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Wiener Philharmoniker#

Wiener Philharmoniker
Erste Orchester-Photographie der Wiener Philharmoniker mit ihrem Dirigenten Otto Dessoff. Photographie. 1864
© IMAGNO/Gerhard Trumler
Eines der berühmtesten Symphonieorchester der Welt - wurde Anfang 1842 von Otto Nicolai (gemeinsam mit A. Schmidt und A. J. Becher) aus einem Zusammenschluss der Musiker des Hofopernorchesters gegründet.

Bis dahin hatte Wien kein aus Berufsmusikern bestehendes Konzertorchester - der Bedarf an Aufführungen symphonischer Werke wurde durch jeweils eigens zusammengestellte Ensembles gedeckt. (Die Wiener Philharmoniker rekrutieren sich heute noch aus dem Orchester der Wiener Staatsoper).

Das 1. Philharmonische Konzert fand am 28. 3. 1842 im Großen Redoutensaal in Wien statt. Nachdem Otto Nicolai Wien 1847 verlassen hatte, fanden bis 1860 nur zehn Konzerte statt. Im Jänner 1860 wurde das erste ihrer Abonnementkonzerte veranstaltet, die seit damals regelmäßig stattfanden und ab 1870 im Großen Musikvereinssaal gespielt wurden.

1877 spielten die Wiener Philharmoniker zum erstenmal außerhalb Wiens beim 1. Salzburger Musikfest (Salzburg ist in der Festspielzeit auch heute für sie eine wichtige Wirkungsstätte). 1900 unternahmen die Wiener Philharmoniker unter Gustav Mahler ihre 1. Auslandstournee (Paris).


Bis 1903 und von 1908 bis 1933 wählten die Musiker jeweils einen Dirigenten für die Abonnementkonzerte einer Saison aus.
Langjährige Dirigenten waren

In den dazwischenliegenden Zeiträumen und seit 1954 wurden bzw. werden die Wiener Philharmoniker von Gastdirigenten geleitet.


1938 entließen die Nationalsozialisten alle jüdischen Künstler aus der Wiener Staatsoper und lösten am 7. Dezember den Verein Wiener Philharmoniker auf. Die Auflösung wurde zwar nach einer Intervention Wilhelm Furtwänglers wieder aufgehoben, der Verein wurde aber unter nationalsozialistische Aufsicht gestellt. Die jüdischen Künstler wurden verfolgt, kamen teilweise in KZ-Haft ums Leben oder wurden ins Exil vertrieben.

(Ab 2011 wurde zur Aufarbeitung der NS-Zeit Informationsmaterial zu den NS-Opfern und den Exilanten der Wiener Philharmoniker zusammengetragen; 2013 wurde eine unabhängige HistorikerInnengruppe von den Wienern Philharmonikern beauftragt, Ihre bisherigen Forschungsergebnisse und Publikationen für die Website des Orchesters aufzubereiten – unter Verwendung der genannten neu gefundenen Unterlagen sowie von allen Archivalien des Archivs der Wiener Philharmoniker. 2014 wurden im Jüdischen Museum Wien die Ergebnisse der Forschungen in Buchform präsentiert (F. Trümpi, B. Mayrhofer, "Orchestrierte Vertreibung") und damit auch ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels der Philharmoniker geleistet.)


Nach Ende des Zweiten Weltkriegs setzte das Orchester seine 1933 begonnene Linie fort und band alle bedeutenden Dirigenten an sich. Einen besonderen Stellenwert in der Orchestergeschichte nach 1945 nimmt die Zusammenarbeit mit den beiden Ehrendirigenten Karl Böhm und Herbert von Karajan sowie mit Ehrenmitglied Leonard Bernstein ein.


Trotz Schallplatten- und Filmaufnahmen, Konzertreisen in alle Welt, der Teilnahme an den bedeutendsten Festivals bilden die Abonnementkonzerte die künstlerische, organisatorische und finanzielle Basis der Wiener Philharmoniker - jährlich finden zirka 10 bis 11 Abonnementkonzerte statt, außerdem das Nicolai-Konzert (seit 1887) und das traditionelle Neujahrskonzert. (Dieses wurde erstmals am 31. 12. 1939 gespielt und findet seit 1941 am Neujahrstag statt!)
Der seit 1924 veranstaltete Philharmoniker-Ball im Musikverein gehört zu den gesellschaftlichen Höhepunkten der Wiener Ballsaison.

Die Wiener Philharmoniker setzen aber auch mit ihrer dominierenden Rolle bei den Salzburger Festspielen oder mit ihren "Wiener Philharmoniker-Zyklen" in New York, Japan und Köln bzw. mit dem "Euro-Zyklus" (je zwei bis drei Abonnementkonzerte in London und Paris) weitere Akzente in der Musikwelt.

Für ihre künstlerische Leistungen erhielten sie zahlreiche Preise, Schallplatten in Gold und Platin, nationale Auszeichnungen sowie die Ehrenmitgliedschaft vieler kultureller Institutionen.
(Im Mai 2012 wurde den Wiener Philharmonikern die Ehrenmitgliedschaft der Wiener Staatsoper verliehen - erstmals in der Geschichte des Hauses wurde nicht eine Künstlerpersönlichkeit, sondern ein ganzes Kollektiv mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. 2014 wurden die Wiener Philharmoniker mit dem Birgit-Nilsson-Preis, der höchstdotierte Auszeichnung im Bereich klassischer Musik, ausgezeichnet. Der Preis wird im Abstand von rund drei Jahren an einen aktiven Sänger bzw. Sängerin, einen Dirigenten bzw. Dirigentin oder eine Institution aus der Musikwelt für herausragende Leistungen vergeben.)


Die klassische Symphonie (Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven) bildet nach wie vor den Schwerpunkt des Repertoires, ergänzt durch die österreichische Symphonik des 19. Jahrhunderts.

Strenges Ausleseverfahren, einheitliche Schulung der Musiker sowie Tradition und Modulationsfähigkeit des Klangkörpers sichern den Wiener Philharmonikern ihren Weltruf. Sie verwenden gegenüber dem Normalstimmton (a´ = 440 Hz) einen etwas erhöhten Stimmton.

Die Wiener Philharmoniker sind seit 1908 ein selbständiger Verein mit demokratischen Grundstrukturen ("Demokratie der Könige") und nehmen seit 1997 auch Frauen als Orchestermitglieder auf (erstes weibliches Mitglied war die Harfenistin A. Lelkes). Aus den Wiener Philharmonikern gingen u.a. Arthur Nikisch, H. Richter, Franz Schmidt und Arnold Joseph Rosé hervor.

Die Wiener Philharmoniker verleihen einen Ehrenring, den bisher u.a. R. Serkin, L. Bernstein, C. Krauss, Wolfgang Schneiderhan, Herbert von Karajan, Karl Böhm erhielten.

Weiterführendes#

Literatur#

  • C. Hellsberg, Demokratie der Könige, 1992
  • F. Trümpi, B. Mayrhofer, Orchestrierte Vertreibung, 2014


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