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Digitale
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richtenübermittlung proklamieren Medienarchäologen, dass Bedeutung für die
Betrachtung von Medien irrelevant ist:63
»Technische Medien (Computer) vermögen die menschliche Sinnesverarbeitung
selbst zu simulieren; damit hören Medien auf, nur eine Erweiterung oder ein Gegen-
über des Menschen zu sein. Dabei frappiert die Indifferenz technischer Medien,
die ebenso diskursive wie nondiskursive, physikalische wie kulturelle Signale buch-
stäblich gleich-gültig verarbeiten.« (Ernst 2008b: 163)
Der Computer, den Ernst, ähnlich wie es bereits Kittler getan hat, als prototypisches
Modell technischer Medien erachtet, ist dem Sinn von Kommunikaten gegenüber
indifferent. Auch wenn dies auf der technischen Ebene bis zu einem gewissen Grad
stimmen mag, läuft diese Bestimmung von Medien, die vom Sinn völlig absieht,
der Vorstellung von Medien als Kommunikationsmitteln zuwider. Die medien-
technischen Grundoperationen der Speicherung, Übertragung und Verarbeitung
sind nicht hinreichend, um die Medialität von Verständigungen zu thematisieren,
welche die Basis von Sozialität und Kultur darstellen (vgl. Mersch 2006b: 205f.). Die
technisch-mathematische Modellierung von Medien kann, wie Mersch einwendet,
infolgedessen keine befriedigende Antwort auf die Frage nach der dem mensch-
lichen Denken eigentümlichen Als-Struktur geben:
»Zwar ist Sprache technisch und die Technik sprachlich geworden, doch handelt
es sich dabei nirgends um das Symbolische, sondern ausschließlich um formale
Sprachen im Sinne endlicher Ziffernfolgen und Prozessregeln, die aus Grundstel-
lungen andere Stellungen errechnen. Algorithmus und Bedeutung, Regel und Sinn,
Rechnung und Sprache sprechen Unterschiedliches an. ›Turingmaschinen‹ wie auch
formale Sprachen funktionieren nach anderen Prinzipien als Denken, Sprechen,
Deuten, Reden; sie bilden nicht einmal deren Rahmen. Medientechniken bleiben
deshalb immer unterhalb der menschlichen Kommunikation; ihr ist durch mathema-
tische Syntaktik nicht beizukommen, so wenig wie dem Unterschied zwischen Infor-
mation und Wissen.« (Mersch 2006b: 206f.)
An Merschs Einwand wird deutlich, dass technische Medientheorien, die ausgehend
von der Bestimmung von Medien als Kommunikationsmitteln die materiell-tech-
nisch Dimension als deren grundlegendes Charakteristikum auszeichnen, nicht zu
63 | In Die mathematische Theorie der Kommunikation schreibt Shannon: »Oft haben
die Nachrichten Bedeutung, das heißt, sie beziehen sich auf gewisse physikalische
oder begriffliche Größen oder sie befinden sich nach irgendeinem System mit diesen
in Wechselwirkung. Diese semantischen Aspekte der Kommunikation stehen nicht
im Zusammenhang mit den technischen Problemen. Der technisch bedeutungsvolle
Aspekt ist, daß die tatsächliche Nachricht aus einem Vorrat von möglichen Nach-
richten ausgewählt worden ist« (Shannon 1976 [1948]: 41)
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242