Die Farbe Silber - heraldisch gleichberechtigt als Weiß dargestellt#
von Peter Diem
Silber, das zweite Metall der Heraldik, entspricht dem Weiß und wird daher bei Schwarzweiß-Zeichnungen als leeres Feld behandelt.
des ungeteilten Lichts und die zweite Stufe des Großen Werkes.
Der Mond wieder ist in der Ikonographie das Attribut der „Frau der Frauen":
Maria gilt als „pulchra ut luna" - Hohelied 6, 9; ein Weib auf dem Mond stehend - Apokalypse 12, 1.
Daneben gilt das durch Läuterung gewonnene Silber auch als Läuterung der Seele und wird in der christlichen Symbolik mit der reinen Jungfrau Maria in Zusammenhang gebracht. Anna, die Mutter Marias (des Silbers), ist die Patronin des Silberbergbaus.
Ein Beispiel für die mögliche Kongruenz von Mythos und moderner Naturwissenschaft könnte im jenem alten Volksglauben liegen,nach dem silberne Gewehrkugeln, in Gewitterwolken geschossen, Wetterhexen zu töten vermochten. Heute werden mit Silberjodid versehene Hagelraketen abgeschossen, um Unwetter abzuwenden.
Silber galt - und gilt - als Symbol des bürgerlichen Wohlstandes. Es ist das Material für zahllose Gebrauchs- und Votivgegenstände, nicht zuletzt auch im traditionellen Judentum. In der Heraldik gilt Silber auch als Zeichen der Weisheit, des Friedens, der Aufrichtigkeit und der Freude. Ein silberner Balken im roten Feld ergibt den österreichischen Bindenschild.
Die Farbe Weiß#
Weiß ist entweder „noch keine Farbe" oder die vollkommene Verbindung aller Farben - d. i. das Paradies oder die Vollendung der Geschichte. Ein Farbkreisel kann dieses Phänomen demonstrieren.
Die Farbe Weiß hat als Ursymbol einen dualistischen Charakter: Sie signalisiert Leben und Liebe, aber gleichzeitig auch Tod und Begräbnis. So wird sie zum Attribut der Aphrodite von Delphi und der nordischen Freya, der „geliebten" Göttin des Todes. Die Todesbedeutung von Weiß geht wohl auf das Erblassen des Sterbenden zurück. So signalisiert das weiße Pferd im Traum den Tod. Die Farbe der Gespenster ist ebenfalls das Weiß - gewissermaßen der umgekehrte Schatten. Weiß - d. h. das ungefärbte Material - war in der Antike und ist in China die Trauerfarbe. Als hochzeitliche Farbe bedeutet Weiß den Tod des bisherigen und den Beginn eines neuen Lebens; als Farbe der Trauer signalisiert Weiß das Ende des irdischen und den Anfang des ewigen Lebens.
In der Alchimie ist die Aufhellung oder Weißung („Albedo") das Zeichen für den Übergang der schwarzen Urmaterie in den Stein der Weisen. Im Christentum bedeutet Weiß vor allem Unschuld, Reinheit, Jungfräulichkeit und Keuschheit. Weiß war die Farbe der Heiligen, die kein Martyrium zu erleiden hatten. Weiß ist daher auch die Farbe des Taufgewandes und die Farbe des päpstlichen Ornats. Die weiße Lilie gilt als Symbol der Keuschheit (Maria: „sicut lilium inter spinas" Hohelied 2, 1, Lilien am Stab des hl. Josef).
Sie steht für Gnade (Lilie vom Mund des Weltenrichters ausgehend) sowie für Recht und Ordnung (Darstellung am Zepter).
Der Heilige Geist wird als weiße Taube dargestellt. Die weiße Taube ist auch das bekannteste Friedenssymbol.
Seit Jahrhunderten gilt das Zeigen einer weißen Flagge oder Tragen einer weißen Fahne (Parlamentärsfahne) als Zeichen der Übergabe- oder Verhandlungsbereitschaft (vgl.den Beitrag über Fahnen- und Flaggen).
In der Politik bezeichnete die weiße Farbe vor allem die mit den „Roten" um die Vorherrschaft im nachzaristischen Rußland ringenden konservativen Kräfte. In Österreich war das zur Bundhose oder zur kurzen „Ledernen" und zu weißen Kniestrümpfen getragene weiße Hemd Kennzeichen der (illegalen) Nazi-Bewegung. In Deutschland, wo 1931/32 ein Uniformverbot erlassen wurde, tauschte die NSDAP das Braunhemd ebenfalls mit dem weißem Hemd, das die Bezeichnung „Verbots-Hemd" erhielt. Die im September 2007 gegründete, rechtsradikale "Ungarische Garde" trägt unter der schwarzen Weste ein weißes Hemd.
Als „weiße Juden" wurden von den Nazis „Volksgenossen" bezeichnet, die ein Faible für Demokratie, Liberalismus und Menschenrechte hatten (Mitteilung von Franz Stoß an den Autor).
In Österreich hissen Schulen eine weiße Flagge, wenn alle Schüler einer Klasse die Reifeprüfung bestanden haben.