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Brasilien - Ein Land der Zukunft
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Export, und in der Handelsbilanz kommt das Gummi in raschen und wilden Sprüngen dem Kaffee bedenklich nahe; die Einführung des Automobils eröffnet unbegrenzte Perspektiven. Ein Jahrzehnt noch, und Manaus wird nicht nur die reichste Stadt Brasiliens sondern eine der reichsten der Welt sein. Aber ebenso rasch wie sie aufgestiegen war, platzt diese schillernde Blase. Ein einziger Mann hat sie heimtückisch aufgestochen. Ein junger Engländer holt, das staatliche Verbot der Ausfuhr der Hevea brasiliensis oder deren Samen durch Bestechung geschickt zunichte machend, nicht weniger als siebzigtausend dieser Samen nach England hinüber, wo in Kew Gardens die ersten Bäume gepflanzt und dann nach Ceylon, Singapore, Sumatra und Java übertragen werden. Damit ist das brasilianische Monopol gebrochen, und seine Produktion kommt rasch in die Hinterhand. Denn die systematisch angelegten Pflanzungen auf den malaiischen Inseln, wo in meilenweiten geraden Linien die Gummibäume wie Grenadiere aufgereiht stehen, ermöglichen eine viel raschere und leichtere Ausbeutung als inmitten des Urwalds, wo jeder einzelne Baum erst aus dem Dickicht freigelegt werden muß. Wie immer unterliegt die altmodische, improvisierte, brasilianische Produktion der überlegenen modernen Organisation. Der Abstieg geschieht dann lawinenhaft schnell. 1900 produziert Brasilien noch 26 750 Tonnen gegen bloße vier jämmerliche Tonnen aus Asien. Noch 1910 hat es die Oberhand mit seinen 42 000 Tonnen gegen 8 200 asiatische. Aber 1914 ist es schon geschlagen mit 37 000 Tonnen gegen 71 000, und von dieser Stunde an geht er rascher und rascher abwärts; 1938 produziert es nur mehr 16 400 Tonnen gegen 365 000 aus den malaiischen Staaten allein und 300 000 der holländischen Kolonie, 58 000 von Indochina und 52 000 aus Ceylon. Und selbst diese ärmlichen 16 000 Tonnen erzielen nur einen Teil des ursprünglichen Preises. Das Theater von Manaus sieht nicht mehr wie einst die Truppen der ersten europäischen Theater, die Vermögen zerrinnen, der Traum des flüssigen Goldes ist ausgeträumt. Wieder ist ein Zyklus zu Ende, nachdem er seine geheimnisvolle Pflicht erfüllt, einer bisher schlafenden Provinz einen Einschuß von Leben und Vitalität zu geben und sie in Handel und Verkehr mit der Gesamtheit der Nation enger zu verbinden. Noch einmal wird sich zu Ende des neunzehnten Jahrhunderts das innerste Gesetz der brasilianischen Entwicklung erfüllen: daß es, leicht verführt von dem momentanen Gewinn eines Hauptartikels, immer eine Krise benötigt, um sich umzustellen, und daß somit alle diese zyklischen Krisen seiner vielfältigen Gesamtentwicklung eigentlich eher förderlich als schädlich gewesen sind. Die letzte große Umstellung, zu der Brasilien genötigt gewesen 84
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Brasilien Ein Land der Zukunft
Titel
Brasilien
Untertitel
Ein Land der Zukunft
Autor
Stefan Zweig
Datum
1941
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
200
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 5
  2. Geschichte 14
  3. Wirtschaft 57
  4. Blick auf die brasilianische Kultur 94
  5. Rio de Janeiro 117
  6. Einfahrt 121
  7. Das alte Rio 124
  8. Spazieren durch die Stadt 128
  9. Die kleinen Straßen 135
  10. Kunst der Kontraste 138
  11. Ein paar Dinge, die morgen vielleicht schon entschwunden sind 140
  12. Gärten, Berge und Inseln 144
  13. Sommer in Rio 148
  14. Blick auf São Paulo 152
  15. Besuch beim Kaffee 160
  16. Besuch hei den versunkenen Goldstädten 167
  17. Flug über den Norden 180
    1. Bahia: Treue zur Tradition 180
    2. Bahia: Kirchen und Feste 184
    3. Besuch bei Zucker, Tabak und Kakao 190
    4. Recife 193
    5. Flug zum Amazonas 194
  18. Daten zur Geschichte Brasiliens 197
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