Aus einem Leben mit dem Computer#
von Johann GüntherInhaltsverzeichnis
- Aus einem Leben mit dem Computer
- 0. Immer beweglich
- 1. Studium
- 2. Word Processing
- 3. Entwicklung des ersten PC
- 4. BTX
- 5. NORTHERN TELEKOMs „Vienna Computer“
- 6. Russland und die Digitalisierung
- 7. Donau-Universität
- 7.2. Projekte
- 7.3. Dienstleistung und Consulting
- 7.4. Publikationen
- 7.5. Papierlose Vorlesung
- 7.6. Pneumatisch gesteuerter Brunnen
- 8. Heutige Situation
- 9. Abbildungen
0. Immer beweglich#
Hermann Maurer, im Namen der Herausgeber
Über mich selbst zu schreiben und zu publizieren widerstrebt mir irgendwie. Mein Freund Hermann Maurer hat mich aber gebeten auf dieser Plattform einen Beitrag zu liefern. Ich komme dem nach, weil wir älteren Semester ja Zeitzeugen der Entstehung des Informatikzeitalters sind.
Auch mein Berufsleben spiegelt die Computerpionierzeit wider.
1. Studium#
Bedingt durch die Höhere Technische Bundeslehranstalt war die Grundausbildung in den naturwissenschaftlichen Fächern ganz gut. Computer gab es noch keinen. Der Rechenschieber war da schon ein modernes Instrument und im Unterrichtsfach „Schreibmaschineschreiben“ gab es neben den mechanischen Schreibmaschinen eine elektrische, die privilegierten Schülern zugewiesen wurde.
Während des Studiums musste ich zwei Abschnitte Statistik absolvieren und dabei lernte ich auch in Fortran programmieren. Die Lochkarten wurden im Rechenzentrum der Universität Wien abgegeben und oft war das Ergebnis falsch, weil eine Lochkarte falsch beschrieben war.
2. Word Processing#
Nach dem Universitätsabschluss war mein erster Job bei Olivetti. Ich wurde Product Manager für Textverarbeitung. Ich hatte mich auf ein Inserat der Austro-Olivetti hin beworben, ohne zu wissen worum es dabei ging. Aber auch die Zuständigen in der Firma wussten es nicht und dachten, dass Jemand, der Journalismus studiert hat ein Gefühl für Texte haben müsse. Die HTL-Ausbildung sah man als technischen Background an. Nun, Informatik-Ausbildung gab es ja noch nicht. In der Olivetti Konzernzentrale in Ivrea in Italien wurde ich eingeschult. Die Maschine hatte 1 K Memory. Zur Speicherung gab es schuhschachtelgroße Magnetbandkassetten mit einem 80-Spurband. Jeder Spur konnte man ein Dokument zuordnen. Für die Ausgabe stand eine mechanische Typenhebelmaschine bereit. Bei Verwendung von Endlospapier konnte es passieren, dass die Maschine beim Wagenaufzug das Papier an der Perforierung abriss und die Hebel auf der Walze weiter schrieben. Die Maschine schrieb mit über 900 Zeichen pro Minuten, was auch einen Höllenlärm machte. Findige Firmen lieferten Schallschutzhauben, die es erlaubten die Höllenmaschinen in Büros aufzustellen. Die Konkurrenz von IBM verwendete Magnetkarten im alten Lochkartenformat. Deren Archivierung war sehr kompliziert, da man nur einen Brief pro Karte speichern konnte.Finanzielle Gründe brachten mich dann zu Philips, wo ich nach einem Jahr als Werbeleiter zu Philips Data stieß. Philips hatte eine in Wien entwickelte Textverarbeitungsmaschine, die wie IBM Magnetkarten verwendete. Die CPU war so groß wie ein Kühlschrank. Durch Kauf einer Firma in Kanada kam ein stärkeres Modell dazu, das schon 8-Zoll-Disketten verwendete.
3. Entwicklung des ersten PC#
In Wien begann Philips einen tragbaren PC zu entwickeln. Der Projektleiter war der spätere Direktor des Technischen Museums in Wien, Dipl.Ing. Rebernigg. Mein Beitrag waren Applikationen. Durch eine Kooperation mit der University of Southern California bekamen wir ein Softwarepaket, das rudimentär einem heutigen Microsoft Office entsprach. Der Speicherplatz war aber klein und man musste sehr genau programmieren um die Maschine nicht zum Absturz zu bringen. Einer der Prototypen stand im Schlafzimmer meiner Wohnung, wo ich immer am Abend und am Wochenende weiter testete. Sehr zum Leidwesen meiner Frau, denn das Gerät war so groß wie ein Kühlschrank und oben auf stand der Bildschirm mit der Tastatur.Vermarktet haben wir diesen ersten PC (=Portable Computer) als tragbares Gerät. Er wog über 20 Kilogramm. In den Prospekten wurde er abgebildet, wie ihn ein Manager um die Schulter hängen hatte – so als hätte er nur 1 Kilogramm.
Später kam dann eine ganze Serie von Philips Computern dazu. Wir hatten sie in Wien geheim entwickelt. Alle Mitarbeiter des Teams wurden in den Berichten an die Konzernzentrale in Holland mit anderen Funktionen gemeldet. Ich eben noch als Werbeleiter, obwohl ich diesen Job nicht mehr ausübte.
4. BTX#
Ein Derivat des P2000 Computer wurde zum Bildschirmtextterminal umgebaut. Man erhoffte sich das große Geschäft vom Vorgänger des Internets. Frankreich war mit einem unintelligenten Terminal – Minitel – sehr erfolgreich. Die Franzosen ersetzten mit diesem Datenterminal das gedruckte Telefonbuch. In Österreich war die große Konkurrenz das MUPID, ein von Professor Maurer und seinem Team entwickeltes Gerät, das auch in Österreich produziert wurde. Die Österreichische Post und Telekom lieferte diese Geräte ihren Kunden.Philips bewegte sich am Privatmarkt. Bei Konferenzen und Veranstaltungen lieferte ich mir mit Professor Maurer Wortgefechte in Form von Vorträgen, die das jeweilige System als das bessere darstellte. Später wurden wir Konkurrenten Freunde.
Neben meinen Vorlesungen über „Neue Medien“ richtete ich am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften der Universität Wien eine BTX-Lehrredaktion ein.
Studierende erstellten ein Informationsangebot für ihre Kollegen, das auf Monitoren im Institut abgerufen werden konnte.Zur Datenübertragung wurde noch ein Modem mit einem Wählleitungsanschluss verwendet. Um den Studierenden die Verwendung des Telefons zu verwehren wurde die Wählscheibe des Apparats mit einem Schloss versperrt. Die Telefonrechnung wies aber immer wieder Ferngespräche auf, bis wir herausfanden, dass die Studenten eine Wählscheibe gekauft hatten und die mit dem Schloss einfach abschraubten und die neue aufsetzten und so telefonieren konnten.
Für die Universitätsdirektion der Uni Wien und das Wissenschaftsministerium wurden von diesen Studierenden erste Homepages (damals nannte man das noch nicht so) eingerichtet.
5. NORTHERN TELEKOMs „Vienna Computer“#
Mein Wohnungsnachbar arbeitete bei Kapsch und warb mich ab. Die Telefonfirma Kapsch wollte auch ins Computergeschäft. Telefonie und Computer wachsen – so dachte man in der Branche - mit der digitalen ISDN Übertragung zusammen. Zur Ausbildung eigenen Personals hatte man keine Zeit und so wurde eben abgeworben. Die Ausbildung war in Kanada. Ich wurde Verkaufsleiter des Telefonanlagenverkaufs und Geschäftsführer der neu gegründeten Firma „DATA 100“, einem Joint Venture von NORTEL und KAPSCH.In Wien wurde eine neue Computerserie entwickelt, die den Namen Wiens bekam: „Vienna Computer“. Es war der Rolls Roys der Computerwelt: ein Full-Page Screen mit schwarz-weißer Darstellung und einer Bildfrequenz von 80 Herz. Das war unschlagbar – so schien es. Nur der Preis war zu hoch, um eine große Verbreitung zu bekommen.
Die Wiener Entwicklung kam auch durch den späteren Austro-Olivetti Generaldirektor Helmut Karner zustande, der damals in einer leitenden Funktion bei Northern Telekom in London war.
6. Russland und die Digitalisierung#
Das Telefonsystem wurde gänzlich umgebaut und dem Westen angepasst. In der kommunistischen Sowjetunion lag über dem Sprach-Layer bei der Übertragung ein Informations-Layer, der laufend die Nummern der beiden Gesprächspartner sendete. In der Überwachung konnte man so nicht nur die Gespräche mithören, sondern auch schauen, wer die beiden Sprecher sind. Dieses System wurde ab 1990 in ein anonymes umgestellt und gleichzeitig digitalisiert. Meine Erfahrungen waren da gefragt.
Eine Ableitung meiner Habilitation kam als Lehrbuch in russischer Sprache auf den Markt und wurde in einer Auflage von 100.000 Stück verkauft. Der Nachholbedarf war groß.
7. Donau-Universität#
In Österreich wurde 1994 eine postgraduale Universität in Krems gegründet.
Nach einer öffentlichen Ausschreibung wurde ich für den Aufbau der Fakultät „Telekommunikation, Information und Medien“ engagiert. 1996 habe ich mit Null Studierenden und leeren Büros mit neuen Mitarbeitern begonnen. Im Laufe der Jahre entstanden 7 Institute (Zentren). Neben Telematik auch Informatik.
- Zentrum für e Learning
- Zentrum für Informatik
- Zentrum für Kommunikation und internationalen Journalismus
- Zentrum für New Media
- Zentrum für Telematik
- Zentrum für Wissensmanagement
- Forum Seminare und Dienstleistungen
Im Bereich der praxisorientierten Informatik waren die Gründungsüberlegungen:
- Rasch wandelnde Informatikwelt braucht Anpassung der Ausbildung für das Management(1 WWW-Jahr = 3 Monate)
- Themen sollen Marktentwicklung abbilden
- nicht Basisausbildung für bestehende Berufsbilder
- Ausbildung neuer Anforderungen neuer Berufsbilder
Die Ziele wurden so definiert:
- Plattform für die Ausbildung in praxisorientierter Informatik
- Zukünftige Entwicklungen der IT beobachten
- fFrühzeitig Trends in berufsbegleitende Seminare und Lehrgänge einbauen
- Praxisnähe durch Consulting intensivieren
- Forschung im Veränderungsumfeld der IT
7.1. Lehre
In der Lehre wurden über 20 Universitätslehrgänge angeboten:
- „Application Service Providing“
- „Bibliotheks- und Informationsmanagement“
- „e Business Management“
- „e Goverment“
- „eTeaching - eLearning“
- „eTeaching im Bildungswesen“
- „Electronic Publishing“
- „Fernsehjournalismus“
- „Informations- und Kommunikationstechnologie Management““
- „IT Consulting“
- „Information Security Management“
- „Internet im Bildungswesen“
- „Kommunikation und Management Development“Internationales“
- „Learning and Teaching New Media“
- „Medienpädagogik“
- „New Media Management“
- „Online Editor“
- „PR und integrierte Kommunikation“
- „Qualitätsjournalismus“
- „Qualitätsmanagement“
- „Technische Dokumentation“
- „Technische Kommunikation“
- „Telematikmanagement“
- „Telematics Management“
- „Tele Purchasing“
- „Verkehrstelematik Management“
- „Wissensmanagement“
In den vorangegangenen Jahrzehnten fühlten sich Firmen und deren Leitungen für die Ausbildung und die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter verantwortlich. Zunehmende Kapitalisierung und aktienorientiertes Management machte dafür immer weniger Budgetposten frei. Die Mitarbeiter wurden für ihren Ausbildungswert selbst verantwortlich gemacht.
Diesem Trend Rechnung tragend wurden Mitarbeiter der Branche direkt angesprochen und eingeladen selbst in sich und ihr Know How zu investieren. Eine Rechnung die aufgegangen ist und Dutzende IT-Experten zurück an die Schulbank nach Krems holten.
Die Abteilung hatte die meisten Studierenden der neuen Universität.
7.2. Projekte#
Der praxisorientierten und berufsbegleitenden Lehre entsprechend bewegt sich die Forschung in der Abteilung TIM schwerpunktmäßig im Anwendungsbereich (z.B.: Digitalisierung des kulturellen Erbes) und untersucht soziale Aspekte der IKT-Gesellschaft (z.B. „Politik Online“, „Internet in der empirischen Sozialforschung“, „Auswirkungen der Telekommunikations-Liberalisierung“, „Online-Communities“). In den ersten Jahren kam es zu über 50 Projekten; davon mehrere EU-Projekte.- Euro Communicators (Leonardo Programm) 1998-2000, Maincontractor mit 14 internationalen Partnern
- Jean Monet Modul für Telematik
- Virtual Education Network, Sokrates Projekt, 1998-99
- Sozialforschung im Internet. Jubiläumsfond der ÖNB, 1997/98
- NOPROBLEMS. EU-Projekt mit INFONOVA, 1998
- Politik Online. Hochschuljubiläumsfond, 1997
- ENKE. EU Projekt IST, 2001-
- Train the Trainer. BMBWK, Neue Medien, 2001/2003
- eLearning Module für Piloten des Euro Helikopters
7.2.1. Public Wireless LAN
Wir bauten ein erstes öffentliches WLAN Netz, das damals aber noch nicht WLAN hieß. Ich glaubte daran, aus diesem Frequenzbereich ein öffentliches Netz bauen zu können. In der Stadt Krems und Waidhofen an der Ybbs bauten wir Sender auf, die eine Internet-Versorgung für die Einwohner bringen sollte. Neue Software Releases wurden am Freitag aufgesetzt und am Montag wussten wir, was unsere Nachbarn, die Sträflinge der Gefangenenanstalt Stein (sie hatten ja viel Zeit) knacken konnten. Die Sendeeinrichtungen dieses Feldversuchs hängen noch heute auf Kremser Sendemasten von T-Mobile, nur weiß Niemand mehr wofür sie gehören.7.2.2. Öffentliches Breitbandnetz Im Waldviertel machten wir bei einem Feldversuch mit, in dem wir nachweisen wollten, dass man auf Kupfer-Telefonleitung breitbandig übertragen kann. Die Fachwelt belächelte uns. Letztlich kam aber doch der Generaldirektor der Telekom Austria (Herr Kasztler) mit seinem technischen Direktor (Rudolf Fischer) nach Gmünd und ließ sich das Netz vorführen. Einige Jahre später gab es dieses als ADSL Netz.
7.2.3. Usability Lab Die Bedienung der ersten Mobiltelefone und Computer war sehr kompliziert und primär für Techniker konzipiert. Mit Untersuchungen im Usability Labor versuchten wir der Industrie Verbesserungen vorzuschlagen.
Das waren:- Usability Aspekte von Interfaces (Kognitionsforschung)
- Weiterentwicklung der W3C Richtlinien
- hinsichtlich ihrer Europäischen Dimension
- hinsichtlich der Adaptierung von Applikationen auf verschiedene Devicegrößen
- Reale Testes der vorhanden Richtlinien hinsichtlich Zugangsbedingungen für behinderte Menschen
- Aufbau von Recognition Systemen über Gesichtsfeldvermessung sowie Aufbau geeigneter Datenbanksysteme und Suchverfahren
- Bildschirmarbeitsproblematik
- Beeinflussungsproblematik Mobilkommunikation (Kommunikationsverhalten, Ablenkung etc)
- IT Security – Schadensermittlung durch Sicherheitslücken hervorgerufene Schäden sowie Konzepte zur effizienten Bekämpfung .
7.2.4. Videokonferenzen Das waren:
Bereits in den 80er Jahren führte ich an der Universität Wien Videokonferenzvorlesungen durch. Die Verbindungen wurden noch manuell hergestellt und mussten Wochen im Voraus bestellt werden und die Zeit wurde definiert.
An der Donau-Universität wurde dies ein Tool, um internationale Vortragende mit wenig Aufwand zu den Studierenden zu bringen.
7.2.5. Software Architekturen und Applikationen
- Softwareentwicklung (Algorithmen) für Verkehrsprobleme, Telekom, Tourismus usw.
- Integrationsfragen heterogener Software Architekturen
- Software Qualitätssicherung (SW-Entwicklung, Standardisierung von Testing Prozessen, SW Entwicklung & Testing QA, Entwicklung von Standard Test Tools und Business Plan Tools zur Kostenverfolgung und Beeinflussung)
- IT Security – Wahrnehmungsverhalten gegenüber Sec-Applikationen und Durchführung (Prozessmodelle und Alternativenerarbeitung)
7.3. Dienstleistung und Consulting#
In den ersten Jahren der Abteilung wurden über 50 Studien ausgearbeitet. Unter anderem:- Kommunikationsnetz für die deutsche Luftraumüberwachung. Auftraggeber war die Deutsche Bundesregierung.
- Computer Based Trainings für Daimler Chrysler, Stuttgart
- Notebook Projekt - wissenschaftliche Begleitung von 80 Versuchsklassen. Auftraggeber das Unterrichtsministerium Österreichs.
- Homepage Baukastensystem für die Pädagogischen Akademien. Auftraggeber war das Büro für europäische Bildungskooperation.
- OLGA – ein interaktiver Lehrgang für Schulbibliothekare
7.4. Publikationen#
Von 1996 bis 2004 wurden von Mitarbeitern der Abteilung TIM- 17 Buchveröffentlichungen
- 16 Werke in Neuen Medien (Internet, CD ROM) und
- 196 Publikationen
7.5. Papierlose Vorlesung#
Ein Modewort war das „papierlose Büro“.Ich versuchte das 1997 im Masterprogramm „Telematik Management“ umzusetzen.
Durch einen Sponsorvertrag mit Toshiba bekam jeder Student einen Laptop Computer.
Er musste nur eine Versicherung abschließen.
Die Verwendung war kostenlos. Im Gegenzug gab es keine Skripten mehr auf Papier.
Alles wurde elektronisch ausgetauscht.
7.6. Pneumatisch gesteuerter Brunnen#
Als Portugal in den 90er Jahren den EU-Vorsitz hatte wählte man das Generalthema „Wasser“. Alle Länder beteiligten sich mit kreativen Beiträgen. Österreich beauftragte nach einer öffentlichen Ausschreibung den Künstler Günter Wolfsberger mit der Errichtung eines speziellen Brunnes: Der Künstler baute einen pneumatisch gesteuerten Brunnen, dessen Kegel durch Lufteinbringung unregelmäßig in Bewegung versetzt werden. Die Bewegung setzt sich in den ultramarin gefärbten Angelruten im Raum fort, tastet ihn ab, eine Metapher für Ideenfindung. Als der EU-Vorsitz Portugals um war, gab es kein Budget mehr den Brunnen zurück zu holen. Ein Modewort war das „papierlose Büro“. Der Künstler erzählte mir von seinem Problem. Ich schlug ihm vor, den Brunnen nach Österreich heimzuholen und im Foyer der neuen Donau-Universität aufzustellen. Ohne die Hausverwaltung zu informieren installierten wir den Brunnen an einem Wochenende und mit großer Verwunderung und auch Rüge wurde das am folgenden Werktag zur Kenntnis genommen. Unserem Fachbereich Rechnung tragend baute Kollege Dr. Norbert Girsule eine Steuerung für den Brunnen. Er sollte nur aktiv sein, wenn jemand im Raum ist und sich nachher automatisch abschalten. Ein individuell gebastelter Bewegungsmelder – heute ein Standardprodukt – wurde gebaut und eine Kamera spielte den Raum in die Homepage der Universität ein. Der Bewegungsmelder war primitiv in eine Diskettenschachtel eingebaut. Der Betriebsrat opponierte gegen die Live-Kamera, weil man da sehen konnte, wer wann ins Haus kam.
8. Heutige Situation#
Viele der hier aufgezeigten Entwicklungen und Ausbildungen sind heute obsolet und sind in vielen Wissensgebieten integriert. So gibt es auch diese Fakultät an der Donau-Universität nicht mehr, deren Ausbildungsziele werden aber von anderen weiter wahrgenommen.Ich selbst organisiere noch Summer Universities mit technologischem Schwerpunkt, unterrichte an der Jianghan University in Wuhan (China) und in der University for Telecommunications in Sankt Petersburg (Russland), bin Generalsekretär der IAFeS (International Association for eScience) und Aufsichtsrat in der Informatikfirma BEKO meines Freundes Peter Kotauczek.
Das Interesse an technischen Ausbildungen hat bei jungen Leuten leider abgenommen, obwohl der Bedarf der Industrie vorhanden ist. Den Grund sehe ich in der schlechten Ausbildung von naturwissenschaftlichen Fächern an unseren Mittelschulen.
- 21 Minuten Video von Günther zum Thema "Veränderungen in einer Generation" zu dem Buch
9. Abbildungen#
- Olivetti Textautomat S14. Quelle: http://www.storiaolivetti.it/upload/editors14_b.jpg
- Philips BTX Terminal. Quelle: http://www.8bit-homecomputermuseum.at/computer/pictures/philips%20p2000t/IMG_9162.jpg
- Springbrunnen an der Donau-Universität. Quelle: Günter Wolfsberger
- Alle anderen Bilder: Archiv J. Günther