Bier#
Bier ist ein aus Zerealien (vorwiegend Gerste, Weizen, Roggen oder Erzeugnisse aus diesen), Hopfen und Wasser durch Maischen und Kochen hergestelltes, durch Hefe vergorenes, alkohol- und kohlensäurehältiges Getränk.
Es kann nach der Farbe (hell, dunkel), nach der Gattung (untergärig, obergärig), nach der Stammwürze und dem Alkoholgehalt sowie nach Typen bzw. Sorten eingeteilt werden. Die frühesten Nachweise für Bier gibt es aus dem altmesopotamischen Raum. Die Ägypter ließen halbfertig gebackenes Brot mit Wasser vergären und bekamen so eine Art Bier. Bei den Römern hieß das für sie barbarische Getränk Cervisia, nach der Göttin der Feldfrüchte, Ceres. Die Kelten nannten es Korma.
Die ältesten urkundlichen Erwähnungen des Bierbrauens in Österreich stammen aus dem Pustertal (Tirol) aus der Zeit um 990. Im Mittelalter führten Klöster und die aufstrebenden Städte den geregelten Braubetrieb ein. Bier galt wegen seines hohen Kalorien- und geringen Alkoholgehalts als "flüssiges Brot", Fastenspeise und Kindergetränk. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert war Wien eine Hochburg der Braukunst. Das Bürgerspital, das seit 1432 innerhalb des Burgfriedens dafür das Monopol innehatte, finanzierte sich großteils durch seine Brauerei. Im Spätmittelalter brachte der - zuvor nur in Norddeutschland übliche - Hopfen eine entscheidende Geschmacksverbesserung. Seit dem 16. Jahrhundert stieg der Bierverbrauch, vor allem durch den Konsum der Bürger, Ende des 18. Jahrhundert übertraf er den Weinverbrauch.
Von 1457 bis 1772 gab die Bierglocke auf dem nördlichen Heidenturm des Stephansdoms, Wien 1, die abendliche Sperrstunde der Bier- und Weinhäuser an. Man nannte sie auch "Gurgelabschneiderin" und das Geläute "nassen Zapfenstreich". Danach durfte niemand ohne Licht auf die Straße gehen. Die Wiener verspotteten die Nachtschwärmer mit ihren Laternen als "Bierkometen". Sie erzählten Geschichten vom Bieresel, einem Gespenst, das im Keller rumore. Um es zu besänftigen, musste man ihm ein bestimmtes Maß Bier "opfern".
Ab 1841 brauten Anton Dreher in Schwechat und Adolf Ignaz Mautner in Wien untergäriges Lagerbier. Diese Produktionsmethode verbesserte Lagerfähigkeit und Geschmack. Im 19. Jahrhundert, als in Wien ca. 50 Brauereien bestanden, war Bier das Modegetränk der Studenten und Intellektuellen. Sie trafen sich in Brauhäusern, -gärten und -sälen, die sich zu Orten vereinsmäßiger und politischer Aktivitäten entwickelten. Die einzige Großbrauerei Wiens ist die 1838 gegründete Ottakringer, eine der letzten großen unabhängigen Brauereien Österreichs. In jüngster Zeit erfreuen sich kleine Gasthaus-Brauereien hoher Beliebtheit.
2023 wurden in Öterreich 10 Mio. Hektoliter Bier erzeugt. Davon blieben 8,55 Mio. im Inland, der Rest wurde exportiert.
Am beliebtesten war Märzen oder Lagerbier (70 %), 3,3 % (288.000 hl) machten alkoholfreie Sorten aus. Beim Pro-Kopf-Verbrauch liegt Österreich mit ca. 100 Liter hinter Tschechien an zweiter Stelle. 2023 gab es in Österreich 350 Brauereien.
Quellen:
Gerhard Robert Coeckhelberge zu Dützele ("Realis") Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Wien 1846. I/199 f.
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 1/S. 376, 444
"Österreich" 28.2.2018
Wikipedia (Stand: 3.3.2024)
Traditionelle öst. Lebensmittel
"Kurier", 20.2.2024
"oe 24", 20.2.2024
Bild:
Lob des Bieres. Farbpostkarte um 1900. Gemeinfrei
Siehe auch:
Biertransport
Unternehmen/Brauerei_Murau_eGen
Bier
BierDie Genüsse des WaldviertelsHannes Etzlstorfer et al.KRAL-VerlagBerndorf2018