Page - 129 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Image of the Page - 129 -
Text of the Page - 129 -
november 1896 129
306.SchnitzleranMarieReinhard,7.11.1896
7/1196
SamstagNachmittag
Meine geliebte Mizi, ich hab Dir natürlich gestern Abend geschrie-
ben, wie alle Tage, dass dieser Brief aber nicht an Dich abgeschickt
5 worden ist, das liegt daran – doch Du wirst es im Verlaufe der nun
folgenden Chronik sehen, welche anhebt, nachdem ich Dich hun-
derttausend Mal geküsst habe. Noch eines vorher: Du bist nicht
ganz zufrieden mit meinen Briefen - ich bin es auch mit Deinen
nichtaberwirhabenbeideUnrecht,iMizi.Solltenwirklicheinpaar
10 geschriebene Worte u seien sie noch so superlativisch, für einen
Ersatz der Nähe und der gefühlten Zärtlichkeit thageulten können?
DasMisverhältniswirdallzudeutlich–jeheißermansichsehnt,um
sodeutlicher.Darf ichhoffen,dassDualsoausdenselbenGründen
unzufriedenbist wie ich?–
15 Also die Chronik. GesternFischer,ErichSchmidt (nicht getrof-
fen); Mittagi gespeist mitKerr,Hirschfeld, Jarno– Nachmittg
bei Entsch und Frau, dort Nathanson (Übersetzer des verun-
glücktenAmoriggiamenti). Abends, da ich zu meinem Stück das
zum 3. Mal war, keine Lust hatte, ins Thaliatheater, wo ich 2 Akte
20 GebildeteMenschenmitmachte
BeiWedel (schlechtes Wiener Rest.) allein genachtm; ins Linden-
café ein paar Zeitungen gelesen –i nach Hause – ausgekleidet –
plötzlich fehlt meine Brieftasche Ich durchsuche Zimmer u Bett –
vergeblich. Angekleidet, zu Wedel, ins Lindencafé nichts. Nach
25 Hause. Suche, suche, reiße das Bett auseinander – nichts. 170fl und
eineMengeNotizenhin.–IchsetzemichandenTischundschreibe
Dir einen Brief zwar in großer Liebe, aber doch recht übellaunig.
Dann lege ichi mich nieder; lese, fahre mit der Hand zwischen
MatratzeuBettgestell–plötzlichfühleichdieBrieftasche,–aneiner
30 Stelle, wo ich schon hundert Mal gesucht hatte. Ich war sehr froh
und beschloss sofort, den übellaunigen Brief nicht abzusenden.–
Heute früh beiEntsch (mit einem Auftrag vonEbermann), dann
bei Sudermann etwa 1 Stunde; über Freiwild, über Morituri; Dis-
cussion über den »Milchbart« der mir nicht gefiel (in Teja) worin
35 mirFrauSudermannlebhaftibeistimmte.(Erfragtemichdirectnach
demEindruckdieserStelle.)DiegetheilteAufnahmeinWienhatihn
etwas verstimmt. In persönlichem Verkehr ist er sehr, wohl etwas
allzu liebenswürdig.–
Dann beiFulda, der herrlich wohnt; in wenigen Tagen kommt er
40 samtFraunachWien,daseinStückdienächstePremièreanderBurg
ist.–BeiBieMittag;dortKerr;Klavier. JetztzuHaus,iwoichu.a.
häuslichemeinenbeinahezärtlichenBriefvonBahrvorfand.
back to the
book Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931"
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916