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Notiz 048: Morgenstunde#

von Martin Krusche

Um vier Uhr morgens sind die Vögel vor meinem Fenster das Lauteste des Tages. Manchmal scheint mir, daß auch die Sonne Geräusche macht, wenn sie über den Horizont heraufkommt. Nach der griechischen Mythologie ist das Gott Helios in seinem vom Schmied Hephaistos gebauten Sonnenwagen, mit dem des Gottes Sohn Phaeton tödlich verunglückt war.

Wenn sich die Morgendämmerung in meinem Bürofenster breit macht, genieße ich bei der Arbeit noch die große Stille des frühen Tages, eine gute Rahmenbedingung für die Arbeit am Buch. (Foto: Martin Krusche)
Wenn sich die Morgendämmerung in meinem Bürofenster breit macht, genieße ich bei der Arbeit noch die große Stille des frühen Tages, eine gute Rahmenbedingung für die Arbeit am Buch. (Foto: Martin Krusche)

Es hat gute Gründe, daß ich in der Geschichtsbetrachtung des Steyr-Puch Haflinger sogar einige Blicke in die Bronzezeit oder in die Antike werfe. Was uns für Teile der Technik begeistert und speziell für Automobile, dieses Emotionale, hat tatsächlich alte Wurzeln. Manches davon wurde über ungezählte Generationen weitergetragen, taucht mit einzelnen Details in der Gegenwart auf. Sehen Sie dazu Notiz 018: Die Tiefe des Geschehens!

Das kann freilich in der kleinen Kulturgeschichte, die ich grade über den Haflinger schreibe, nur einen Bruchteil der Darstellung ausmachen. Apropos! Heute ist Dienstag, nun ist mit dem Verlag vereinbart, daß ich am Sonntag die letzten Seiten liefere. Dann ist der Layouter am Zug. Es gilt, die Druckvorstufe flott zu erarbeiten. Das Buch wird bald da sein.

Unterwegs habe ich Mythos Puch VI gerade in neuer Konzeption aufgestellt. Dabei spielen eben auch Blicke in die tiefere Vergangenheit eine markante Rolle. Siehe dazu das aktuelle Intro!

Während es also mit dem Buch in die Schlußrunde der Produktion geht, darf ich auf viele anregende Gespräche und Korrespondenzen zurückblicken. Darunter Kontakte mit Menschen, die dieser Historie eng verbunden sind, wie etwa Ferdinand Michael Lanner, dessen Familiengeschichte und Archiv für meine Arbeit unverzichtbar sind. Siehe dazu: „Drei mal Ferdinand Lanner und immer Autos ...“! (LINK) Lanner schrieb eben: „…eigentlich hätte ich Zeit, den Sommer mal in deine Gegend zu fahren. Hast du irgendwann Zeit in deinen Plänen?“ Ist das Wasser naß? Ist der Papst katholisch? Hab ich Zeit für dieses Treffen?

Ferdinand Micha Lanner hat ein Konvolut jener Kapitzka-Zeichnungen erstanden, worunter auch der seltene Vierzylinder Boxer zu finden ist. (Foto: Martin Krusche)
Ferdinand Micha Lanner hat ein Konvolut jener Kapitzka-Zeichnungen erstanden, worunter auch der seltene Vierzylinder Boxer zu finden ist. (Foto: Martin Krusche)

Derzeit arbeite ich übrigens unter anderem an einer Leihgabe von Lanner, einem Konvolut diverser technischer Zeichnungen von Klaus Kapitzka. Darunter auch ein großes Blatt mit dem seltenen Vierzylinder Boxer, der im Puch 750 TR Weingartmann alias „Puch Haslinger“ verbaut ist, also in einem Haflinger-Unikat: (LINK)

Diesen Motor hat Kapitzka auch für einen Geländewagen vorgesehen, der konzeptionell als ein Vorbote des Puch G gelten mag, versehen mit der Notiz, daß er von einem Motor mit 1000 ccm befeuert werde. Techniker Markus Rudolf, Sohn des letzten Werksdirektors der historischen SDPAG in Thondorf, liest solche Pläne natürlich versierter als ich. Ihm fiel das Detail sofort auf. „Das ist ja der Vierzylinder Boxer“, sagte er bei unserer Ausfahrt nach Nestelberg.

Der Scanner hat ein eigentümliches Singen, wenn er meine Arbeit begleitet. Dire Kapitzka-Zeichnungen führen durch etliche Automobil-Genres. (Foto: Martin Krusche)
Der Scanner hat ein eigentümliches Singen, wenn er meine Arbeit begleitet. Dire Kapitzka-Zeichnungen führen durch etliche Automobil-Genres. (Foto: Martin Krusche)

So kreuzen sich Linien, verdichten sich Erzählungen, rundet sich ein Bild jener Nachkriegs-Ära, indem der Steyr-Puch Haflinger als erste völlig eigenständige Automobilkonstruktion Österreichs auf die Räder kam. Davon wird das kommende Buch erzählen, das werde ich auch hier im Web weiter entfalten.

Zu den erwähnten Schnittpunkten gehört übrigens auch der Weltreisende Max Reisch, dessen Sohn Peter das kulturelle Erbe wie auch die legendären Fahrzeuge verwaltet. Zu dem Thema finden Sie hier einige Blätter: Max Reisch: Momente.


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