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Banken, Basen, Reservoirs 187
wie Luhmann selbst unterstrichen hat, keinesfalls generalisieren. Es handelt sich
vielmehr um ein Beispiel dafür, wie ein Zettelkasten angelegt sein kann, »damit er
entsprechende kommunikative Kompetenz erwirbt« (Luhmann 1981: 223). Dem-
zufolge lassen sich aus der Beschreibung des Zettelkastens keine generellen Aus-
sagen über eine technische Funktionslogik von Datenbanken ableiten.
Daten unD inForMation: begriFFsKlärung
In den bisherigen Kapiteln blieb der Begriff Information im philosophisch-
terminologischen Sinne unthematisch.60 Anstatt diesen zu definieren, wurde in
einer dem Wunsch nach terminologischer Präzision entgegenlaufenden Bewegung
gezeigt, dass sich mit dem Aufkommen der sogenannten Informationstech-
nologien und der Entwicklung von digitalen Datenbanken die Bedeutungen des
Informationsbegriffs vervielfachten. Informationen sind nicht nur das, was durch
eine mediale Konfiguration vermittelt wird, sondern auf einer konzeptuellen Ebene
auch ihr Effekt. Was Informationen sind erschließt sich dem medienanalytischen
Blick bei der Betrachtung partikularer informationeller Praktiken, wie zum Bei-
spiel bei der Analyse von konkreten Informationssystemen.61 Eine solche Per-
spektive rückt die Pluralität und Heterogenität all dessen in den Vordergrund, was
gleichermaßen als Information bezeichnet wird. Zugleich wurde das Verhältnis
von Daten zu Information bislang nicht diskutiert und beide Begriffe weitgehend
undifferenziert gebraucht.
In Anbetracht dessen wird die medienphilosophische Reflexion über den
Informationsbegriff nicht obsolet, sondern geradezu vordringlich. Es bedarf eines
Vokabulars, um die Differenzen zwischen den unterschiedlichen in Informations-
systemen operativ werdenden Formen von Information zu fassen und die
Begriffe Daten und Information zueinander ins Verhältnis zu setzen. Wertvolle
Anknüpfungspunkte finden sich in der vom italienischen Philosophen Luciano
60 | In seiner Diskussion der husserlschen Phänomenologie hat Eugen Fink 1957
die Unterscheidung zwischen thematischen und operativen Begriffen eingeführt.
Während thematische Begriffe Gegenstand des Denkens sind und reflektiert wer-
den, sind die unthematisch bleibenden operativen Begriffe die blinden Flecken einer
Philosophie. Es sind diejenigen Begriffe, die die philosophische Reflexion ermög-
lichen, ohne selbst Gegenstand einer solchen Reflexion zu werden (vgl. Fink 1957:
324f.). Folgt man dieser Unterscheidung Finks, dann wurden die Begriffe Daten und
Information bisher operativ gebraucht.
61 | Datenbanken im engen Sinn von Informationen, die mit DBMS verwaltetet
werden, und im weiten Sinn von digitalen Informationssammlungen sind nur Aspekte
hiervon. Der algorithmischen Generierung von Informationen in Simulationen sind
beispielsweise andere Konzepte von Daten und Information inhärent.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242