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184 dezember 1900
451.TagebuchvonSchnitzler,2.12.1900
2/12MitM. Gl. spazieren;mitBahr,Salten,BukovicsnachWien.
452.Bahr:DerSchleierderBeatrice,5.12.1900
DerSchleierderBeatrice.
(Schauspiel in fünfActenvonArthur Schnitzler.
ZumerstenMaleaufgeführtamBreslauer
Lobe-Theateram1.December1900.)
5 Schnitzler ist einigeZeit inseinThemavomAnatolundvomsüßen
Mädel so verliebt gewesen, daß man schon fast befürchten mußte,
er werde gar nicht mehr loskommen können und bald in Manier
gerathen.Füreinen jungenAutor istes immereineGefahr,wenner
durcheinenglücklichenGriffinsLebendasPublicumraschgewinnt.
10 DerjungeAutortrittauf,siehtsichneugierigum,erblicktGestalten,
erblicktVerhältnisse,dienochnichtdargestelltwordensind,ergreift
sie,weißihnenihreFormzugeben–unddergroßeErfolgistda.Das
Publicum beeilt sich, ihn in eine Rubrik zu bringen: es weiß jetzt,
was es von ihm zu erwarten hat – er hat das sehr hübsch gemacht,
15 wirwollenalsobei ihmbleiben,ersoll sozusagenderLieferantsein,
von dem wir die süßen Mädeln beziehen. Für ihn ist das natürlich
einestarkeVerlockung,dennerkönnteohneMühe,ohneeigentlich
productiv zu sein, indem er nur jene Gestalt oder jenes Verhältniß
wieder von einer anderen Seite oder in einem anderen Lichte zeigt,
20 jedesJahrmiteinemneuenWerkeerscheinenunddarfderWirkung,
die er ja schon erprobt hat, gewiß sein. Dabei wird ihm die Behand-
lung immer leichter werden, er wird sich rasch einer ganz sicheren
Technik bemächtigen, und bloß durch Verstand und Energie, ohne
sich schöpferisch aufzuregen, weil er ja eigentlich immer nur sein
25 erstes Werk reproducirt; wie ein Schauspieler, der eine einmal im
heiligenRauschegefühlte,mitderwildestenErregungerfaßteRolle
nun jeden Abend gelassen wiederholt, kann er sich den Anschein
einerunermüdlichenBegabunggeben.Dabeibegibtessichnurfrei-
lich, daß seine innere Kraft allmählich versiegt, und bevor er es
30 noch selbst merkt, ist sein Talent zur Routine geworden. Das hat
Schnitzler noch zur rechten Zeit gefühlt und, inneren Warnungen
gehorsam,dieKrisemiteinemMuthebestanden,derunterunseren,
leichtvomErfolgbethörtenAutorenselten ist.Mansolltenunmei-
nen, schon ein solches Streben allein müßte auf die Theilnahme, ja
35 Bewunderung des Publicums rechnen können. Das Publicum hat
doch schließlich das größte Interesse daran, daß jeder bei uns wir-
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
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- 1918 510
- 1919 526
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- 1927 586
- 1928 588
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- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916