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Brasilien - Ein Land der Zukunft
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produzieren. Deshalb ist die Wirtschaftsgeschichte Brasiliens voll überraschender Umstellungen und vielleicht sogar dramatischer als seine politische Geschichte. Denn in der Regel ist der wirtschaftliche Charakter eines Landes von Anfang an eindeutig bestimmt, jedes spielt gleichsam auf einem einzigen Instrument, und der Rhythmus verändert sich nicht wesentlich in den Jahrhunderten. Das eine Land ist ein Gartenland, das andere gewinnt seinen Reichtum aus Holz oder Erz, das dritte von Viehzucht. Die Linie der Produktion mag in einzelnen Aufstiegen und Abstiegen schwanken, aber die Richtung bleibt im allgemeinen dieselbe. Brasilien dagegen ist ein Land der ständigen Wandlungen und brüsken Umstellungen. Eigentlich hat jedes Jahrhundert hier ein anderes wirtschaftliches Charakteristikum gezeitigt, und in dem dramatischen Ablauf hat jeder Akt seinen Namen, Gold oder Zucker oder Kaffee oder Gummi oder Holz. In jedem Jahrhundert, eigentlich jedem halben Jahrhundert, offenbarte Brasilien bisher von seinem Reichtum immer eine andere und neue Überraschung. Im allerersten Anfang, im sechzehnten Jahrhundert, war es das Holz, das pau-brasil, das dem Lande seine wirtschaftliche Marke und sogar ein für allemal seinen Namen gab. Als die ersten Boote an dieser Küste anlegten, waren die Europäer zunächst arg enttäuscht. Sie fanden nichts zu holen und zu rauben, Brasilien hatte nichts für sie als seine Natur, die sich den Menschen noch nicht unterworfen hatte. Nem oiro, nem prata, diese knappe Formel des ersten Berichts genügte, um den kommerziellen Wert des neuen Landes zunächst auf Null herabzusetzen. Man konnte den Eingeborenen, die neugierig auf die fremden, bekleideten, weißen Wesen blickten, nichts nehmen, weil sie nichts besaßen außer ihrer eigenen Haut und ihrem eigenen Haar. Nicht wie in Peru oder in Mexiko hatte hier eine nationale Kultur vorgearbeitet, die Fasern zu Stoffen verwebte, Erze aus den Tiefen der Erde holte und zu Schmuck und Waffen verhämmerte. Die nackten Kannibalen der Terra de Santa Cruz hatten noch nicht einmal die primitivste Stufe der Zivilisation erreicht, sie wußten weder die Erde zu bebauen, noch Vieh zu züchten, noch Hütten zu bauen. Sie griffen und schlangen einzig, was sie auf den Bäumen und im Wasser fanden und zogen weiter, sobald sie einen Bezirk abgegrast hatten. Wer aber nichts hat, dem kann man nichts nehmen; enttäuscht kehrten die Matrosen auf ihre Schiffe zurück aus einem Land, von dem nichts mitzunehmen lohnt, denn selbst diese Menschen dort erwiesen sich nicht als brauchbare Ware. Fing man sie als Sklaven ein und trieb man sie zur Arbeit an, so verbrauchten sie sich unter der Peitsche gewöhnlich nach ein paar Wochen, legten sich hin und starben. Das einzige, was diese ersten Schiffe heimbrachten, waren Kuriositäten, ein paar hurtige Äffchen und jene wunderbar vielfarbigen Papageien, wie sie die vornehmen Damen Europas gern als Luxustiere in Käfigen hielten, und um 59
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Brasilien Ein Land der Zukunft
Titel
Brasilien
Untertitel
Ein Land der Zukunft
Autor
Stefan Zweig
Datum
1941
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
200
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 5
  2. Geschichte 14
  3. Wirtschaft 57
  4. Blick auf die brasilianische Kultur 94
  5. Rio de Janeiro 117
  6. Einfahrt 121
  7. Das alte Rio 124
  8. Spazieren durch die Stadt 128
  9. Die kleinen Straßen 135
  10. Kunst der Kontraste 138
  11. Ein paar Dinge, die morgen vielleicht schon entschwunden sind 140
  12. Gärten, Berge und Inseln 144
  13. Sommer in Rio 148
  14. Blick auf São Paulo 152
  15. Besuch beim Kaffee 160
  16. Besuch hei den versunkenen Goldstädten 167
  17. Flug über den Norden 180
    1. Bahia: Treue zur Tradition 180
    2. Bahia: Kirchen und Feste 184
    3. Besuch bei Zucker, Tabak und Kakao 190
    4. Recife 193
    5. Flug zum Amazonas 194
  18. Daten zur Geschichte Brasiliens 197
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