Lucia (Luzia), hl.#
Lucia („die Lichtvolle“) lebte in Syrakus (Sizilien) und starb um 304 als Märtyrin.
Nach der im 5./6. Jahrhundert entstandenen Legende verweigerte sie, wie auch andere jungfräuliche Märtyrinnen, die Heirat mit einem Heiden und verschenkte ihr Vermögen. Der Bräutigam klagte sie als Christin an, worauf sie gemartert und enthauptet wurde. Lucia starb erst, nachdem es ihr möglich war, die Kommunion zu empfangen.
Das Heiligengedächtnis wird seit dem 5. Jahrhundert am 13. Dezember begangen. „Lucia, Jungfrau, Märtyrin in Syrakus“ ist ein nicht gebotener Gedenktag im Generalkalender. Lucia zählt zu den Kanon-Heiligen.
Darstellungen zeigen sie, als sie ihre Augen auf einer Schüssel trägt, mit Öllampe oder Kessel, mit einem Schwert durch den Hals. In Wiener katholischen Kirchen befinden sich Darstellungen im Stephansdom und in der Weinhauser Pfarrkirche.
Die hl. Lucia ist die Patronin der Bauern, Blinden, Glaser, Kutscher, Näherinnen, Notare, Pedelle, Sattler, Schneider, Schreiber, Türhüter, Weber; gegen Augenleiden, Infektionskrankheiten. Lucia zählte zu den beliebtesten Heiligen. Über ihrer Katakombe entstand in byzantinischer Zeit eine Kirche, später eine Basilika.
Für Bräuche ausschlaggebend war der Termin: Die Nacht des 13. Dezember galt als längste des Jahres. Es dürfte kein Zufall sein, dass man gerade an diesem Datum der Heiligen Lucia und Odilia gedenkt, deren Überlieferungen mit dem (Augen-)licht zu tun haben. Der Mittwintertag war ein wichtiger Orakeltag. Das Gedeihen des Lucienweizens sollte Schlüsse auf die Ernte ermöglichen. In Unterwart (Burgenland) gingen weiß gekleidete Kinder als Luzeln Glück wünschend von Haus zu Haus. In den Bezirken Fürstenfeld, Hartberg und Weiz (Steiermark) kommt die "Pudlmutter". Sie hat Kletzen und Nüsse in ihrer Schürze, die sie den Kindern überlässt.
Eine Sizilianerin in Schweden
In Wien veranstaltet die Schwedische Kirche seit etlichen Jahren ein Lucienfest mit Einzug der Lucia, die einen Kerzenkranz auf dem Kopf trägt. Hauptfigur ist die Lucienbraut mit dem Kerzenkranz, ihre Begleiter sind Sternenknaben, Wichtel und Lebkuchenmännchen. Zu einem landesweiten Brauch entwickelte sich das Luciafest erst in den letzten hundert Jahren. Er ist weniger religiös als folkloristisch geprägt. Die evangelische, jahrhundertelang Staatskirche in Schweden, betreibt die Heiligenverehrung nicht wie katholische. Ende des 19. Jahrhunderts griff das Stockholmer Freilichtmuseum Skansen in pflegerischer Absicht lokale Luciatradionen auf und and großes Echo in der Bevölkerung. 1927 ließ eine Tageszeitung zum ersten Mal eine Lucia wählen.
In Schweden wird der Brauch auch in Zusammenhang mit dem Nobelpreis gebracht. Der schwedische Erfinder und Industrielle Alfred Nobel starb am 10. Dezember 1896. Die Preisverleihung findet am Jahrestag statt. In Stockholm feiert man eine "Nobelwoche", die bis zum Lucientag dauert. Am 13. Dezember werden die Preisträger von Kindern geweckt, die in der Tradition des Lucienfestes eine Prozession mit Kerzen veranstalten. "Santa Lucia", wie man es in Schweden singt, ist die "Coverversion" eines neapolitanischen Volksliedes. Mit der Heiligen hat es ursprünglich nichts zu tun. Von einem italienischen Komponisten Mitte des 19. Jahrhunderts aufgezeichnet, handelt es vom historischen Fischerdorf Santa Lucia am Golf von Neapel, das nach seiner Kirche benannt ist. Der schwedische Liedtext preist die Heilige, die mit ihrem Kerzenschein die Finsternis vertreibt.
Quellen:
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010. S. 248f.
Hiltgart L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Stuttgart 1970. S. 336f.
Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen (Bearb. Josef Gelmi). Innsbruck 1988. S. 523
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S.195
Heiligenlexikon: Lucia
Ilse Friesen: Die weiblichen Heiligen im Stephansdom
Bild:
Lucia-Auftritt beim schwedischen Weihnachtsbasar, Foto: Doris Wolf 2013
Siehe auch:
Luzientag in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015