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Jodeln#

von

Olivia Koland

Jodeln ist Singen einer textlosen Tonfolge mit schnellem Registerwechsel (Überschlagen) zwischen Bruststimme und Kopfstimme (oder Falsett). Diese Singtechnik wird in vielen Kulturen weltweit verwendet.

Die Ursprünge des Jodelns reichen weit zurück: in wahrscheinlich allen gebirgigen und unwegsamen Regionen der Welt gab und gibt es verschiedene Techniken, um mit Rufen weite Distanzen akustisch zu überbrücken: jodelnd verständigten sich Hirten und Sammler, Waldarbeiter und Köhler; von Alm zu Alm kommunizierte man mit Almschrei oder Juchzer oder lockte das Vieh an. Später hat Jodeln als Kunstform Eingang in die Volksmusik gefunden.

Der Jodler kennt nur Silben, die aus Vokalen und Konsonanten gebildet werden (z.B."hol-la-di-o, dul-je, dje-ho-ri-ridl, di-ri-di-ri-a-ha"). Der menschliche Stimmapparat gibt natürlicherweise vor, welche Vokale sich am besten eignen, Botschaften über weite Distanzen zu transportieren. Die geschlossenen Vokale i oder ü unterstützen die Kopfstimme, die offenen Vokale a oder o die Bruststimme. Sprachgeschichtlich ist das Wort “jodeln” eine Ableitung vom Mittelhochdeutschen “johlen”, das im freudigen Ausruf “io” seinen Ursprung hat.

Im Alpenraum wird der Jodler meist zwei- oder dreistimmig gesungen und scheint allein oder als Kehr- bzw. Schlussrefrain von Volksliedern auf. Seine musikalische Gestalt reicht vom kraftvollen Ruf bis hin zum polyphonen Gesang, und er zeichnet sich durch große Intervallsprünge und enge Stimmführung aus. In Österreich findet der Jodler seine größte Verbreitung in der Steiermark und in Tirol (in Kärnten ist er weniger verbreitet): seine lokalen Bezeichnungen: Wullaza (Steiermark), Almer (Oberösterreich), Dudler (Niederösterreich). Auch wenn wir Mitteleuropäer das Jodeln zumeist aus dem Alpenraum kennen (aus Bayern, Österreich und der Schweiz), hat dieses Spiel mit Klangfarben und dem Wechsel zwischen Kopf- und Bruststimme auch in anderen Teilen der Erde Tradition, wie z.B. in Zentralasien oder in Afrika, wo häufig in rituellen Zusammenhängen gejodelt wird.

Jodeln wird heute neu- und wiederentdeckt als eine natürliche Stimmbewegung, deren archaischen Klänge uns vertraut sind. In modernen Jodelkursen kann man vielerorts Jodeln lernen. Dabei wird Jodeln wahrgenommen als Rückbesinnung auf Tradition und regionale Identität, aber auch als musikalischer Dialog, der Stimme, Körper und Emotion befreit: Der Jodler ruft der Welt kraftvoll Lebensfreude zu, er lädt aber auch ein zum gemeinsamen Klingen und versetzt den Körper in einen meditativ entspannten Zustand.

Literatur#

  • W. Wiora, Zur Frühgeschichte der Musik in den Alpenländern, 1949
  • W. Deutsch, Der Jodler in Österreich, in: Handbuch des Volksliedes, 1974
  • C. Luchner-Löscher, Der Jodler, 1982
  • H. Härtel und L. Waltner, Im Ochsenhimmelreich, 1994 (wissenschaftlicher Film des ÖWF)
  • W. Graf, Naturwissenschaftliche Gedanken über das Jodeln: Die phonetische Bedeutung der Jodelsilben, Vortrag vom 4. November 1964

Beispiele#

Quellen#

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