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Datenbank 145
beliebige Wort kann jederzeit alles, was ihm auf die eine oder andere Weise
assoziierbar ist, anklingen lassen« (Saussure 1931: 151). Demgegenüber beruhen
Computerdatenbanken auf einer Strukturierung von Datensätzen, die ermöglicht,
aber auch bedingt, wie die Elemente der Datenbank zueinander in Beziehung
gesetzt werden können. In der Soft Cinema Datenbank werden die Filmsequenzen
beispielsweise durch 10 verschiedene Kategorien beschrieben, wie z.B. die Ein-
stellungsgröße, die dominante Bewegungsrichtung, der Ort, der Typ und das Thema
der Filmsequenz (Manovich/Kratky 2005: 17). Nur im Rahmen dieser vorgegebenen
Struktur können Elemente zur Datenbank hinzugefügt, in dieser gruppiert und aus
dieser abgefragt werden. Die Offenheit der Datenbank ist nicht unbedingt, sie ist
abhängig von der zugrunde gelegten Datenstruktur. Wie Informationen in der Tiefe
des Computers gespeichert sind, hat einen Einfluss darauf, ob und auf welche Weise
sie an der Oberfläche als Datenbank gebraucht und gehandhabt werden können.
Dennoch scheint die strukturierte Speicherung von Informationen in Daten-
banken nahezu grenzenlose Möglichkeiten zu eröffnen, diese Informationen zu
gebrauchen. Nach Ansicht von Paul besteht ein Spannungsverhältnis zwischen der
»structure of databases« einerseits und den »seemingly infinite possibilities for re-
producing and reconfiguring the information contained within these structures«
(Paul 2007: 97) andererseits. Auch dies wird von Manovich nicht beleuchtet, was sich
nicht zuletzt vor dem Hintergrund der These, dass die Datenbank die universelle
Tiefenstruktur digitaler Medien sei, als problematisch erweist. Denn in der Tiefe des
Computers sind nicht alle digitalen Medienobjekte gleichermaßen Datenbanken.
So ist auf der Soft Cinema-DVD weder eine Datenbank mit Filmsequenzen noch
eine Software zur Erstellung von Filmen enthalten, sondern Filme im DVD-Video
Format. Die in verschiedenen musealen Installationen des Projekts vorgeführte
Möglichkeit, dass Filme mithilfe von Software automatisch aus einer Datenbank
generiert werden, wird auf der veröffentlichten DVD nur simuliert. Von jedem der
drei Filme finden sich auf der DVD zwei bzw. drei Versionen, die zufällig wiederge-
geben werden. Infolgedessen kann die veröffentlichte DVD des Projekts allenfalls
als Datenbank fertiger Filmversionen verstanden werden, und nicht als Datenbank
für mögliche Filme.50
gegen Die DatenbanK als prinZip: MiKrologiKen Der
Digitalen Datenhaltung
Manovich charakterisiert die Datenbank als Genre oder symbolische Form der
digitalen Medienkultur. Um diese These zu begründen, versucht er eine Logik der
Datenbank zu identifizieren. Die Beschreibungen der Datenbank als dominanter
50 | Darüber hinaus ist fraglich, ob tatsächlich jedes digitale Medienobjekt auf einer
Datenbank beruht. Das durch Dateiformate stabilisierte Verhältnis von Oberfläche
und Tiefe steht dieser Behauptung entgegen; siehe hierzu S. 96ff.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242