Personifikation#
von Peter DiemDie Darstellung eines Landes mithilfe einer (menschlichen) Figur war in der Vergangenheit wichtiger als heute. Als „moderne Ursymbole", „politische Archetypen", „Klischees" oder „nationale Stereotypen" gleichwohl noch (unterbewusst) wirksam sind jene menschlichen oder tierischen symbolischen Darstellungen, die sich einzelne Völker entweder von sich selbst machten oder die ihnen von außen auferlegt wurden. A. Rabbow führt diese Erscheinung auf das 18. und 19. Jahrhundert zurück, doch muss man schon ähnliche Bilder in der Antike berücksichtigen. Jedenfalls ist das Barock reich an einschlägigen Allegorien, wie man etwa im Prunksaal des Stiftes Klosterneuburg an der „Austria Gloriosa" oder der „Austria" im Niederösterreichischen Landhaus gut sehen kann.
Arnold Rabbow, dtv-Lexikon politischer Symbole, München, 1970
Wie in der Karikatur der begabte Zeichenstift - denken wir an die unnachahmliche Art, wie es „Ironimus" (Gustav Peichl) gelingt, einen Burgenländer von einem Tiroler zu unterscheiden - den Volkscharakter in wenigen Strichen charakterisiert, indem er bestimmte Züge überbetont, beruht auch die politische Personifikation auf bewusster Überbetonung von als typisch für ein Volk angesehenen Eigenschaften oder dinglichen Attributen. Auf diese Weise entstanden der deutsche „Michel", die französische „Marianne", der britische „John Bull", der amerikanische „Uncle Sam" - Beispiele für menschliche Darstellungen. Daneben gibt es tierische Symbole für Nationen, darunter den „russischen Bären", den „französischen Hahn" und den „britischen Löwen".
Die eigentliche Form der Personifikation aber ist die bewusste, meist mythologisch verklärende Form, wie sie uns etwa in der „Austria",der „Germania", der „Helvetia" oder der „Britannia" entgegentreten. Wie man sieht, sind alle diese idealisierten Gestalten weiblich.
Es gibt sie in graphischer Form und in der Form von Denkmälern, die zum Teil riesige Dimensionen annehmen
(New Yorker Freiheitsstatue, deutsches Niederwalddenkmal). Sie alle - mit Ausnahme ihrer gleichwohl wehrhaften Schweizer Schwester - mussten in den Krieg ziehen und wurden, muss man annehmen, vor allem der männlichen Bevölkerung als tröstend-aufmunternde Mutter/Mädchen-Gottheiten ins Feld und oft genug in den Tod mitgegeben.
Vergleiche auch die ausführliche Darstellung der "Austria"
Auch Städte werden "personifiziert, wie die "Vindobona" beweist: