Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Das Prinzip Lego für den Zug der Zukunft #

Technologie aus der Raumfahrt, Anleihen aus der Autoindustrie: Die Bahnindustrie revolutioniert ihr Geschäftsmodell. #


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Donnerstag, 6. Juli 2017)

Von

Hannes Gaisch-Faustmann


Erfolgreiches Beispiel für das Baukastensystem in der Bahnindustrie: Vectron-Loks, Foto: SIEMENS, AC STYRIA
Erfolgreiches Beispiel für das Baukastensystem in der Bahnindustrie: Vectron-Loks
Foto: SIEMENS, AC STYRIA

Die Bahnindustrie verlässt eingefahrene Gleise und am besten illustriert dies auf der „Ruilcontact" die Anwesenheit von Joachim Winter. Fr arbeitet für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart und ist seit zehn Jahren auch so etwas wie ein Eisenbahner. Winter verantwortet das Projekt „Next Generation Train", also den Zug der Zukunft.

Dabei geht es vereinfacht um einen Technologietransfer von der Raum- und Luftfahrt auf die Bahn. Leichtbau, Aerodynamik, Antrieb, Energieeffizienz und Fahrgastkomfort, umreißt Winter mit Stichworten die Themen seines Institutes. An der Verringerung des Verschleißes und der Lebenszykluskosten von Schienenfahrzeugen forscht nicht nur das DLR, es ist auch eines der Leitmotive der Fachkonferenz des AC Styria in Graz.

Der Schlüssel dazu sind modulare Systeme in der Produktion. Das Baukastensystem, auch „Lego-Prinzip" genannt, wird etwa in der Autoindustrie angewandt und soll die Produktion vereinfachen. Aber auch die Instandhaltung, erklärt Kurt Bauer, Leiter des Fernverkehrs bei den ÖBB. Denn „gewisse Komponenten sind leicht austauschbar und der Zug muss nicht lange in die Werkstatt". Zudem seien modulare Systeme ein Vorteil für künftige individuelle Kundenansprüche, sagt Bauer. Die Züge könnten relativ einfach angepasst werden, Beispiele seien die Sitzkonfigurationen, die IT oder die Klimatisierung.

Joachim Winter forscht am DLR
Joachim Winter forscht am DLR
Claudia Skerbinz von Siemens
Claudia Skerbinz von Siemens

Ein bereits seit mehreren Jahren auf dem Markt sehr erfolgreiches Beispiel für ein Modularisierungs- und Plattformkonzept stellt Siemens mit Vectron her. Es wurden bis jetzt 507 Vectron-Lokomotiven an 31 Kunden verkauft, es bestehen Zulassungen für 16 Länder, erklärt Vertriebschefin Claudia Skerbinz. Der Erfolg liege in der flexiblen Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichen Systeme und Stromvarianten, die es erlauben, „in Europa viele Länder zu befahren". Im Jänner bestellten die ÖBB 30 Loks für den Güterverkehr - die Drehgestelle werden in Graz gebaut.

Der Weltmarkt der Schienenfahrzeughersteller umfasst laut einer Studie von McKinsey rund 120 Milliarden Euro im Jahr. Die Produzenten generieren ein Viertel der Wertschöpfung, die Zuliefererden Rest, womit auch Österreich von diesem Milliardenmarkt kräftig profitiert. Das Neugeschäft bleibe in den kommenden fahren aufgrund von Preisdruck und Überkapazitäten in Asien zwar flach, eine große Wachstumschance sieht die Studie aber im Service, konkret in der durch Sensorik unterstützten vorausschauenden Wartung.

„Das Verkaufen von sicherer Verfügbarkeit ist ein Geschäftsmodell", sagt Anselm Ott, McKinsey-Experte. Bei der Entwicklung hin zum vollkommen autonomen Zug ist Europa hinter Asien und dem Mittleren Osten. Denn hier bedarf es nicht nur einer Umstellung der Fahrzeuge, sondern auch der Infrastruktur. Weltweit gibt es derzeit 40 autonome U-Bahn-Systeme.

Kleine Zeitung, Donnerstag, 6. Juli 2017

Weiterführendes#