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det das Recht zwischen personenbezogen und anonym. In der Praxis ist diese Unter-
scheidung allerdings nicht mehr einfach zu treffen. Wie lässt sich also überhaupt
feststellen, ob eine verlässliche Anonymisierung vorliegt?
Ausblick
Der hinreichende Schutz der Privatheit, der informationellen Selbstbestimmung und
das Vertrauen in die Gewährung des Datenschutzes sind zentral für die Akzeptanz
von digitalen Unterstützungssystemen. Dies gilt auf der operativen, einzelbetrieb-
lichen Ebene genauso wie auf der gesellschaftlichen Ebene einer digitalen Transfor-
mation der Arbeitswelt.
Recht, Technik und Arbeitsorganisation sowie die Mitarbeiterkompetenz in Bezug auf
Privatheit und Selbstbestimmung müssen daher gemeinsam und ganzheitlich betrach-
tet werden, etwa um Standards für anonymisierte, pseudonymisierte Daten und zum
Umgang mit Einwilligungen zur Datenverarbeitung in der Praxis zu erarbeiten.
Für Unternehmen wie für Mitarbeiter ist zudem Rechtssicherheit zu schaffen: Wo
sind die Grenzen und wo die Leitplanken bezüglich des Einsatzes digitaler Technolo-
gien in der Arbeitswelt? Gerade bei den neuen, sich in der Digitalisierung herausbil-
denden Formen der Zusammenarbeit, wie etwa dem Crowd Working, sind diese
Fragen noch unbeantwortet. Daraus ergibt sich die weiterführende Frage, welche
Orientierungshilfen dem Einzelnen gegeben werden können. Um ein Bewusstsein
über existierende und verbleibende Risiken herzustellen, sind die IT-Kompetenzen
hinsichtlich Datenschutz und digitaler Souveränität daher auszubauen. In diesem
Zusammenhang ist auch die betriebliche Mitbestimmung zu stärken, etwa durch
neue intelligente IT-Unterstützung für Betriebsräte. Privatheit ist dabei auch als eine
Grundbedingung zur freien, unbeeinflussten Meinungsäußerung zu sehen.
Ein im betrieblichen Umfeld geschaffenes Bewusstsein hinsichtlich informationeller
Selbstbestimmung kann darüber hinaus auch eine Multiplikator-Funktion einneh-
men: Ein verantwortungsvoller Umgang mit personenbezogenen Daten ist in allen
Lebensbereichen wichtig, erfordert jedoch in vielen Fällen erst eine Sensibilisierung
und einen Ausbau der Wissensgrundlage.
Die Intransparenz von Datenerhebung und -verarbeitung sowie der potenziellen Bil-
dung von Mitarbeiterprofilen ist letztendlich ein Problem, das intern bei Belegschaft
und Arbeitgebern das Vertrauensverhältnis schwächen und die Reputation nach
außen leiden lassen kann. Durch Intransparenz wird die Chance vergeben, verant-
wortungsvolles Verhalten zu demonstrieren. Nur wenn die Privatheit Gewicht hat,
kann gegenseitiges Vertrauen als Grundlage guter digitaler Arbeit entstehen. Dies ist
ein Qualitätsmerkmal, das auch Vorteile bei der Anwerbung von neuen Mitarbeitern
bringt und langfristig die Zufriedenheit aller Beschäftigten sicherstellen kann.
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Titel
- Digitale Souveränität
- Untertitel
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Ort
- Wiesbaden
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 196
- Schlagwörter
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Kategorie
- Medien