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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken336 zu bewahren;11 zweitens soll man davon absehen, die Unterschiede zwischen ver- schiedenen Formen von Informationen durch Standardisierung zu nivellieren. Vielmehr ist zu erkunden, wie die Heterogenität von Informationsbeständen für die Nutzer erfahrbar gemacht werden kann (vgl. Bowker 2005: 183f.). Bedenkenswert sind diese Vorschläge nicht nur für Wissenschaftsarchive im Besonderen, sondern auch für digitale Archive im Allgemeinen. Wie in Bezug auf Websuchmaschinen diskutiert wurde, stellt das Öffnen der Black Box Datenbank jedoch nicht immer eine brauchbare Lösung dar. Durch die Offenlegung der genauen Funktionsweise von Suchmaschinen wäre zwar Transparenz gewonnen, jedoch um den Preis von deren Funktionalität. Gefunden würde dann in erster Linie und vielleicht sogar nur das, was entsprechend der Rankingprinzipien der Suchmaschinenalgorithmen am effektivsten optimiert wurde. Über Bowkers Vorschläge hinaus gilt es daher, weitere Ansätze und Praktiken zu erkunden, die es erlauben, die Datenbank als Zentrum des Diskurses zu dezentrieren. erinnern unD vergessen: Digitale archive Das komplexe Wechselspiel zwischen der Realität und dem Imaginärem digitaler Datenbanken zeigt sich auch im Kontext digitaler Archivierungspraktiken sowie in den Debatten über das digitale Gedächtnis. Auf der einen Seite scheint sich durch die Verfügbarkeit immer leistungsfähigerer Computer und Speicher der Wunsch nach einem perfekten Gedächtnis- und Archivierungsmedium erfüllen zu können, den Paul Otlet bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gehegt hat: »[A]ll the writings ought to be reduced by a form of disintegration and readjustment into the form of files each conceived as chapters and paragraphs of a single universal book« (Union of International Associations 1990 [1914]: 119). Verfolgten Otlet und sein Mitstreiter Henri La Fontaine mit dem 1895 gegründeten Office International de Bibliographie sowie dem Institut International de Bibliographie noch die Vision eines univer- sellen Buchs, lassen es Datenbanktechnologien heute möglich erscheinen, nichts mehr vergessen zu müssen (vgl. Christolova 2012).12 So arbeitet Gordon Bell seit den 1990er Jahren an einem System, das Menschen die vollständige Archivierung ihrer selbst erlaubt. Das Projekt MyLifeBits ist dabei zugleich ein Selbstversuch Bells, die eigene Vergangenheit mithilfe digitaler Datenbanken möglichst umfassend zu dokumentieren (Bell/Gemmell 2009; Gemmell et al. 2006; Gemmell et al. 2002). Ein ähnliches Ziel verfolgt auch Facebook mit der 2011 eingeführten Profilansicht 11 | Bowker unterstreicht explizit, dass es nicht das Ziel sein sollte, den gesamten Kontext partikularer Datenbanken zu bewahren, denn, so schreibt er, »a perfect archival system is a chimera« (Bowker 2005: 183). 12 | Aus den gemeinsamen Anstrengungen von Otlet und La Fontaine ging das Mundaneum hervor, in dem Christolova einen Vorläufer von Datenbanken und des Internet erblickt (vgl. 2012: 35f.).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Titel
Digitale Datenbanken
Untertitel
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Autor
Marcus Burkhardt
Verlag
transcript Verlag
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
392
Kategorie
Informatik

Inhaltsverzeichnis

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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