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Anna, hl.#

Anna

Im Neuen Testament kommen die Namen von der Eltern der Gottesmutter Maria, Joachim und Anna, nicht vor, Mitte des 2. Jahrhunderts erwähnt sie das Protoevangelium des Jakobus. Dabei nahm die Lebensgeschichte Annas und ihrer Mutterschaft die Schilderung der Hanna im Alten Testament zum Vorbild (1 Sam).

Eine Legende erzählt, dass nach Joachims Tod Anna noch zweimal geheiratet und je eine Tochter (Maria Kleophas und Maria Salome) geboren habe. Anna sei 72-jährig verstorben und in Jerusalem begraben worden. 

Die theologische Grundlage des Annenkults bildete die von den Franziskanern gegen die Dominikaner vertretene Lehre von der Erbsündefreiheit ("Unbefleckte Empfängnis") Mariens. Damit wurde die Großmutter Jesu direkt in das Heilsgeschehen einbezogen. Benediktiner, Augustiner-Chorherren, Karmeliter und der Deutsche Orden trugen zur populären Verehrung bei. In der Barockzeit förderten die Habsburgerinnen den Kult, daher wurde Anna ein häufiger Vorname. Der gebotene Gedenktag wird am 26. Juli, zusammen mit Joachim, begangen.

Darstellungen zeigen Anna als Matrone im roten Kleid und grünen Mantel, mit Buch und Lilie. Anna (mit einem Buch) belehrt Maria. Am bekanntesten ist der Typus „Anna Selbdritt“ mit Großmutter Anna, Mutter Maria und dem Jesuskind. Bei „Anna Selbviert“ ist auch die Generation der Urgroßmutter durch Emerentiana vertreten. Bei der „heiligen Sippe“ kommen weitere Verwandte dazu. In den katholischen Kirchen Wiens befinden sich Darstellungen im Stephansdom, in der Annakirche, Kirche Am Hof, Augustinerkirche, Deutschordenskirche, Dominikanerkirche, Franziskanerkirche, Kapelle im Heiligenkreuzerhof, Jesuitenkirche, Kapuzinerkirche, Maria am Gestade, Michaelerkirche, Ruprechtskirche, Schottenkirche, Klosterkirche der Barmherzigen Brüder, Jubiäumskirche am Mexikoplatz, Karmeliterkirche, Johann Nepomuk-Kirche, Pfarrkirche St. Leopold, Elisabethinenkirche, Erlöserkirche, Kapelle der Schulschwestern, Muttergotteskirche, Rochuskirche, Waisenhauskirche, Paulanerkirche, Klarissinnenkirche, Pfarrkirche Margareten, Pfarrkirche Gumpendorf, Laimgrubenkirche, Mariahilfer Kirche, Lazaristenkirche, Minoritenkirche Alser Vorstadt, Piaristenkirche, Servitenkirche, Lichtentaler Kirche, Votivkirche, Annakapelle Favorten, Antonskirche, Pfarrkirche Oberlaa, Altsimmering, Neusimmering, Pfarrkirche Meidling, Altmannsdorf, Lainz, Ober St. Veit, Versorgungsheimkirche, Pfarrkirche Baumgarten, Breitensee, Mariabrunn, Maria vom Siege, Kapelle der Schulschwestern, Pfarrkirche Hl. Antonius, Reindorf, Neuottakring, Kalvarienbergkrche, Redemptoristenkirche Hernals, Annakapelle Dornbach, alte Pötzleinsdorfer Kirche, Lazaristenkirche, Weinhaus, Grinzing, Kahlenbergkirche, St. Leopold auf dem Leopoldsberg, Stammersdorf, Breitenlee, Pfarrkirche Mauer, Rodauner Bergkirche.

Anna ist diePatronin der Arbeiterinnen, Armen, Bergleute, Drechsler, Eheleute, Goldschmiede, Hausangestellten, Hausfrauen, Knechte, Krämer, Müller, Mütter, Schiffer, Schneider, Seiler, Strumpfwirker, Spitzenklöppler, Tischler, Weber, Witwen; für eine glückliche Heirat, Kindersegen, Regen, Wiederauffinden verlorener Sachen; gegen Brust-, Bauch- und Kopfschmerzen, Fieber, Gewitter.

Entsprechend der Förderung und Popularität entstanden zahlreiche Bräuche. Der Annaberg (Niederösterreich), wo sich ein Teil der Kopfreliquie befindet, zählt zu den wichtigsten Kultstätten. Großen Aufschwung erhielt die Kirche als Station der "Via Sacra" nach Mariazell. 2007 wurde die Annenwallfahrt wieder belebt. In der Wiener Annenkirche verehrt man die Annahand-Reliquie, die im Ruf der Wunderkraft stand. Der Armenier Rudolfo Dane brachte sie 1678 aus Istanbul nach Wien. 1743 schenkte sie Maria Anna (1683-1754), Königin von Portugal, dem Kloster in der Annagasse 3 b. Schon der Vater der Erzherzogin, Kaiser Leopold I. (1640-1705) hatte dort eine Annenbruderschaft gegründet. Wachskopien der "heiligen Hand" waren beliebte Amulette werdender Mütter. Während die Reliquie bis heute am Festtag ausgesetzt wird, sind andere Bräuche wie Annagürtel, Annaglocken oder neun Annadienstage vor Ostern, nicht mehr aktuell. "Annenfeste" waren profan-städtischer Art: In Wien gab es seit dem 18. Jahrhundert Serenaden, Theateraufführungen und Geschenke für die Namensträgerinnen. Beim Annenfest auf dem Kahlenberg fanden im 19. Jahrhundert Schönheitskonkurrenzen statt. Ein Nachklang dieser Feste war der Dornbacher Annenkirtag, der 2013 sein 300-Jahr-Jubiläum feierte, später aber nicht mehr stattfand.

2022 stand Anna an fünfter Stelle (1,5 %) der österreichischen Vornamen-Statistik.


Quellen: 
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010. S. 138 f.
Bautz: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Herzberg 1999. Bd. XV/Sp. 34-36 (ISBN-3-88309-077-8)
Hiltgart L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Stuttgart 1970. S. 36 f.
Karl Teply: Die Herkunft der Wiener Annahand-Reliquie in ÖZV 1973/S. 277-285
Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen (Bearb. Josef Gelmi). Innsbruck 1988. S. 135 f.
Helga Maria Wolf: Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 221
Heiligenlexikon: Anna
Ilse Friesen: Die weiblichen Heiligen im Stephansdom

Bild:
Kleines Andachtsbild "Annahand", 19. Jahrhundert. Gemeinfrei


Siehe auch:
--> Heimatlexikon
Annentag in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern


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