Sagen aus dem Raum Windischgarsten Windischgarsten, Oberoesterreich #
Wie Windischgarsten entstanden sein soll
Windische Fuhrleute fuhren mit einem Wagen Gerste nach Steiermark. Wo heute Windischgarsten liegt, ging ein Gerstensack auf und das Getreide rieselte auf den Boden. Übers Jahr kamen die Fuhrleute wieder vorbei und sahen in der Wildnis die schönste Gerste emporwachsen. Es fiel ihnen ein, es könne nur das verschüttete Getreide sein. "Das muß ein guter Boden sein!" sagten sie und einer von ihnen ließ sich in der Gegend nieder. Das erste Bauernhaus war das des Bauern am Berg. So entstand Windischgarsten und bekam darum seinen Namen. Zum Wahrzeichen führt der Markt drei goldene Ähren im Wappen.
Die Kapelle zum roten Kreuz "am Engsten"
An der Straße von Windischgarsten nach Altenmarkt in Steiermark beim Durchbruch "am Engsten" steht eine kleine Kapelle "zum roten Kreuz", in welcher zu Füßen der Gottesmutter ein heilsames Brünnlein hervorquillt. Der Sage nach blieb in der Nähe der jetzigen Kapelle ein Kreuzfahrer, welcher auf der Heimreise diese Straße benützte und von Räubern überfallen wurde, schwer verwundet und bewußtlos liegen. Als er aus tiefer Ohnmacht erwachte, gewahrte er ein verwundetes Mäuslein, das sich in der Quelle emsig wusch und vollkommen hergestellt im schnellen Laufe in den Büschen verschwand. Dem Beispiele des Tierchens folgend, fand auch der Kreuzfahrer durch Waschung mit dem wundertätigen Wasser augenblickliche Linderung seiner Schmerzen und Heilung seiner Wunden.
Vollständig gesund, konnte er alsbald diese Stelle verlassen und gelobte zur dankbaren Erinnerung an seine Genesung, über der Quelle eine Kapelle zu erbauen. Sein Versprechen hat er redlich gehalten und alljährlich suchen viele Andächtige aus der Umgebung den Gnadenort auf.
An diesen Ort knüpft sich noch eine andere Sage, die gleich hier Platz finden mag. Obige Stelle "am Engsten" heißt im Volksmund "der Hengst", weil dort die Knechte eines Bauern dessen äußerst wildes und bösartiges Pferd in den Abgrund stürzten, da der Bauer nicht zu bewegen war, das Tier wegzugeben und jedermann Gefahr lief, von demselben einmal erschlagen zu werden.
Bergmandln in der Windischgarstener Gegend
Ein Holzknecht bei Windischgarsten empfing von den Bergmandln mancherlei Wohltat. Einst verkündeten sie ihm, sein Weib werde in drei Tagen sterben. Der Holzknecht verlangte von ihnen die Abwendung dieses Unglücks, als sie es verweigerten, schmähte er sie und verspottete sie öffentlich. Am Morgen des dritten Tages lag er mit seiner ganzen Familie unter einer Schneelawine verschüttet.
Interessanter Hinweis: Jörg Strohmann, Mitglied des Editorial Teams, hat darauf hingewiesen, dass es wahre Begebenheiten gibt, die er in den Sterbematrikeln von Windischgarsten gefunden hat:
- Am 13. Februar 1793 kamen die 11-jährige Anna Maria Hiefinger und ihre 1 Jahre alte Schwester Theresia, wohnhaft in Dambach 31, durch eine Schneelawine ums Leben.
- Am 18. Februar 1793 starben: Der 24-jährige Holzmeister Johann Michael Gräßl, Einwohner im Sprangrigl in Mayrwinkl 16 sowie der 45 Jahre alte Besitzer der Hüttenbauernhütte in Mayrwinkl 21, weiters der 32-jährige Besitzer des Ötschmangutes in Pichl 24 Mathias Pallauf samt seinen Söhnen Ignaz (12 J.) und Johann Georg (11 J.) und dem 46 Jahre alten Inwohner des Zweyfiedlergutes in Rading 22 Joseph Trinkl ebenfalls durch eine Schneelawine.
- Am 26. Februar 1799 kam der 5 Jahre alte Sohn des Besitzers Johann Radlingmayr vom Lambergerreith in Rosenau Nr. 7 Namens Johann auch durch eine Schneelawine ums Leben.
- Am 16. Februar 1828 wurden in Rosenau a.H. durch Schneelawinen verschüttet: Um 16 Uhr der 18 Jahre alte Bauernsohn vom Stubenbauer Mathias Riegler sowie der 50 Jahre alte Knecht Josef Gabriel vom Mitterbuchriegel in Dambach, am Abend um 9.00 Uhr des gleichen Tages der 48 Jahre alte Holzmeister und Köhler Mathias Wegscheider von Rosenau 55 sowie seine 36 Jahre alte Ehegattin Theresia Wegscheider. Alle vier konnten nur mehr tot geborgen werden.
Zum toten Mann
Einem Bergbauern bei Windischgarsten gab einmal ein Bergmandl eine Pergamentrolle mit Prophezeiungen. Vor seinem Tode hat aber der Bauer die Schrift verbrannt. Nur die Prophezeiung über die Kreuzsäule "Zum toten Mann", eine kleine Strecke außerhalb von Windischgarsten, hatte er früher ausgeplaudert. Ein Teil davon ist schon in Erfüllung gegangen, daß die "Herrschaft" von Spital nach Windischgarsten kommen werde.
Selbstmörder finden keine Ruhe im Grab
In alten Zeiten kirchlicher Intoleranz durften Selbstmörder nicht in der geweihten Erde eines Friedhofes begraben werden, sondern wurden weitab davon verscharrt. Im Pyhrngebiet geschah dies im sogenannten roten Moos, einem Moor an der Straße von Spital am Pyhrn und Windischgarsten. Die Seelen dieser Toten fanden keine Ruhe. Sie gehen dort noch immer als Irrlichter nächtens herum und locken Wanderer, die an der unheimlichen Stelle vorbeikommen, ins gefährlich Moor, wo diese dann elendiglich zu Tode kommen. Manche haben die Geister in lange weiße Tücher gehüllte herumschweben gesehen. Dabei war ein jämmerliches und langgezogenes Geheul zu hören.
Gespenstisches zur Geisterstunde auf dem Friedhof
Spuk um eine Kindsmörderin
Vor mehr als hundert Jahren soll in Windischgarsten eine entmenschte Mutter ihr eigenes Kind umgebracht haben. Nach ihrem Tode fing es in ungewöhnlicher Weise in ihrem Hause zu spuken an. Die Küchentür hob es von selbst aus den Angeln und so oft man sie auch wieder einhängte: um Mitternacht fiel sie mit einem Krach wieder zu Boden. Selbst zwei Männern gelang es nicht, die störrische Tür zu bändigen. So stark war die unheimliche Kraft der unseligen Toten, die als ruheloser Geist damit ihre Bindung an die irdische Welt zeigen mußte, weil sie wegen ihrer Schandtat keine Erlösung finden konnte.
Zigeuner haben Gewalt über das Feuer
In Windischgarsten ist, wie eine Handschrift meldet, ein Kaufmannshaus beim Brande 1728 nicht abgebrannt, weil hier ehevor Zigeuner behalten wurden und zum Lohn versprochen hatten, das Haus nicht abbrennen zu lassen.
Im Gasthaus zum "Erzherzog Albrecht" in Windischgarsten fanden einmal Zigeuner Unterkunft. Zum Danke erklärte eine alte Zigeunerin, man solle den im Hause befindlichen Herd in Ehren halten, er beschütze das Haus vor Feuer. Von dem Tag an hieß der Herd Zigeunerherd. Ein späterer Besitzer spottete darüber und ließ den Herd abbrechen. Tags darauf brach im Hause Feuer aus. Die Ursache kam nicht auf.
Das Allerheiligste bannt das Feuer bei einem großen Brand in Windischgarsten
Einmal wütete ein verheerender Brand in Windischgarsten, dem 26 Häuser zum Opfer fielen. In ihrer Verzweiflung eilten einige Frauen in den Pfarrhof und verlangten, der Pfarrer möge das Feuer mit dem Allerheiligsten segnen, damit dem Feuer Einhalt geschehe. Der Pfarrer zögerte lange, weil das Allerheiligste nur unter Begleitung von zwei Bürgern mit brennenden Kerzen aus der Kirche getragen werden durfte, alles aber beim Feuerlöschen war. Schließlich aber holte er doch die Monstranz aus der Kirche und trat dem Feuer entgegen. Als er den Segen über die Flammen gesprochen hatte, griffen sie nicht mehr weiter. Selbst ein strohgedecktes Wirtschaftsgebäude, das nur durch eine schmale Gasse von zwei brennenden Häusern getrennt war, blieb verschont.
Eine versprochene Wallfahrt muß auch gehalten werden
Die Windischgarstener hatten einst für eine wunderbare Rettung aus Feuersgefahr eine jährliche Wallfahrt nach Frauenberg in Steiermark gelobt. Das Gelöbnis war aber in Vergessenheit geraten. Da kam eines Tages ein kleines Mandl in die Kirche, das grüne Strümpfe, eine kurze Hose und eine grüne Weste mit silbernen Kugelknöpfen trug. Es wollte auf den Turm, der Pfarrer aber hatte das Besteigen verboten. Deshalb holte der Mesnerbub den Kaplan, der ging mit dem Mandl hinauf. Bei den Glocken angekommen, kletterte das Mandl auf die große Glocke, machte ein Zeichen darauf und sagte: "Bis hieher wird das Wasser steigen, wenn die Wallfahrt nach Frauenberg auch weiter unterbleibt." Nach diesen Worten verschwand das Mandl. Der Geistliche aber verkündete das Ereignis dem Volke.. Sogleich wurde eine Wallfahrt ausgemacht. Aus jedem Haus nahm wenigstens eine Person teil. Die jährliche Wallfahrt nach Frauenberg wurde nun nicht mehr unterlassen.
Abenteuerliches Schicksal einer Marienstatue
Bekanntlich wandten sich zu Zeiten des Aufkommens des evangelischen Bekenntnisses vor fast 500 Jahren die Anhänger der Lehre Luther gegen Heiligenkult und Bilderverehrung. Besonders auf Bildwerke, die die Gottesmutter Maria darstellten, hatten sie es abgesehen. So befand sich auch in Spital am Pyhrn eine alte Marienstatue, die den Protestanten ein Dorn im Auge war. Um sie der Verehrung zu entziehen und der Vergessenheit anheimfallen zu lassen, entfernten sie sie aus der Kirche und versteckten sie im Ochsenwald. Ein Sennerin aus Arbing fand sie aber dort, schmückte sie mit Blumen und baute zum Schutz der Figur auch ein Dachl darüber. So war sie zunächst vor den Witterungsunbilden halbwegs geschützt und bald fanden auch andere Leute den Weg zu ihr, begannen auch vor dem Bildnis Mariens ihre Andacht zu verrichten. Als der Zustrom der Leute immer größer wurde, nahmen sich die Windischgarstener ein Herz, holten die Statue in ihre Pfarrkirche und brachten sie an einem Pfeiler an. Später wurde sie in die Seitenkapelle übertragen.