Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Page - 56 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 56 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Image of the Page - 56 -

Image of the Page - 56 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text of the Page - 56 -

Digitale Datenbanken56 richtenübermittlung proklamieren Medienarchäologen, dass Bedeutung für die Betrachtung von Medien irrelevant ist:63 »Technische Medien (Computer) vermögen die menschliche Sinnesverarbeitung selbst zu simulieren; damit hören Medien auf, nur eine Erweiterung oder ein Gegen- über des Menschen zu sein. Dabei frappiert die Indifferenz technischer Medien, die ebenso diskursive wie nondiskursive, physikalische wie kulturelle Signale buch- stäblich gleich-gültig verarbeiten.« (Ernst 2008b: 163) Der Computer, den Ernst, ähnlich wie es bereits Kittler getan hat, als prototypisches Modell technischer Medien erachtet, ist dem Sinn von Kommunikaten gegenüber indifferent. Auch wenn dies auf der technischen Ebene bis zu einem gewissen Grad stimmen mag, läuft diese Bestimmung von Medien, die vom Sinn völlig absieht, der Vorstellung von Medien als Kommunikationsmitteln zuwider. Die medien- technischen Grundoperationen der Speicherung, Übertragung und Verarbeitung sind nicht hinreichend, um die Medialität von Verständigungen zu thematisieren, welche die Basis von Sozialität und Kultur darstellen (vgl. Mersch 2006b: 205f.). Die technisch-mathematische Modellierung von Medien kann, wie Mersch einwendet, infolgedessen keine befriedigende Antwort auf die Frage nach der dem mensch- lichen Denken eigentümlichen Als-Struktur geben: »Zwar ist Sprache technisch und die Technik sprachlich geworden, doch handelt es sich dabei nirgends um das Symbolische, sondern ausschließlich um formale Sprachen im Sinne endlicher Ziffernfolgen und Prozessregeln, die aus Grundstel- lungen andere Stellungen errechnen. Algorithmus und Bedeutung, Regel und Sinn, Rechnung und Sprache sprechen Unterschiedliches an. ›Turingmaschinen‹ wie auch formale Sprachen funktionieren nach anderen Prinzipien als Denken, Sprechen, Deuten, Reden; sie bilden nicht einmal deren Rahmen. Medientechniken bleiben deshalb immer unterhalb der menschlichen Kommunikation; ihr ist durch mathema- tische Syntaktik nicht beizukommen, so wenig wie dem Unterschied zwischen Infor- mation und Wissen.« (Mersch 2006b: 206f.) An Merschs Einwand wird deutlich, dass technische Medientheorien, die ausgehend von der Bestimmung von Medien als Kommunikationsmitteln die materiell-tech- nisch Dimension als deren grundlegendes Charakteristikum auszeichnen, nicht zu 63 | In Die mathematische Theorie der Kommunikation schreibt Shannon: »Oft haben die Nachrichten Bedeutung, das heißt, sie beziehen sich auf gewisse physikalische oder begriffliche Größen oder sie befinden sich nach irgendeinem System mit diesen in Wechselwirkung. Diese semantischen Aspekte der Kommunikation stehen nicht im Zusammenhang mit den technischen Problemen. Der technisch bedeutungsvolle Aspekt ist, daß die tatsächliche Nachricht aus einem Vorrat von möglichen Nach- richten ausgewählt worden ist« (Shannon 1976 [1948]: 41)
back to the  book Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken