Page - 88 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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88 dezember 1894
am Land – ohne ein Wort zu sagen sagst Du mir gut – gehe – ich
frage Dich »bist Du mir böse« Du sagst kaltblütig nein – darauf
hini schreibe ich Dir – – es wäre immer noch Zeit gewesen sofort
10 zu mir zu kommen und zu sagen – Dilly ich verbiete Dir dahin zu
geh’n – dass hättest Du auch gethan wenn Deine Liebe zu mir echt
undwahrgewesen.–
Nun bin ich beruhigt denn ich habe das unmöglichste aufgeboten
Deine Eifersucht zu erwecken – aber ein Mann der eine Frau nicht
15 liebt– ist ebennichteifersüchtig!i
HeutekannundwillichesDirsagen,daßichniedarangedachthabe,
zurMarbergzugeh’n–undichdiesetdFuestedortnuralsMittelfür
meinen Zweck ersann um Dich doch mal aus Deiner Ruhe zu brin-
gen – nichts hat da geholfen – Du bist gewiss ein zu großer Herr
20 eifersüchtig zu sein. Um 6 ½ Uhr kam Charles zu mir, der mich
in dieser Verfassung antraf. Er lud mich für das Volkstheater ein –
ich sagte ihm – nein – ich erwarte jeden Augenblick den Arthur
– ja – da konnte ich lange warten – der war es war ihm nicht der
Mühe werth sich nur einen Augenblick aufzuregen – von ihm aus
25 konnte ich ruhig die Nacht um 5 Uhr heimkommen – und da soll
ich glauben dass Du mich liebst? Nein! –i Die Sache hat mir voll-
aufGewissheitverschafft!–DassGeschenkmeinKindbeweistmir
Deine Liebe nicht – – nein – Bahr hat recht – er sagte mir – stelle
ihn auf die Probe – wenn er Dich wirklich liebt wird er Dich nicht
30 fortgeh’n lassen hat er Dich nicht lieb – dann thut er nichts derglei-
chen!.
Nun–ichkannDirsagenArthurichdanckemeinenHerrGott,dass
ichnunweissworanichbin.Um8UhrfuhrichinsVolkstheaterund
gingzuWeißindieLogedermitElboggendasaß.IchwärezuHause
35 irrsinnig geworden. Vor Elbogen wollte ich nicht mit Carl darüber
sprechen – als die Vorstellung aus wari ko bat ich ihn mich in ein
Gasthaus zu führen – Dort habe ich ihm den ganzen Sachverhalt
erzählt – und der Mann gab mir noch Unrecht, vertheidigte Dich
und sagte mir »Dilly« wie konntest Du so einen Unsinn machen! –
40 Alsoauch dakeineStütze.–
Na – ich sage Dir Arthur – diese Sache kostet mich dass Leben
– denn ich ubinu so grenzenloss unglücklich, so ein schauderhafter
EckelerfaßtmichwennichmirdenckesolcheKomödienaufführen
zu müssen um mich zu überzeugen dass Du mich liebst – nein – es
45 ist schrecklich – schrecklich –i scheußlich! – Ich zittere am ganzen
Körper!! –
IchverwünschedenBahr–dermichdasogehetzthat–dieseswüste
Scheusal– ichhättemirgroßenKummererspartwennichdemsau-
berenHerrnnichtgefolgthätte!–Na–dieseSachehatdochEtwas
50 Gutes mit sich gebracht – ich bin denn doch im Klaren! Sei’n wir
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
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- 1915 497
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- 1917 507
- 1918 510
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- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916