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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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Page - 341 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

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januar 1905 341 schaftlichen Ordnung wankend und fragwürdig und verbesserlich geworden ist. Wenn sie freilich weniger ernst, aber dafür mit der menschlichenNaturvertrauterwären,würdensiebegreifen,daßihr 45 vonaußenherniemalszuhelfenist,sondern,wieVetterHamletsagt, aus »des Herzens Herzen« allein, und daß es darum doch eigent- lich, um die Sehnsucht der Menschheit zu heilen, nur ein einziges Problemgibt,nämlich:ihrenGeistundihrGemütsodurchErschüt- terungaufzutreiben,daßihrdieGewalt, jedeFormderGewalt,ganz 50 unerträglich und alles, was bisher Ordnung hieß, unmöglich, aber auch entbehrlich wird. Bis aber einer erst dahin gekommen ist, dies ansichselbstzubegreifen, flickt jedergerneineZeitanden»Fragen derGesellschaft« herum. Das hat auch Schnitzler durchmachen müssen und daher hat sein 55 Stück eine so merkwürdige Haltung. Etwas sehr Entschlossenes nämlich,demmandoch leiseden innerenZwanganhört.Wiewenn jemand sehr eindringlich von einer Sache, deren Wichtigkeit er sich nachdrücklichvorstellt,sprechenwill,abersichsehrzusammenneh- men muß und Mühe hat, dabei zu bleiben, weil er sich insgeheim 60 immer an nähere Gedanken verliert, die stärker sind. Er beißt sich auf die Lippen, um sich nicht merken zu lassen, wie zerstreut er ist: denn dieses ganze Stück ist nur aus dem Verstande geholt, in seiner Tiefe weiß er nichts davon, da bereiten sich still schon die schönen Erfüllungen seiner Reife vor. Wozu vielleicht auch noch etwas 65 anderes kam. Mir will scheinen, als ob ich heraushören würde, wie gern er als junger Mensch im Burgtheater gesessen ist. Die Luft des alten Burgtheaters haucht mich hier an und in manchen Szenenwirdmir fast, alsobsiemirdieHändedesHerrnHartmann entgegenstreckenwürden.Wasunsgefällt, stecktunsunwillkürlich 70 an; was auf uns wirkt, dem möchten wir gleichen, und so wird, gar inbildsamerJugend,unsere innereFormdurchäußereGewohnheit oft mehr als von unserem Wesen bestimmt. Wir merkten es selbst ja damals kaum, aber unwillkürlich nahm der Geist der jungen Leute von 1890 doch immer die Gebärden des alten Burgtheaters 75 an, dieser sehr auserwählten, aber recht abgekühlten, niemals ganz natürlichen, immer hochanständigen, gezügelten Kunst, die so höflich war, immer artig an den Zuhörer zu denken. Sie benahm sich stets, wie man tut, wenn im Zimmer ein großer Spiegel ist: man verleugnet sich ja deswegen nicht, man bleibt natürlich, aber 80 doch anders natürlich, als man ist, wenn man sich nicht sieht. Man weiß dann eben von sich, wie man wirkt, und wenn man sich auch nun deshalb erst recht anstrengt, ungezwungen zu sein, so wird es doch nur eine herablassende Ungezwungenheit, die jede wahre Vertraulichkeit einsamer Gedanken entfernt. Herablassend, 85 leutselig, immer wie ein hoher Herr, der einmal im schlichten
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Title
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Subtitle
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Editor
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Size
14.6 x 23.4 cm
Pages
1010
Categories
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Table of contents

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
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  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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