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200 februar 1901
sich dafür rächen wollen, daß sein Versuch mit dem »Tschapperl«
105 mißlungensei?
Zeuge:Ichbinüberzeugt,daßdiesnichtderFallwar; ichbinabso-
lutüberzeugt davon.
Angekl.: Ich finde es sehr komisch, daß Herr Bahr ein Stück ein-
gereicht haben soll, in der Hoffnung, daß man es ablehnen werde.
110 Die Feindseligkeit Bahr’s gegen Brahm bestand ja auch schon frü-
her, schon aus der Zeit der Gründung der Freien Bühne, sie wurde
nurverschärftdurchdieseAblehnung.AuchichhabedasDeutsche
Theaterangegriffen,esabernichtzuGunstendesDeutschenVolks-
theaters herabgesetzt.
115 Nachdem der Angeklagte noch mitgetheilt hatte, wie er auf einem
SpaziergangimStadtparkvonzweiMitgliederndesDeutschenThea-
ters – den Herren Reinhart und Zinner – erfahren habe, daß
die kritische Haltung Bahr’s diesem Theater gegenüber durch die
AblehnungeinesvonihmeingereichtenStückeshervorgerufenwor-
120 den sei, verliest der Präsident die schriftlich eingelangten Aussagen
der vom Angeklagten als Zeugen geführten Berliner Schauspieler.
Herr Zinner bezeichnet das angebliche Gespräch im Stadtpark als
ein richtiges Wiener Kaffeehausgetratsch.
AufErsuchendesDr. HarpnerwirdeineReihevonKritiken,wel-
125 cheHerrBahrim»NeuenWienerTagblatt«überdieAufführungen
des Deutschen Theaters geschrieben hat, zu dem Zwecke verlesen,
um zu zeigen, daß Herr Bahr sich durchaus nicht von dem Motiv
der Rache habe leiten lassen. Ferner gelangt ein Brief des Directors
Brahm an Herrn Bukovics zur Verlesung, welcher unter Anderem
130 folgendeStelleenthält:»Ich glaube nicht einen Augenblick
an die abgeschmackten Dinge, die Ihr Herr Kraus behaup-
tet. Sie thun jedenfalls sehr gut daran, wenn Sie solchem Gewürm
zu Leibe gehen.« Der Brief schließt mit einer Danksagung an
das gesammte Personal des Deutschen Volkstheaters,
135 welches Alles aufgeboten habe, um den Berlinern in Wien den Auf-
enthalt so angenehmalsmöglichzumachen.
Dr. Harpner: Der Angeklagte hat sich auf einen processual sehr
bequemen Standpunkt gestellt. Er sagt, das mit der Bestechung
durch das Grundstück ist das Wenigste. Er kann es nämlich nicht
140 beweisen, und darum sagt er, die Geschichte mit dem Grundstück
ist das Wenigste. Ich will nun zeigen, daß diese Beschuldigung dem
Angeklagten nicht etwa nur so zufällig in die Feder gerathen ist. Er
hat die Beschuldigung nicht nur öfter, sondern in der hämischesten
und kleinlichsten Weise wiederholt. Er beginnt sehr zart. Da heißt
145 es zu Beginn der Campagne gegen Bahr in der zweiten Nummer:
HerrHermannBahr,Realitätenbesitzer inUnter-St.Veit.
Angekl.: Dasstimmtdoch.
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916