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dezember 1894 89
FreundeArthurwillstDu–siehEngel–es ist jagewißnichtDeine
Schuld wenn Du mich nicht lieben kannst – – sei mir dann wenigs-
tens ein Freund – ich bitte Dich darum! Ich bin jeder Stunde bereit
meinLebenfürDichzulassen–dennnichtsnichts liebeichsoigren-
55 zenloswieDich! –
Verzeih Engel wenn ich so frei bin Dir Deinen Brief zurückzusen-
den – ich habe genug durchgemacht – verbrenne diesen garstigen
Brief – so grobe Worte will ich von Dir nicht aufbewahren – alles
was mit Dir in Erinnerung zusammenhängt soll ja in Zukunft mein
60 RatundmeineStütze fürsLebensein–lassmirdaswenigstens. Ich
habe nie glauben können dass ich mit Dir so bitter bitter unglück-
lich werden sollte – einen Mann souzuu lieben – ist nicht gut–! Ich
könnte verzweifeln! – Arthur – ich habe heut – nachdem was ich
da gestern in dem Theater bei uns geseh’n – meine sofortige Ent-
65 lassung verlangt – in längstens 14 Tagen dürfte ich am Burgtheater
sein – der Direktor uBurckhardtuhat jemandi gefunden der sofort
die 8000 Gulden für mich zahlt – verzeih – aber ich muß Dir das
sagen – jetzt da wir Freunde sind nimmst Du auch Antheil an mir
– gelt – Du süßer einziger Junge? – Thuri – Thuri – wie war ich
70 dumm und blöd – hätte ich nur Nicht geforscht – ich hätte Nichts
erfahren und lebte noch heut in dem Wahn, Du liebst mich und ich
wär’ selig was habe ichheute?–
Ach, Kind – könnte ich mich doch sterben lassen.. Bitte komme
MontagAbendzu mir – ichmuss doch nochmitDir sprechen.–
75 Deine Dilly,dieDichanbetet.
210.SchnitzleranSandrock, [16.12.1894],Auszug
Lehre aus dem allem: Keine Komödie spielen, besonders keine so
dumme. Wärst Du nie in deinem Leben bei derMarberg gewe-
sen, so hättest du ja vielleicht eine Spur von Recht zu dem was
du mir sagst – warum aber soll mir dein Besuch bei ihr unwahr-
5 scheinlichvorkommen,dadui jaschondortwarst–u(uohneAbsicht
eine Komödie zu spielen!u)u– dass ich nie etwas verbiete, konntest
du längst wissen – das hat mit der Liebe gar nichts zu thun – im
Momentwomanwas verbietenmuss–sollmanes liebererlauben.
Was ich mir dachte, wie du mir zuerst schriebst (nachdem wir ein
10 Rendezvous für ½ 8 veriabredet!) dass du aufs Land fährst und 10
zurückkommst – dann telephonirtest: bin bei der M – und gar erst
wie ich erfuhr, dass du gemütlich, dich sehr gut unterhaltend im
Theater gewesen – was ich mir dabei dachte, kannst du ja ungefähr
ausdemTonmeineserstenBriefsvoni heutMittagersehn.
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
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- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
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- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916