Die Symbole Wiens #
Geschichte Wiens #
von Peter DiemBuchtext S. 366ff.
Überblick und Links
Die frühesten Wurzeln Wiens weisen in die Jungsteinzeit, als Kleinsiedlungen an den Hängen des Wienerwaldes entstanden. In der Bronzezeit wurde auch die Stadtterrasse, etwa 15 Meter über dem Wasserspiegel der Donau, besiedelt. Aus der Hallstattzeit - rund ein Jahrtausend vor Christus - gibt es zahlreiche Funde, die von der Kunstfertigkeit der Illyrer zeugen. Ob es eine wehrhafte keltische Stadtburg auf dem Leopoldsberg und eine Dorfsiedlung im heutigen dritten Bezirk im Bereich der späteren römischen Zivilstadt gegeben hat, ist umstritten.
Wie neueste Funde unter dem Palais Harrach, präsentiert durch den Wiener Stadtarchäologen Ortolf Harl am 3. Februar 1994, vermuten lassen, haben die Römer auf Wiener Boden zwei Militärlager errichtet, von denen bisher nur das jüngere bekannt war. Nach Funden (Lanzenspitzen, Fibeln etc.) an der Freyung wurde dort schon um Christi Geburt eine Garnison in Holzbauweise errichtet, deren Hauptstraße von der heutigen Herrengasse zum heutigen Michaelerplatz führte. Erst im Jahre 92 n. Chr. wurde unter Kaiser Domitian „Neu-Vindobona" errichtet, ein Militärlager mit Gebäuden aus Stein, dessen Zentrum (Praetorium und Legatenpalast) östlich des heutigen Platzes „Am Hof" lag und dessen Via Principalis der nach Westen verlängerten Wollzeile entsprach.
Das „erste" Vindobona dürfte, wenn nicht alles täuscht, älter als Carnuntum gewesen sein und damit die älteste Römerbefestigung im Donauraum.Von Markomannen und Quaden zerstört, wurde Vindobona um 180 wieder aufgebaut. Auf Anregung von Kaiser Marcus Aurelius Probus wurde der schon den Kelten bekannte Weinbau um 280 in den Donauprovinzen wieder aufgenommen. Auch in der Zeit der Völkerwanderung blieb Wien als bewehrte Siedlung mit sehr gemischter Bevölkerung bestehen, wie Funde an den Fundamenten der Peterskirche und Mauerreste im Viertel um die Ruprechtskirche zeigen. Um 600 begann ein Ringen um die Grenzziehung zwischen Westen und Osten, das im Raum Wien mehr als dreihundert Jahre dauerte. Die zunächst gegen die Awaren errichtete Karolingische Mark konnte gegen die Einfälle der Magyaren nicht gehalten werden; in der Schlacht bei Preßburg (907) fielen der bairische Markgraf Luitpold und der Erzbischof von Salzburg. Ostösterreich blieb magyarisch, bis Otto I. durch seinen Sieg auf dem Lechfeld (955) die Ungarn auf Dauer niederrang. In der Folge wurden die Magyaren östlich der Leitha seßhaft.
Christian Brandstätter/Günter Treffer (Hg.), Stadtchronik Wien. Wien 1986, 66
Um 1100 entstanden die ersten Außensiedlungen zur Abwicklung des regen Handelsverkehrs an der Donau. Der Babenberger Herzog Heinrich Jasomirgott (1107-1177) errichtete um 1150 seine Pfalz auf dem heutigen Platz "Am Hof". Unter Leopold VI. (1198-1230) erfolgte die Befestigung durch eine Stadtmauer entlang des inneren Randes der Ringstraßenverbauung.
Nach dem Aussterben der Babenberger standen die Wiener Bürger auf der Seite des Böhmenkönigs Ottokar (1254-1276); nur widerstrebend akzeptierten sie die Herrschaft Rudolfs von Habsburgs (1218-1291) im Wiener Frieden von 1276.
Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts erlebte die Stadt einen bedeutenden wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, der im spätgotischen Ausbau des Stephansdoms (ab 1340 Langhaus, ab 1359 Südturm) und der Gründung der Wiener Universität durch Rudolf IV. (1339-1365) seinen Ausdruck fand. Sie wurde in den folgenden beiden Jahrhunderten eine der wichtigsten Heimstätten des Humanismus.
Wien war ab Mitte des 15. Jahrhunderts (mit Unterbrechung durch die Herrschaft des Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1485-1490) und seit 1611 ununterbrochen Residenzstadt der römisch-deutschen Kaiser und Sitz der Zentralverwaltung der Habsburgermonarchie. Es überstand die erste Türkenbelagerung im Jahre 1529, öffnete sich aber der Reformation und wurde mehrheitlich protestantisch. 1551 wurden deshalb die Jesuiten nach Wien gerufen. Ende des 16. Jahrhunderts begann die Gegenreformation, die bis in die Zeit der Pest (1679) und der zweiten Türkenbelagerung (1683) reichte. Unter Karl VI. und Maria Theresia setzte ein glanzvoller Aufstieg ein, der in den großen Barockbauten (Belvedere, Karlskirche, Schönbrunn, Stift Klosterneuburg etc.) seinen Ausdruck fand.
Die Zeit der Aufklärung unter Joseph II. (1741-1790) drückte sich kulturell vor allem in der Pflege der Musik und des Theaters aus, führte aber auch zu bedeutenden Reformen im Schulwesen und in der Medizin. Die Porzellanmanufaktur Augarten (1744) markiert den Beginn der Industrialisierung. Nach zweimaliger Besetzung durch die Truppen Napoleons (1805 und 1809) wurde Wien glanzvoller Schauplatz des Wiener Kongresses (1814/15), der eine Neuordnung der Machtverhältnisse in Europa brachte. In der Zeit des Vormärz wandte sich das Wiener Bürgertum eher der häuslichen Kultur zu (Biedermeier), bis die Revolution von 1848 mit einiger Verzögerung dem Liberalismus Bahn brach. Wien erlangte 1860 die volle kommunale Selbstverwaltung. Schon drei Jahre vorher, 1858, waren die Stadtmauern abgebrochen worden. So wurde Platz für die Ringstraße und ihre Prachtbauten geschaffen. In den Jahren 1869 bis 1875 wurde die Donau zwischen Nußdorf und Fischamend reguliert.
Die starke Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte großes soziales Elend mit sich und bildete so den Boden für die Entstehung einer starken Arbeiterbewegung. Zunächst errang die kleinbürgerlich-konservative Christlichsoziale Partei unter Dr. Karl Lueger (1844-1910) die Mehrheit im Gemeinderat. Unter dem populären Bürgermeister, der anfänglich gegen den Widerstand von Regierung und Kaiser kämpfen mußte, wurden die Gaswerke und die Straßenbahn kommunalisiert und die Elektrizitätswerke errichtet. Nach den genialen, bis heute gültigen Entwürfen von Otto Wagner (1841-1918) wurde das Wiener Stadtbahnnetz eingerichtet.
Nach dem Ersten Weltkrieg schien die einstige Reichs- und Residenzstadt als „Wasserkopf" dessen, „was blieb" (Clemenceau), um eine Nummer zu groß. Doch die Umstellung gelang. Wien wurde durch ein Verfassungsgesetz vom 29. 12. 1921 nicht zuletzt aus parteipolitischen Gründen von Niederöstereich abgetrennt und zu einem eigenen Bundesland erklärt. Das „Rote Wien" wurde zu einer Musterstadt im kommunalen Wohnbau, in der sozialen Fürsorge und im Schulwesen.
Nach den Februarkämpfen von 1934, die in der Auflösung der Sozialdemokratischen Partei und im autoritären Ständestaat mündeten, verlor Wien seinen Status als Bundesland und wurde zunächst „bundesunmittelbare Hauptstadt". Der christlichsoziale Abgeordnete und Unterrichtsminister Richard Schmitz (1885-1954) wurde am 7. 4. 1934 zum Bürgermeister von Wien ernannt. Er wurde 1938 von den Nationalsozialisten verhaftet und war bis Mai 1945 im KZ Dachau interniert. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurde durch Eingliederung von 97 niederösterreichischen Gemeinden von Kritzendorf bis Moosbrunn und von Breitenfurt bis Gänserndorf der aus 26 Bezirken bestehende „Reichsgau Wien" mit über zwei Millionen Einwohnern geschaffen.
Der Zweite Weltkrieg wütete auch in Wien furchtbar. In 52 Luftangriffen und in zehn Erdkampftagen wurden mehr als 11.000 Wiener und Wienerinnen getötet. Mehr als ein Viertel der Bausubstanz wurde ganz oder teilweise zerstört. Noch am 8. April 1945, fünf Tage vor der endgültigen Einnahme der Stadt durch die Sowjettruppen, geriet der 500 Jahre alte, aus Lärchenholz gefertigte Dachstuhl des Wiener Stephansdoms durch Funkenflug (Plünderer hatten Geschäfte angezündet) in Brand. Der Dom brannte in der Folge fast zur Gänze aus.
Nach zehnjähriger Besetzung durch die vier Alliierten, die den 1. Bezirk gemeinschaftlich verwalteten, wurde am 15. Mai 1955 im Belvedere der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet.
Es folgten einige für das Wiener und das österreichische Kulturleben bedeutsame Ereignisse:
- Am 15. Oktober wurde das Burgtheater mit „König Ottokars Glück und Ende" wieder in Betrieb genommen.
- Am 5. November wurde die Staatsoper in einem feierlichen Staatsakt und mit Beethovens Befreiungsoper „Fidelio" wiedereröffnet.
(am Vortag, dem 4. November, war übrigens die Opernpassage als eines der modernen Verkehrsbauwerke dem Verkehr übergeben worden.)
- Am 6. November wurde mit Mozarts „Don Giovanni" eine zweite „inoffizielle" Opern-Einweihung für das Insider-Publikum gefeiert (mit dieser „Oper aller Opern" war das Haus am Ring ja 1869 eröffnet worden).
Am 26. Jänner 1968 wurde der Beschluß zum U-Bahn-Bau gefasst - 72 Jahre, nachdem in Budapest die erste Untergrundbahn auf dem Kontinent errichtet worden war.
1973-1979 wurde die Wiener „UNO-City" (Vienna International Center) nach Plänen des österreichischen Architekten Johann Staber errichtet, der unter 656 eingereichten Projekten den vierten Platz errungen hatte.
1981 wurde nach zehnjähriger Bauzeit der nördliche Teil der Donauinsel, die dem Hochwasserschutz und der Naherholung dient, eröffnet. Die Fertigstellung des Grundnetzes der U-Bahn mit der Einbindung des Westbahnhofes erfolgte am 3. September 1994.
Demographische Daten:
Fläche: 415 km2
Wohnbevölkerung 2015: 1.794.770
Die Bundeshauptstadt Wien ist zugleich Stadt mit eigenem Statut und Bundesland. Dieser Sonderstatus
drückt sich in einem sehr eigenartigen verfassungsrechtlichen Selbstverständnis aus, dessen juristisch-administrative Ausdrucksweise jeder Form von in Worten gefasstem „Landesbewusstsein" abhold ist. Weder die Stadtverfassung
noch die Landesverfassung von Wien enthalten für die Landessymbolik bedeutsame Aussagen.
Landtagswahl 2010 (%) :
SPÖ 44,3 FPÖ 25,8 ÖVP 14,0 Grüne 12,6 KPÖ 1,1
Am 26. Jänner 1968 wurde der Beschluss zum U-Bahn-Bau gefasst - 72 Jahre, nachdem in Budapest die erste Untergrundbahn auf dem Kontinent errichtet worden war
Beschluss
--Pachl W., Donnerstag, 24. Juni 2010, 10:30