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Rusovce (Karlburg bei Pressburg) Rusovce #

Wappen von Rusovce (mit Klick vergrößern!)

Land: Slowakei
Bezirk: Bratislava
Einwohner: 2.422
Postleitzahl: SK - 851 10
Website: http://www.rusovskypark.sk/Park/SummaryGer.asp


Rusovce (deutsch Karlburg, ungarisch Oroszvár, kroatisch Rosvar) ist ein Stadtteil im Süden Bratislavas auf der rechten Seite der Donau an der Grenze zu Ungarn gelegen.

Der Ort geht auf das vom 1-4. Jahrhundert n.Chr bestehende römische Kastell Gerulata zurück. Der Ort hatte im 9. Jh. slawische Bevölkerung, (zumindest) im 10. und 11. Jh. slowakisch-ungarische Bevölkerung. Er wurde 1208 als terra Uruzwar Wruzvar zum ersten Mal erwähnt. Seit dem 14. Jh. ist der deutsche Name des Orts belegt, in der Neuzeit (ab dem 16. Jh.) ist kroatisch-deutsche Bevölkerung nachgewiesen. Das Dorf gehörte zum ungarischen Komitat Wieselburg und liegt an der Bahnlinie Bratislava–Szombathely (Pressburg–Steinamanger, Ungarn).

Von 1900 bis 1945 war das Schloss Karlburg Wohnsitz der verwitweten Kronprinzessin von Österreich-Ungarn, Stephanie von Belgien, und ihres zweiten Ehegatten Fürst Elemér Lónyay.

Mit dem 15. Oktober 1947 wurde der Ort dann zusammen mit den Nachbarorten Čunovo und Jarovce durch die Pariser Friedenskonferenz der Tschechoslowakei zugesprochen, nach dem Wunsch der Tschechoslowakischen Delegation, den Pressburger Brückenkopf aus strategischen Gründen zu vergrößern. Rusovce ist seit dem 1. Januar 1972 ein Stadtteil Bratislavas.

Spuren alter Ansiedlungen im Gebiet des heutigen Rusovce reichen zurück in die ältere Brosezeit (ungefähr 2200–1600 vor Chr.). Damals tauchten hier die Träger der s.g. Wieselburger Kultur auf, eine der ältesten in der Bronzezeit auf slowakischem Gebiet nachweisbaren Kulturen. Die Ansiedlung während der jüngeren Eisenzeit dokumentieren Funde eines Armengrabes der La-Tenè Kultur (Keltenzeit) aus dem Zeitraum 250 – 125 vor Ch.

Das römische Militärlager Gerulata war Bestandteil des Grenzbefestigungswerkes Limes Romanus. Die Blütezeit der römischen Gerulata war das 2. bis 4. Jahrhundert. Im 5. Jahrhundert zerfällt Gerulata infolge der Angriffe germanischer Stämme.

Dank der günstigen Lage an der Handelsstrasse Ungarn-Hainburg-Wien kam es während des 15. Jahrhunderts zu einer kontinuierlichen Wirtschaftsentwicklung des Ortes. Im Jahre 1439 wird Rusovce als „Oppidum Orozvar“ (Provinzstädtchen) genannt. Diesen Status erhielt sich Rusovce bis zum Jahre 1908.

Im Jahre 1646 erwirbt Graf Štefan Zichy, Vorsitzender der Ungarischen Kammer, den Besitztum Rusovce. Für beinah 200 Jahre ist diese Familie der alleinige Landesherr des Ortes. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde hier der Landsitz der Zichys. In den Jahren 1841 - 1846 läst Graf Emanuel Zichy Ferrari das Schloss nach Art der englischen Herrensitze im Tudorstil umbauen. Es war dies eine Aufmerksamkeit an seine Ehefrau, die aus England stammte.

Im Jahre 1872 kaufte das Schloss und den angrenzenden Landsitz Graf Hugo Henckel und errichtete hier ein erfolgreiches Gestüt. Ab 1890 ist Baron Rotschild neuer Eigentümer des Gestüts.

Im Jahre 1906 kauft Kronprinzessin Stephanie, Tochter des belgischen Königs Leopold II. und Witwe von Kronprinz Rudolf zusammen mit ihrem zweiten Gemahl, dem ungarischen Adeligen Elemír Lónyay Schloss und Gestüt. Der gepflegte Schlossgarten umfasste damals 36 Glashäuser.

In seinem Buch "Der Onkel aus Preßburg" von Dietmar Grieser lesen wir über das weitere Schicksal von Schloss und Schlossherrin:

Den Schlossbewohnern stehen Reitbahn, Tennisplatz und Radwege zur Verfügung, Musikzimmer und Spielsalon. Der Hausherr, wohl nicht immer glücklich mit seiner Rolle als Prinzgemahl, spielt Klavier, legt Patiencen oder widmet sich seinen historischen Studien. Stephanies Gefallsucht wird bis zu einem gewissen Grad durch ihre soziale Ader gemildert: So wird zu Weihnachten auch fürs Personal ein Christbaum aufgestellt, und jeder erhält ein Geschenk. Für die Notleidenden aus dem Dorf ruft die Hausherrin ein Armenasyl, einen Kindergarten, ja sogar einen Arbeiterleseverein ins Leben.

Als Ende 1918 die Donaumonarchie zusammenbricht, berührt dies das Leben der Lónyays nur wenig: Durch ihre Heirat sind sie ohnehin aus dem Erzhaus ausgeschieden. Das Schicksal der Habsburger ist für sie kein Thema, ganz zu schweigen von der Causa Mayerling, die - wie übrigens jede Beschäftigung mit dem Thema Tod - als striktes Tabu gilt.

Für umso mehr Aufregung sorgt Stephanies in den frühen zwanziger Jahren gefasster Entschluss, ihre Memoiren aufzuzeichnen und zu veröffentlichen. Schriftstellerische Hilfskräfte werden nach Oroszvár geholt, scheitern jedoch am Starrsinn der Autorin, keinerlei Korrekturen zuzulassen, auch die Verlagsverhandlungen geraten zum Desaster, Einsprüche Betroffener (wie etwa der Stephanie-Tochter Elisabeth Windisch-Graetz, aber auch der Regierung der Republik Österreich) beschäftigen Rechtsanwälte und Gerichte.

Als dann doch - im Oktober 1935 - das Buch »Ich sollte Kaiserin werden« erscheint, ist dessen Verfasserin von all den vorangegangenen Querelen so zermürbt, dass sie den Plan, einen zweiten Band nachzuschieben, aufgibt und das dafür vorliegende Material in einer Kassette verschließt, die sie testamentarisch den Patres der ihr eng verbundenen Erzabtei Pannonhalma vermacht.

Die Ordenspriester des südlich von Raab (Györ) gelegenen Benediktinerklosters sind es denn auch, die sich gegen Kriegsende der unterdessen schwererkrankten und von den sowjetischen Besatzern bedrohten Einundachtzigjährigen annehmen. Schon in den Jahren davor ist es um die beiden alten Leutchen, um Graf und Gräfin Lönyay, still und einsam geworden auf ihrem Herrensitz bei Preßburg: Immer seltener gehen sie auf Reisen, und bald ist nur noch Pannonhalma ihr gelegentliches Ausflugsziel. Einer der Patres, der Hochschulgelehrte Geza Karsai, ist der Hauskaplan von Oroszvár: Er liest für sie die Morgenmesse, betet mit ihnen den Rosenkranz, nimmt ihnen die Beichte ab, begleitet sie auf ihren Kutschfahrten in die nächste Umgebung, nimmt mit ihnen die Mahlzeiten ein (zu denen Stephanie übrigens nach wie vor in großer Gala erscheint: mit Abendkleid und Schleppe).

Die Benediktiner von Pannonhalma müssen auch einspringen, als es im Hause Lónyay mit dem Geld knapp wird: Ein Teil der Domäne Oroszvár muss im Zuge der ungarischen Bodenreform von 1920 an das Burgenland abgetreten werden, und mit dem Einmarsch der Deutschen in Stephanies Geburtsheimat Belgien anno 1940 endet die Zahlung der elterlichen Apanage. Um die sich anhäufenden Schulden zu tilgen, wird Oroszvár der Erzabtei überschrieben, die jedoch mit ihren Sanierungsplänen scheitert, als ab 1948 die Kommunisten ihr Verstaatlichungsprogramm durchziehen. Von alldem, was sich gegen Kriegsende in Oroszvär abspielt, dringt nur wenig nach außen. Weiß in Österreich überhaupt noch jemand, daß hier die ehemalige Kronprinzessin lebt - und das in relativ geringer Entfernung von Wien? Man hat andere Sorgen, als sich für die Spätfolgen von Mayerling zu interessieren.

Erst viele Jahre später werden die näheren Umstände von Stephanies Lebensabend publik - also etwa der Plan der Deutschen Wehrmacht, 1944 in Oroszvár ein Kriegslazarett einzurichten, die vorübergehende Einquartierung des deutschen Stadtkommandanten von Budapest oder der Einmarsch der Russen. Mit einem Budapester Krankenwagen können sich die herzleidende Prinzessin und ihr Gemahl nur mit der allernötigsten Habe in das unter dem Schutz des Internationalen Roten Kreuzes stehende Kloster Pannonhalma retten. Am 23. August 1945 stirbt die Einundachtzigjährige, im Jahr darauf ihr Mann. Gräfin und Graf Lönyay werden in der Krypta der alten Abteikirche beigesetzt. Nur Stephanies Kammerfrau, die Benediktinermönche und ein paar Nonnen geben der österreichischen Thronfolgerwitwe das letzte Geleit. Niemand vom ehemaligen Kaiserhaus ist zur Stelle, nicht einmal die eigene Tochter und deren Kinder.

Wie ein Dornröschenschloss schläft Oroszvár hinter dem 2 m hohen Bauzaun, bewacht von dem vielleicht aus der Römerzeit stammenden mächtigen Löwen.


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