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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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47Medium Dem Betrachter von Leonardo da Vincis Mona Lisa erscheint heute dasselbe Bildobjekt wie einem Betrachter vor 200 Jahren. Das Gleiche gilt für Bücher: Dasselbe Buch kann zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten in verschiedenen Ausgaben gelesen werden. Daher schlägt Wiesing vor, Geltung als artifizielle Selbigkeit zu präzisieren (vgl. Wiesing 2005b: 157). Hierdurch werde die charakteristische Erscheinungsweise von Medienprodukten beschrieben, die Medien ermöglichen. Infolgedessen können Medien indirekt definiert werden, als »die Werkzeuge, welche die Trennung von Genesis und Geltung ermöglichen« (Wiesing 2005b: 154). Der prinzipielle Unterschied zwischen dem, was einem intentionalen Bewusstsein durch Medien erscheint, und dem, was ihm in der normalen Wahrnehmung erscheint, besteht in der Geltung. Durch Medien entsteht artifizielle Selbigkeit, wobei Medienprodukte stets auch eine materielle Seite haben, die der Genesis unterworfen ist. Insofern meint Trennung nicht die vollständige Abtrennung von der Sphäre des Physischen oder Materiellen, sondern dass Medien- produkte einerseits zwar in der Welt der Dinge existieren, aber andererseits etwas zur Erscheinung bringen, was den Gesetzen der Physik nicht unterliegt (vgl. Wiesing 2005b: 157).44 Daran kann man Wiesing zufolge erkennen, was mit Begriffen wie Speichermedien und Verbreitungsmedien gemeint ist: Speichermedien speichern Geltung und Übertragungsmedien übertragen Geltung. Dies unterscheidet einen Kühlschrank kategorial von einem Buch und einem Bild. Während Kühlschränke den Alterungsprozess dessen, was in ihnen gelagert wird, nur verlangsamen, ent- rücken Medien das, was in und mit ihnen zur Erscheinung kommt, der Zeit (vgl. Wiesing 2005b: 158f.). Die Frage, wie diese Trennung von Genesis und Geltung genau vonstatten geht, scheint Wiesing allerdings »unbeantwortbar« (Wiesing 2005b: 157), weshalb sich der Eindruck aufdrängt, dass die phänomenologische zeichnete, unregelmäßige und ungenaue Figur dort im Sand zu sprechen, vielmehr meine ich damit die ideale Form der Diagonalen und des Quadrats; ich eliminiere alles Empirische, nehme der Argumentation jede Stofflichkeit. Indem ich das tue, mache ich Wis senschaft möglich, sowohl was die Strenge als auch was die Wahr- heit angeht, aber auch was das Universale betrifft, das Universelle an sich. Indem ich das tue, beseitige ich alles, was die Form verdeckt: die Kakographie, den Lärm und das Rauschen, und ich ermögliche eine Wissenschaft im Universellen für uns. Die mathematische Form ist zugleich eine Universalie an sich und eine Universalie für uns. Daraus ergibt sich, daß die erste Anstrengung, die Kommunikation inner- halb eines Dialogs gelingen zu lassen, und die Anstrengung, eine Form unabhängig von ihren empirischen Realisierungen zu machen, isomorph sind. Die empirischen Realisierungen sind die Dritten der Form, ihre Störungen und ihr Rauschen« (Serres 1991: 53f.). Das Empirische kann mit Genesis gleichgesetzt werden, wohingegen das Universelle den Aspekt der Geltung betrifft. 44 | Daher zieht Wiesing explizit die Möglichkeit in Betracht, dass Medien nicht nur hinsichtlich der in ihnen realisierten Geltung untersucht werden können (vgl. Wiesing 2005b: 160). Er führt dies jedoch nicht näher aus.
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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