben kam, brauste soeben die Wilde Jagd über ihn dahin. "Da hat's geschossen und gelärmt, geschrieen und geheult, daß 's ganz aus gwesen ist!" hat er dann erzählt.
Mit der Wirtschaft von Reschenberg aber ist es vom Tage des Franzosenmordes an abwärts gegangen. Einst hatten 90 Joch Grund zum Hofe gehört. Die sind immer weniger geworden, bis schließlich ein halbverfallener Hof und 10 Joch übriggeblieben sind.
An die ermordeten Franzosen aber soll der Überlieferung nach ein Holzkreuz, das Reschenkreuz, erinnern, das heute oberhalb des Hofes am Waldesrand dort steht, wo der Weg nach Purgstall abzweigt. Für die verschwundene Bauxin aber soll beim Hofe Bauxen ein Holzkreuz errichtet worden sein, an dessen Stelle 1902 die heutige gemauerte Kapelle erbaut wurde.
Der Miatnkogel, ein unheimlicher Ort bei Purgstall
In der Nähe des Wiesbauernhofes, Purgstall, Unternberg Nr.2, stand die 1784 abgebrochene Miatnkirche (Martinskirche). Vom Wiesbauernhofe, in welchem der Sage nach heute noch eine Monstranz der Miatnkirche eingemauert sein soll, führen mehrere tief eingeschnittene Hohlwege den Miatnberg hinan, zu einem merkwürdigen Kogel, dem Miatnkogel.
Wie die Alten alleweil gesagt haben, ist früher in der Vollmondnacht der Karwoche um Mitternacht eine schwarze Kutsche mit vierspännigem weißem Vorspann mit vier Schimmeln den einen Hohlweg auf den Miatnberg aufigfahren. Die Kutsche ist alleweil bei der Miatnkirche auftaucht und den Berg aufi. Ungefähr auf halbem Weg ist dort ein kleiner Kogel. Auf dem ist dann alleweil ein Fuchs gesessen. Gleich nach dem Kogel und dem Fuchsen ist die Kutsche in den zweiten Hohlweg einbogen und aufi zum Miatnkogel und dort ist sie wieder verschwunden.
Die Kutsche ist jedesmal wie der Blitz gefahren, man hat sie nur ganz kurz gesehen, aber man hat noch a ganze Weil den Wagen rasseln und die Rösser klappern gehört. Einmal ist der Großvater mit anderen Bauern beim Wiesbauer in einer solchen Nacht gewesen und sie haben dort Karten gespielt. Da ist wieder die Kutsche gefahren und der Großvater hat hinten einen Mann nachhumpeln gesehen.