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Stefanie Brottrager in unserer Konvergenzzone.
Stefanie Brottrager in unserer Konvergenzzone.

Protokoll #19: Das Netzwerk#

(Archipel Gleisdorf)#

von Martin Krusche

Wir hätten es bisher quer durch das junge Jahrhundert schon bemerken können. Dieses hierarchische Konzentrieren von Kulturschaffenden unter einem Dach, unter einer Flagge, dieses „Rally 'round the flag!“ ist eine antiquierte Pose.

Ich bevorzuge eine andere Option, die im Kern zwei Bedingungen hat: Aktive Anwesenheit und adäquates Kommunikationsverhalten. Beim „Archipel Gleisdorf“ werden engere Verbindungen anlaßbezogen und temporär gebildet. Allerdings umrahmt von einer Art der zeitgemäßen Salonkultur und von laufenden Diskursen durchzogen.

Die Kontinuität unseres gesamten kulturellen Engagements erscheint uns stabiler, wenn außerhalb konkreter Teilprojekte völlige Eigenständigkeit vorherrscht, wie sie dann auch zu Projekten führen kann/wird, die keine Archipel-Sache sind.

Stabiler Kerne, freie Peripherie#

Freilich braucht es dazu einen gesicherten Kern. In unserem Fall das „Kulturtrio“, bestehend aus Martin Krusche (Autor), Monika Lafer (Malerin, Kunsthistorikerin) und Richard Mayr (Fotograf). Das verstärken wir durch die Kooperation mit der freischaffenden Kulturmanagerin Eva Brandstätter, die uns bei Bedarf sowohl mit Wien wie auch mit dem Burgenland verbindet.

Apropos Burgenland, dort sind wir mit dem Künstler Alois Siegl aka Teglich Alois im laufenden Austausch. Ein erfahrener Autor und Musiker. Was Wien angeht, dort lebt Künstlerin Stefanie Brottrager. (Die stammt aus der Oststeiermark.) Mit ihr haben wir im Juni 2024 gerade das erste konzeptionelle Gastspiel in unserer „Konvergenzzone“ realisiert.

Milena Findeis und Richard Mayr
Milena Findeis und Richard Mayr
Eva Surma und Heinz Payer
Eva Surma und Heinz Payer

Die am weitesten entfernte Kulturschaffende in unserem Netzwerk ist Milena Renate Findeis in Prag; allerdings mit steirischen Wurzeln, also mit diesem Raum gut vertraut. In der Südsteiermark sind es die Autorin Eva Surma und der Maler Heinz Payer, mit denen wir enger zusammenarbeiten. Surma hat ferner einen engeren Austausch mit der in Gleisdorf lebenden Autorin Mona Luminata. (Surma ist ohnehin im Kunstgeschehen vielseitig vernetzt.)

Beim Blick nach Graz zeigt sich einerseits eine wachsende Kooperation mit Anita Keiper und Robert Fimbinger, von denen die Edition Keiper sehr lebhaft betrieben wird. Andrerseits verbindet mich eine langjährige Kooperation mit dem Wissenschafter Hermann Maurer, Emeritus an der TU Graz und Gründer des „Austria Forum“. Der hat wiederum eine eigene Geschäftsverbindung mit Impresaria Eva Brandstätter. Außerdem lebt in Graz Autorin Karin Klug, die im Web den „Lyrik.Treff.Punkt“ eingerichtet hat.

Monika Lafer beim Zeit.Raum.
Monika Lafer beim Zeit.Raum.

Zum Raum Oststeiermark gehört noch unser Einvernehmen mit der Pianistin Thais Bauer, die als Virtuosin von klassischen Stoffen mühelos ins Zeitgenössische wechselt, auch in die Popkultur. Eine wertvolle Position in Zeiten, wo sich das kulturelle Geschehen im Land längst nicht mehr mit dieser antiquierten Dichotomie „Volkskultur/hochkultur“ beschreiben läßt.

Das Archipelische in unserem Vorhaben ist also aktuell so entfaltet: Oststeiermark, Wien, Prag, Burgenland, Südsteiermark, Graz, Oststeiermark. Das ist von Belang, weil jede Stadt und jede Region in diesem Gefüge von anderen Alltagserfahrungen und anderen kulturellen Bedingungen handelt. Es interessiert mich, Kompetenzen aus solcher Ansässigkeit in Wechselwirkung zu bringen.

Das Archipelische#

Sie verstehen, welches Setting ich bevorzuge? Ein überregionales Netzwerk nach dem Prinzip eigenständiger Ortsformationen. Das bedeutet, es sind völlig autonome Einheiten aktiv, die in sich selbstbestimmte Modi pflegen, aber jeweils über eine Schlüsselperson mit dem Archipel-Team kooperieren. (Genau das ist übrigens die eigentliche Bedeutung des Begriffs Autonomie: sich selbst die Regeln geben.)

Ich habe zu viele „Szene-Formationen“ gesehen, die letztlich hierarchisch liefen haben, auch wenn das dem erklärten Selbstverständnis widersprach. Ich würde daher für soziale Gebilde sagen, was oft im Design gilt: Form follows Function. (Man kann an der Organisationsform ablesen, womit man es zu tun hat.)

Der „Archipel Gleisdorf“ braucht natürlich sein Kern-Team, welches Vorhaben koordiniert und den Basis-Bestand garantiert. Darüber hinaus entscheiden aber gemeinsame Interessen und deren Schnittpunkte über das Ganze.

Anita Keiper, Richard Mayr und Robert Fimbinger.
Anita Keiper, Richard Mayr und Robert Fimbinger.

Wenn man nun die Zusammenarbeit mit ganz verschiedenen Persönlichkeiten bevorzugt, wird das sehr dynamisch bleiben müssen. Die verbindlichen Absprachen betreffen immer einen konkreten Teil der laufenden Dinge. Deshalb auch die Metapher eines Archipels, wo andere von einem Kontinent träumen. Auf einem Kontinent tummeln sich Präsidenten. Im Archipel läuft das anders.

Ein Beispiel#

Autorin Eva Surma kuratiert im Juni und Juli 2024 ein Kunstereignis in Großklein (Südsteiermsrk): "Amselsturm". Währenddessen hat Künstlerin Stefanie Brottrager in der Gleisdorfer "Konvergenzzone" gastiert. Daraus ergab sich eine weiterführende Arbeit am Thema Allmende. Das hat eine Schnittstelle mit dem Südsteiermark-Beitrag von Autor Martin Krusche und Maler Heinz Payer: "Official Bootleg". Daraus ergeben sich weitere Themen- und Arbeitslinien.