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Die Symbole der Steiermark#

Landespatron und Landesfeiertag #

von Peter Diem

Bild 'Hl_Josef_Olmuetz'
Über Josef, den Schutzheiligen der Steiermark sowie Kärntens und Tirols, den einzigen biblischen Heiligen unter den Landespatronen Österreichs, haben wir relativ wenige gesicherte Angaben. Wir müssen uns damit begnügen, dass er aus dem königlichen Haus Davids stammte und den ehrsamen Beruf des Zimmermanns ausübte.

Josef wurde in große Gewissensqualen gestürzt, als er erkennen musste, dass seine Verlobte, die wahrscheinlich noch sehr junge Mirjam (Maria), guter Hoffnung war.  Doch da er ein „gerechter", d. h. gottesfürchtiger Mann war, ging er nicht den einfachen Weg, Maria zu entlassen, sondern stellte sich demütig in den Dienst der Vorsehung Gottes und der Fürsorge für Maria und ihr göttliches Kind. Die für die künstlerische Darstellung des erst seit dem 12. Jahrhundert von der abendländischen Religiösität erfassten „Nährvaters" Jesu entscheidenden Legenden stammen nicht aus dem kanonischen Teil der Bibel, sondern gehen auf die von manchen Autoren als „geschwätzig" bezeichneten apokryphen Schriften zurück.

Nach dem Protoevangelium des Jakobus habe der Hohepriester Zacharias im Auftrag des Herrn alle Witwer Judäas zu einer Prüfung zusammengerufen, indem er ihnen auftrug, unter Mitnahme eines Stabes im Tempel zu erscheinen. Derjenige, an dessen Stab sich ein Zeichen zeigen werde, sollte die dem Herrn geweihte Jungfrau Maria heimführen und unberührt behüten. An alle wurde der ihnen vorher abgenommene Stab ausgeteilt, und nichts geschah. Aus Josefs Stab aber entwich eine Taube und flatterte auf sein Haupt. Gegen Josefs Protest - er sei zu alt und wolle sich nicht zum Gespött der Kinder Israels machen - wurde er veranlasst, Maria heimzuführen, nur um nach einer längeren Abwesenheit ihre Schwangerschaft feststellen zu müssen.

Die Heiligenlegende hat aus diesen und wahrscheinlich anderen Aufzeichnungen eine davon etwas abweichende Schilderung entstehen lassen, gemäß welcher Josef bei seinem Erscheinen unter den Heiratskandidaten seine Rute wegen seines Alters zunächst verborgen gehalten habe. Als er jedoch dazu veranlasst wurde, sie dennoch hervorzuziehen, sei sie plötzlich erblüht. Eine Taube sei vom Himmel auf ihn herabgeschwebt, und die Stimme Gottes habe ihn dazu auserkoren, die Jungfrau heimzuführen. Aus dieser Schilderung, deren eindeutig sexuelle Untertöne auch für den Nicht-Freudianer unüberhörbar sind, hat sich die Lilie als Attribut des Heiligen entwickelt, wobei die Lilie dann als Symbol von Reinheit und Unschuld gilt. Die Attribute „Jesuskind" und „Zimmermannswerkzeuge" sind somit kanonisch, „Lilie" und „Stab" aber apokryph.

Bild 'Wappen_ST_Josef_Stk'

Die weststeirische Gemeinde St. Josef führt demgemäß ein Zimmermannsbeil im Wappen.  Fehlende biographische Einzelheiten regten offenbar die Legendenbildung in dem im 2. Jahrhundert niedergeschriebenen apokryphen Jakobus-Evangelium oder in der erst nach dem 6. Jahrhundert aufgezeichneten, ebenfalls nicht kanonischen „Geschichte Josefs, des Zimmermanns" an. Der hl. Josef wird kraft seiner ihm auferlegten Rolle und seiner praktischen Aufgaben bei der Menschwerdung Jesu als Stifter ehelichen Friedens, als Helfer bei Obdachlosigkeit und Wohnungsnot verehrt. Vor allem aber gilt er als Fürbitter für eine „gute Sterbestunde", da angenommen werden kann, dass Jesus bei seinem Tod selbst anwesend war. Aus seinem Beruf ergibt sich das Patronat für einige einschlägige Formen des Handwerks, so für Zimmerleute, Tischler, Wagner und Holzhauer.

Sein Namensfest, der 19. März, wird im Abendland zum ersten Mal in martyrologischen Quellen aus Reichenau um 850 erwähnt. In mittelalterlichen Kunstdarstellungen bleibt Josef nebensächlich, gelegentlich wird er noch mit dem spitzen Judenhut dargestellt, so auf einem gotischen Fresko aus der Zeit um 1340 in der Vorhalle des Gurker Doms.

Beachte: Die Zurückhaltung in der Verehrung des Nährvaters Jesu hängt mit der Besorgnis zusammen, er könnte als leiblicher Vater Jesu missverstanden werden. Gegen eine breite Annahme im Kult der Volksfrömmigkeit wirkte sich aber auch das Fehlen jeder Reliquien bzw. das Nichtvorhandensein einer Grabstätte aus.

--> Franz Leskoschek, Die Geschichte der St. Josef-Verehrung in der Steiermark. In: Blätter für Heimatkunde 22/1948
--> Leopold Kretzenbacher, Historische Schichten der St. Josephs-Verehrung in der Steiermark. In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark 85/1994; vgl. hiezu auch Coreth, Pietas Austriaca, a. a. O., 70 ff.

Die vereinzelte Verehrung des €„Josephus nutritius Domini" mit dem Fest am 19. März geht in der Steiermark schon auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück (Missale Nr. 479 des Stiftes Seckau sowie ein Missale aus Vorau aus dem 12. Jahrhundert).
Besondere Verbreitung fand der Kult des hl. Josef durch französische Theologen und italienische Minoriten sowie den aus Spanien stammenden Karmeliterorden, dessen Patron er war. Einige Kirchenpatrozinien bis in die ehemalige Untersteiermark künden von der Verehrung des hl. Josef. Auf Bitten des Kaisers und einzelner Bischöfe erhob Gregor XV. schließlich 1621 das Fest zum gebotenen Feiertag im katholischen Kalender.

Für die Entwicklung des hl. Josef zum Landespatron der Steiermark war aber die gezielte politische Propagierung entscheidend. Diese erfolgte in drei Stufen:

- 1654 dekretierte Kaiser Ferdinand III. den Josefstag als Feiertag in den Salzburger Diözesanteilen der Herzogtümer Steiermark und Kärnten (somit im Großteil dieser Gebiete).

- 1675 legte Kaiser Leopold I. den hl. Nährvater Josef als „Schutzherrn aller kaiserlichen Erbkönigkreiche und Länder" fest und befahl, das Fest feierlich zu begehen. Damit war der Heilige aber noch nicht formell Landespatron.

- 1771 reduzierte Maria Theresia mit päpstlichem Einverständnis die hohe Zahl kirchlicher Feiertage und dekretierte als örtlichen Patron für Steiermark, Kärnten und Tirol den hl. Josef. Für die Steiermark erfolgte die endgültige Einführung des Festes mit
   15. Jänner 1772.

Es ist überliefert, dass Kaiserin Maria Theresia nach der Geburt von drei Töchtern inbrünstig zum hl. Josef gebetet hatte, ihr doch einen männlichen Erben zu schenken, der für den Bestand des jungen Hauses Habsburg-Lothringen von großer Bedeutung war.
Als ihr Wunsch 1741 in Erfüllung gegangen war, förderte die Kaiserin die Josefsverehrung mit allen Mitteln. 1870 wurde der hl. Josef von Papst Pius IX. zum Patron der gesamten Kirche erhoben. 1955 setzte Papst Pius XII. das Fest „Josef, der Arbeiter" auf den 1. Mai, den Tag der Arbeit, fest. Das Zweite Vatikanische Konzil stellte seine Arbeit unter den besonderen Schutz des Heiligen.

Der Vorname „Josef" wurde in der Steiermark wie auch anderswo vor allem durch das Vorbild des Kaiserhauses populär. Im bäuerlichen Brauchtum Österreichs gilt der 19. März als wichtiger Lostag: „Ist's am Josefitag schön, wird ein gutes Jahr man sehn."

Dennoch: Insgesamt tritt der hl. Josef in Österreich nur in einigen wenigen Wallfahrtsorten in Erscheinung, so etwa in der Wiener Augustinerkirche und am niederösterreichischen Josefiberg (1699 von Zisterziensern aus Lilienfeld, ebenfalls einer Stätte der Josefsverehrung, gegründet) und jener im Kärntner Lavanttal (1687). In Tirol ist es Bichlbach und Gaistal, in Vorarlberg gibt es in Schruns ein Patrozinium, in der Steiermark ist uns das liebliche Bergkirchlein St. Josef ob Schwanberg (erbaut 1685) bekannt und vertraut. Dort pflegte man am 19. März oft ein altes Josefilied zu singen:

"Den Patriarchen hoch erhoben,
Im Himmelssaal vor Gottes Thron,
Den Vater Joseph lasst uns loben,
Den guten Steiermark-Patron ..."


So hat der einfache Zimmermann aus Nazareth manche Herzen der Grünen Mark erobert, unauffällig und bescheiden, wie es sich für ihn ziemt. Wo würde er auch besser hinpassen als in das holzreiche Herz Österreichs?

Bekanntheit des steirischen Landespatrons (1993)

                  hl. Josef andere weiß nicht
bis 29                 46     12       44
bis 49                 50     10       40
ab 50                 68     16       16
Total                  55     13       33

Quelle: Integral-Telephonumfrage Jänner 1993, n = 156

Sonstige Symbole der Steiermark#

In der Integral-Umfrage „Symbole für Österreich" (1993, n = 1.000) wurde auch nach den Symbolen der Steiermark gefragt. Es stellte sich heraus, dass von den Einwohnern aller Bundesländer die Steirer die stärkste Beziehung zu ihrem Landeswappen haben: Mit 19 Prozent erzielt der steirische Panther vor dem Tiroler Adler (12 Prozent) und dem Fünfadlerwappen Niederösterreichs (10 Prozent) die meisten Nennungen.

Während wie in anderen Bundesländern die Landschaft (31 Prozent) und die Berge (17 Prozent) als wichtige Landessymbole genannt werden, tritt in der Steiermark der Wald hinzu. Mit 18 Prozent Nennungen nimmt der steirische Wald einen einsamen Spitzenplatz unter den „Natursymbolen" Österreichs ein - er wird nur knapp vom Grazer Uhrturm (20 Prozent) geschlagen. Erzherzog Johann und der nach ihm benannte Jodler, Steireranzug und Steirerhut sind als reine Klischeebilder vom „grünen Herzen Österreichs" zu werten - ähnlich der immer wieder anzutreffenden Aussage vom „wilden Bergvolk hinter dem Semmering".

Zum österreichischen Nationalheiligtum Mariazell siehe dort.


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