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328 dezember 1904
758.AufzeichnungvonBahr,9.12.1904
Dictiert über SchnitzlersPuppenspieler.
759.AufzeichnungvonBahr, 12.12.1904,Auszug
Abends Carltheater, »DerPuppenspieler«.
760.Bahr:DerPuppenspieler, 13.12.1904
DerPuppenspieler.
(Studie ineinem AufzugevonArthurSchnitzler.
ZumerstenMalaufgeführt imCarl-Theateram
12.Dezember1904.)
5 Zwei Freunde treffen sich nach Jahren wieder. Freunde? Nun, wie
es im»EinsamenWeg«heißt:»WirbringeneinanderdieStichworte
so geschickt – es gibt pathetische Leute, die solche Beziehungen
Freundschaft nennen.« Sie sind zusammen jung gewesen, und das
bleibt einem hängen. Eigentlich ist es nur Assoziation, wie die Psy-
10 chologen sagen: der »Freund« ruft Erinnerungen aus einer Zeit auf,
in der wir uns selbst noch lieber hatten. Denn damals dufteten uns
die Rosen stärker, der Wein war heißer und im Winde wälzten wir
uns durch das Gras. Daran erinnert uns der Freund, deshalb haben
wir ihngern;Assoziation. (Wiedenn»Treue«nurgutesGedächtnis
15 ist.)AlsozweiFreunde.SiehabensichzehnJahrenichtgesehen,nun
aber, da sie sich zufällig begegnen, sind sie gerührt. Wenigstens der
eine, Herr Eduard Jagisch, der in der Oper Oboe spielt. Wir mer-
ken bald, daß der Dichter in ihm den schlichten Mann gezeichnet
hat. Er ist verheiratet, er hat ein Kind, er scheint gefühlvoll, wohnt
20 weitdraußenvorderStadt, fastaufdemLande,obwohldas»manch-
malseinemißlichenSeitenhat«;und–underwagtes,sichglücklich
zunennen,»vollkommenglücklich,schattenlosglücklich«,daselbst
»der Tod nichts mehr Schreckliches hat, wenn man einmal Weib
und Kind hat, die einen beweinen werden«. Wir begreifen, daß er
25 mit seinem Behagen den anderen ein bißchen nervös macht. Dieser,
Herr Georg Merklin, ist nämlich keineswegs schlicht. Wir merken
bald, daß er zu den paar Menschen gehört, denen es weniger dar-
auf ankommt, im Leben etwas zu sein, als zu erfahren, was es denn
eigentlich mit dem Leben auf sich hat, und denen ihr Schicksal fast
30 nur wie ein Experiment ist, um daran die Probe auf ihre Gedanken
zumachen.Erhat inseinerJugendgedichtet,manerwartetedamals,
er würde etwas Großes werden. »Wer sagt dir,« antwortete er dem
Freunde, der ihn daran erinnert, »daß ich es nicht geworden bin?
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
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- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
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