Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Page - 111 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 111 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

Image of the Page - 111 -

Image of the Page - 111 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

Text of the Page - 111 -

oktober 1895 111 Keine denkt je daran, etwas für sich vom Leben anzusprechen, das ihr allein und nur ihr und nicht der ganzen Kategorie zukommen würde. Diese Mizzis und Christins fühlen sich nie als die Mizzi 70 oder die Christin, sondern nur so im ganzen als arme Mädchen, geradewiejenejungenLeute,HerrFritzLobheimerundHerrTheo- dor Kaiser, sich nie als der Fritz oder der Theodor, sondern immer nur als Studenten, Praktikanten oder Lebemänner fühlen. Und so fragen sie nicht, was kommen wird, geben sich der süßen Stunde 75 innig hin und werden jene lieben, so bequemen, niemals raunzen- den Geschöpfe, die, wie der Theodor sagt, »zum Erholen da sind«, immer lachen, auch wenn man gar keinen Witz macht, und nie sich kränken, zu denen man »du Patsch« sagen darf und mit denen man nichtvonder »Ewigkeit« sprechenmuss. 80 Unter das leichtsinnige Personal dieses recht österreichischen Krei- ses lässtSchnitzlerplötzlichdasernsteSchicksal tretenunddazeigt es sich denn, dass ihre beinahe türkische Ergebenheit und Demuth ihnen gar nichts nützt und, wenn sich die Menschen auch noch so klein und bescheiden machen, das Leben doch groß und furchtbar 85 bleibt. Der Fritz, der daneben auch mit einer Frau eine »Bandelei« hat, wird von dem Gatten im Duell erschossen und nun thut sich die ganze Verlogenheit dieser so gemüthlichen Existenzen auf: die Liebelei endet, als ob sie eine Leidenschaft wäre, und das Mädchen, die Christin, muss erfahren, wie wenig sie ihm gewesen; indem er 90 aneinerLügestirbt,wirdsie inne,dasssievoneinerLügegelebthat. Sie war doch gar nichts für sich, sondern nur für ihn da: selber gar kein Wesen, sondern nur seine Geliebte, nichts als seine Geliebte; und nun wird es offenbar, dass sie auch das nicht war, nicht einmal das. Sie hat nur von einer Beziehung gelebt und auch diese bildete 95 sie sich nur ein. Und so ist ihr ganzes Leben dahin! »Er ist für eine anderegestorben!füreineFrau,dieergeliebthat–ihrMannhatihn umgebracht! Und ich – was bin ich denn? Was war denn ich? Was bin denn ich ihm gewesen?« Diese Klage hat einen so innigen und echten Ton, dass man merkt, sie kommt dem Autor vom Herzen; 100 das sehr wienerische Elend, an dem Leben so daneben vorbeizule- ben,hater, das vernimmtman,wohl ansichselbstgespürt. Das Stück sagt also: »Seid selber etwas! Seid so viel, dass, wenn man euch auch das Amt, die Liebe, alle Beziehungen nimmt, in euch selber immer noch genug bleibt! Lebt, statt euch bloß leben 105 zulassen!«Daswirdvonihmsehrwahrundgerecht,auchmiteiner freilichmehrfeuilletonistischenalsdramatischenAnmuthundnicht ohne einen gewissen Geist gelehrt. Die Führung der Scenen ist oft geschickt,glücklichesDetailergötzt,hübscheWortefehlennicht,es isteinesaubere,anständigeundbraveArbeit,undsowäremannicht 110 abgeneigt, von Schnitzler zu sagen, was Laube einmal über Bauern-
back to the  book Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Title
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Subtitle
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Editor
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Size
14.6 x 23.4 cm
Pages
1010
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr