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Digitale
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Verwaltung digitaler Informationen und andererseits als allgemeiner Sammlungs-
begriff, der sogar über den Bereich digitaler Medientechnologien hinausreicht. Dies
zeigt sich beispielweise in der 1996 gemeinsam vom Europäischen Parlament und
dem Rat der Europäischen Union erlassenen Urheberrechtsrichtlinie, in der Daten-
banken wie folgt definiert sind:
»Unter dem Begriff ›Datenbank‹ sollten Sammlungen von literarischen, künst-
lerischen, musikalischen oder anderen Werken sowie von anderem Material wie
Texten, Tönen, Bildern, Zahlen, Fakten und Daten verstanden werden. Es muß sich
um Sammlungen von Werken, Daten oder anderen unabhängigen Elementen han-
deln, die systematisch oder methodisch angeordnet und einzeln zugänglich sind.«
(Europäisches Parlament/Rat der Europäischen Union 1996)
Laut dieser Definition werden Datenbanken als Sammlungen unabhängiger Ele-
mente verstanden, die eine systematische Ordnung aufweisen. Die Richtlinie gibt
jedoch keinen Aufschluss darüber, worin genau die angesprochene systematische
oder methodische Ordnung besteht, die als Voraussetzung für den urheber-
rechtlichen Schutz von Datenbanken gelten soll.20 Nicht zuletzt deshalb hat sich
dieser Definitionsvorschlag in rechtlicher Hinsicht als problematisch erwiesen
(vgl. Kommission der Europäischen Union 2005). Für die medien- und kultur wis-
senschaftliche Auseinandersetzung ist diese Bestimmung des Datenbankbegriffs
dennoch interessant, da sie in die Richtung eines allgemeinen Sammlungsbe griffs
weist, der selbst unterbestimmt ist. Hieran zeigt sich einerseits, dass jenseits der
Informatik ein relativ weites und unspezifisches Verständnis von Datenbanken vor-
herrscht, welches nicht an DBMS gekoppelt ist. Werden Datenbanken andererseits
nicht in Rekurs auf bestimmte Datenverwaltungstechnologien definiert, dann wird
die begriffliche Unterscheidung zwischen Sammlungen und Datenbanken brüchig
und die Datenbank wird zur Metapher für Sammlungen jeder Art.21 Dies ist unter
anderem der Suggestivkraft des Begriffs geschuldet, die nicht nur seine rasche
Popularisierung in den 1960er Jahren ermöglichte, sondern auch heute noch die
beliebte, bisweilen beliebige Rede von Datenbanken motiviert.
Eine Ursache hierfür ist nicht zuletzt die mehrdeutige und partiell wider-
sprüchliche Metaphorizität der Worte data base und data bank.22 Beide Formen
20 | Die Frage, wie man Unterschiede zwischen Sammlungen bewerten kann, ist
schwierig zu beantworten. Ab wann macht es Sinn, von verschiedenen Sammlungen
zu sprechen, und wann handelt es sich um dieselbe Sammlung?
21 | Beispielhaft zeigt sich dies in einem im Oxford English Dictionary aufgeführten
Zitat zum Lemma database, welches dem Jahresbericht des Ashmolean Museums
1985 entnommen ist: »A museum and its records are one vast database« (zitiert
nach Simpson/Weiner 2012).
22 | Die im Deutschen geläufige Bezeichnung Datenbank leitet sich vom Englischen
data bank ab.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242