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Eine Hypercube-Version (Grafik: Mouagip, CC BY-SA 3.0)
Eine Hypercube-Version (Grafik: Mouagip, CC BY-SA 3.0)

Tesserakt: Intrada#

(Zum Neudau-Projekt)#

Von Martin Krusche#

Das Wort Tesserakt zieht sich über mehrere Jahre durch meine Arbeit. Das hat vor allem zwei Gründe. Ich mag seinen Klang, seine spezielle phonetische Qualität. Und ich bin vom Raumkonzept „Hyperwürfel“ fasziniert. Diese Anordnungen eines Tesserakts wirken auf den ersten Blick klar strukturiert und daher gut überschaubar.

Doch das kippt sehr bald, wenn man den Hypercube nicht in eine enge Schachtel steckt, sondern akzeptiert, daß wir in einem Raum zuhause sind, der sich krümmt, ausdehnt und keine uns vorstellbaren Grenzen kennt. Innerhalb solcher Unwägbarkeiten ist der Tesserakt etwas, das mir hilft, beim Nachdenken über derlei Gegebenheiten nicht den Verstand zu verlieren. Auch wenn er mir nur in sehr grundlegenden Formen gut faßbar ist.

Das ergibt folglich auch eine für mich sehr ansprechende Metapher, wenn ich dem nachgehe, was ich mit „Kunst unter Bedingungen der Vernetzung“ meine. Ich bevorzuge prozeßhaftes Arbeiten und ich habe ein Faible für kollektive Wissens- und Kulturarbeit. Nur so tut sich mir eine ausreichende Dimension für meine Wißbegier auf.

In den aktuellen Abläufen ist es für mich naheliegend geworden, drei Personen in mein Boot zu bitten, damit wir etwas entwickeln und umsetzen, was sehr verschiedene Komponenten zusammenfaßt. Dabei soll – so meine Erwartung – jeder Beitrag entwickelt sein, daß er auch für sich funktioniert und hinreichend kohärent ist. Wir sind nun zu viert:

  • Martin Krusche (Autor)
  • Monika Lafer (Künstlerin)
  • Richard Mayr (Fotograf)
  • Günther Pedrotti (Künstler)

Ich habe die Konzeption so angelegt, daß im laufenden Prozeß prinzipiell auch jemand zum Schluß kommen könnte, lieber ein eigenständiges Set zu entwickeln, was heißen könnte, sich aus dieser Formation wieder herauszunehmen. Das würde den gegenständlichen Tesserakt nicht schmälern, sondern bloß Räume und Akzente verschieben.

Ich verspreche mir viel von so einem Modus. Außerdem finde ich bei anderen Kräften der Neudau-Community ebenfalls Kompetenzen und Beiträge, die ich teilweise aufgreifen werden, um sie in meine eigene Erzählung einzubinden. (Zu den drei Erzählebenen der Struktur komme ich später noch.)

Provinz, nicht provinziell#

Es ist in diesem Zusammenhang also kein Zufall, daß ich heuer eine meiner kleinen Publikationen als „Tesserakt“ (Notizen, Band 1) ins Web gestellt hab. Zu jenem Zeitpunkt bin ich zwar schon mit dem Neudau-Projekt befaßt gewesen, doch das aktuelle Setting für meinen Bereich (mit Lafer, Mayr und Pedrotti) war noch nicht genauer definierte, geschweige denn besetzt. Das ist nun anders.
Marcus Kaiser: „opernfraktal/minimalzelle“
Marcus Kaiser: „opernfraktal/minimalzelle“

In Wechselwirkung von uns Vieren soll das nun ergeben, was ich mir derzeit als mein Terrain vorstelle. Es soll überdies nach zwei Richtungen spezielle Wirkung entfalten. Nach innen will ich es komplementär zum Vorhaben von Marcus Kaiser sehen. Nach außen soll es einen deutlichen Regionalbezug haben, sozusagen in der Sozial- und Kulturgeschichte dieses Teils der Oststeiermark einige Wurzeln schlagen.

Allerdings ist es mir wichtig, und da haben wir untereinander Konsens, daß Provinz nicht „provinziell“ bedeuten muß. Wenn ich Provinz sage, dann meine ich damit ein Gebiet abseits des Landeszentrums.

Zu all dem kommt, daß Marcus Kaiser für Neudau ein imposantes Projekt in Arbeit hat. Sein „opernfraktal/minimalzelle“ ist für mich wie ein Assoziationsgewitter bezüglich des Tesserakts, der mich fesselt. Das heißt, was bei mir nun hauptsächlich als konzeptioneller Raum angelegt ist, wird bei Kaiser ein begehbarer, sogar bewohnbarer Raum.

Ich handhabe es für meinen Part ein wenig als eine Analogie zu jenen „Gedankenpalästen“. Das sind frühe Menmotechniken, die sich bewährten, bevor die Schriftkultur sich verbreitet und etabliert hatte. Bei Kaiser materialisiert sich diese Option, bietet mir aber zugleich Schnittstellen, um in ein gedankliche Welt hinüberzuführen.

Hinzu kommt mein Faible für das Genre „Wunderkammer“, jene Form der Sammlungen, die verbreitet war, bevor systematisch gesammelt, geordnet, museal verwahrt wurde. Auch dieses Motiv ist in meiner bisherigen Arbeit schon einige Male vorgekommen...


Archivbereich! Fortsetzung bei Kunst Ost, Neudau: Tesserakt#


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