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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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Page - 185 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

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dezember 1900 185 kende Autor zur höchsten Entfaltung seiner Kräfte gelange. Jeder Autor ist ja ein Capital, das das Publicum glücklich anlegen oder schlecht verwalten kann. Was es trägt, kommt dem Publicum zu, 40 undwennesvergeudetwird,istdieStadt,istdasganzeLanddadurch ärmer geworden. Es ist seltsam, daß bei uns die Behörden, welche dengeistigenReichthum,dieöffentlicheKraftderNationzuverwal- tenhätten,diesnichtzubemerkenscheinen,unddaßdasPublicum, welches doch am Gedeihen oder Verderben der Talente unmittel- 45 bar betheiligt ist, eher eine gewisse Schadenfreude hat, jede Kraft abzuschwächen. Ich habe neulich erzählt, wie sich, als Girardi den engen Kreis liebenswürdig wienerischer Figuren verlassen wollte, um höhere Aufgaben anzustreben, förmlich die ganze Stadt gegen ihn verschwor, und leider scheint es Schnitzler bestimmt zu sein, 50 jetzt dasselbe zu erleben. Er strebt über seine Anfänge hinaus; er fühlt, daß er mehr kann; er will nicht ruhen, bis er die großen Ent- schlüsse,derener inreinenStundentheilhaftiggeworden,durchein Werkerreichenwird.Mansolltemeinen:AlleOesterreichermüßten dabei sein, ihm mit Leidenschaft zu helfen, es ihm zu erleichtern, 55 ihn wie einen Läufer vor dem Ziel durch Zuruf zu befeuern. Sein Erfolg wird ja doch schließlich unser Ruhm sein: denn jedes Werk, das Einem unter uns gelingt, dient zur Ehre des österreichischen Namens, und je höher sich der Einzelne erheben darf, desto größer stehen Alle vor den Nationen da. Bei uns aber sind Haß und Neid 60 so stark, daß wir uns lieber Alle erniedrigen, als es irgend Einem zu gönnen, daß er zur Reife gelange. Das ist ja leider nichts Neues: man lese über die Première von Bauernfeld’s »Fortunat« oder von Grillparzer’s »Weh’ Dem, der lügt« nach – immer haben sich die OesterreichermitErfolgbemüht, jedesTalentanseinerganzenEnt- 65 faltung zu verhindern, bis es klein und scheu geworden ist und sich inseinem nächstenKreisebeschiedenhat. SchnitzlerhätteeinVirtuosewienerischerZierlichkeitundZärtlich- keit werden können. Es hat ihm nicht genügt. Er hat sich edlerer Aufgaben würdig und fähig gefühlt. Er hat um sie mit reiner Lei- 70 denschaft gerungen. Er hat sie endlich in einem Werke erfüllt, das, künstlerisch und menschlich, Alles weit übertrifft, was er jemals geschaffen. Und siehe da, auf einmal geht Alles gegen ihn los, er sieht sichvonSpottundBosheitumringt, es istgeradezu,alswollte man sich an ihm rächen, als könnte man es um keinen Preis dulden, 75 daß Einer unter uns groß wird. Läßt er sich aber ducken, gibt er nach und verzichtet auf sich selbst, dann werden dieselben Leute, diejetztgegenihnhetzen,hochmüthigbedauern,erhabedochnicht ganzgehalten,waserversprochen,undseidochzurvollenEntwick- lung nicht gekommen. Es ist schon ein Vergnügen, in Oesterreich 80 einDichterzusein.
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Title
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Subtitle
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Editor
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Size
14.6 x 23.4 cm
Pages
1010
Categories
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Table of contents

  1. 1891 7
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  5. 1895 91
  6. 1896 115
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  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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